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An den Rändern der Zeit, Teil 2 (German Edition)

An den Rändern der Zeit, Teil 2 (German Edition)

Titel: An den Rändern der Zeit, Teil 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Ippensen
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Sesseln und Sofas. Ein Marmortischchen mit Teegeschirr vervollständigte die Szenerie, und der sonst eher düstere Raum wurde an dieser Stelle von einer Stehlampe warm erleuchtet. Der Lampenschirm bestand aus gelber Seide ( Pergament aus Menschenhaut hätte mich nicht in Erstaunen versetzt, dachte der Neue) und hatte lange Fransen.
    Er sah, wie Buzz sich vor der Gestalt auf dem Sofa leicht verneigte, und tat es ihm gleich. Doch der Neue wurde ignoriert. Er kam sich wie eine Unperson vor.
    „Nun, Buzz“, sagte die alte Dame, „beginne deinen Bericht. Ich hoffe, du hast gute Neuigkeiten.“
    Für eine Dame ihres Alters (wie alt mochte sie sein?) besaß sie eine überraschend volltönende, energische Stimme. Befehlsgewohnt. Der Neue versuchte, nicht allzu auffällig zu starren, während Buzz mit der Eloquenz und Farbigkeit eines Buchhalters seinen Bericht begann.
    Die Vorsitzende ZSW war zartgliedrig und klein und kleidete sich in ein äußerst konservatives, streng geschnittenes Kostüm. Ihre silberweiße Haartracht hatte sie sorgfältig hochgesteckt, so wie es wirklich keine Augenweltlerin heutzutage mehr trug … und das von zahllosen Runzeln durchzogene Gesicht mit dem elfenbeinfarbenen Teint wäre beinahe aristokratisch fein gewesen – wenn nicht zwei Dinge gestört hätten: zum einen die echsenartigen, gelblichgrauen Augen und zum anderen der etwas zu breite Mund, der diesem Antlitz einen Stich ins Vulgäre gab. – Von Make-up konnte der Neue wenig erkennen; nur eben dieser Mund und die Augenbrauen waren leicht betont. Natürliche Brauen, nicht gezupft. All diese Einzelheiten registrierte der Neue in Sekundenschnelle. Die ersten floskenhaften Sätze von Buzz, mitsamt peinlich genau notierten Nichtigkeiten, rauschten an ihm vorbei.
    „… und ferner, Frau S., müssen wir leider feststellen, dass alle Aufzeichnungen aus den Kellerräumen des AMTES weiterhin verschwunden bleiben; jedoch fand sich ein Beweisstück dafür, dass Herr D. bis zum … also bis zur sogenannten Metamorphose dort unten gewesen sein muss.“
    ( Frau S.! So redet man sie also an, schlicht und beinahe anonym, dachte der Neue.)
    Buzz griff in die längliche, schmale Segeltuchtasche, die er locker in seiner linken Hand trug, und förderte einen Krückstock zutage, den er der alten Dame respektvoll überreichte. Sie prüfte ihn genau.
    „Ja, das ist der seine, Buzz, du hast recht.“ Sie legte den Stock behutsam ab, doch ihre Miene blieb völlig unbewegt. Dabei wusste selbst der Neuling, was Herr D. ihr bedeutet hatte.
    Buzz fuhr fort: „Und obwohl bedauerlicherweise der weitere Werdegang der Zielperson nicht eruiert werden konnte, ist es uns gelungen, zwei Personen zu identifizieren, die bei ihr waren, als das AMT eliminiert wurde.“
    „Und eine Katze“, murmelte der Neuling. Er wusste kaum, dass er gesprochen hatte; jedoch merkte er es sofort an der Reaktion seines Mentors – dann erst spürte er den Hauch dieser drei Worte, die seinen Lippen entflohen waren.
    Buzz zog scharf den Atem ein und straffte sich. Man sah ihm an, wie wütend er war. Es wurde auf einmal sehr still im Raum. Wenn der Neue die Neigung zum Erröten gehabt hätte, dann wäre er jetzt zweifellos zur purpurglühenden Tomate geworden, aber er war frei von dieser verräterischen Schwäche. Die Leiterin der ZSW, die bislang gar keine Notiz von ihm genommen hatte, sah ihn jetzt forschend (fast sezierend!) an.
    „Eine Katze?“, erkundigte sie sich freundlich.
    „Ja, genau. Verzeihen Sie, Frau S., aber ich halte diese Ergänzung des Berichts für wichtig. Die Daten, die ich über das betreffende Tier sammeln konnte, waren überaus bemerkenswert.“ Der Neue war nicht zufrieden mit dieser Formulierung; allzu hölzern und Buzz-mäßig kam sie ihm vor, doch Frau S. fragte wie aus der Pistole geschossen: „Inwiefern bemerkenswert?“
    Er schluckte kurz, und sein Adamsapfel tanzte. „Nun …“ Er rang nach Worten und beobachtete fasziniert die alte, blaugeäderte Hand seiner Auftraggeberin, die vollkommen ruhig nach einer zierlichen Teetasse griff. „Allem Anschein nach ist das Tier schon seit einer ganzen Weile nicht älter geworden. Und da einer der Zielparameter unserer Mission darin bestand, auf ungewöhnliche Zeitphänomene zu achten, hielt ich es für … nun, eben für bemerkenswert.“ Er verdrängte den Gedanken, dass er immer hölzerner daherredete, sich wiederholte und sein Mund wie mit Sand gefüllt war.
    Gleich wird sie den kleinen Finger abspreizen, dachte

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