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Analog 01

Analog 01

Titel: Analog 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Joachim Alpers , Hans Joachim (Hrsg.) Alpers
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hätten sie auch noch die Möglichkeit gehabt, direkt die Koordinaten des Lieferwagens zu verändern. Diese Alternative war natürlich die billigste und mit dem geringsten Risiko behaftet. Natürlich gehörte dazu ein wenig elektronische Zauberei höchster Vollendung, aber es war durchführbar. Er zuckte die Achseln. War ja auch egal. Je weniger er davon wußte, desto besser.
    Jedenfalls war es an der Zeit für das Chamäleon, sein Äußeres zu verändern. Er tippte den Schriftzug in die Konsole ein:
     
    Earth Excavators Inc.
    Jessup, Md.
     
    Er konnte nicht sehen, was draußen vor sich ging, aber theoretisch mußte dieser Schriftzug jetzt an der Seite des kleinen Schiffs erscheinen. Er spähte hinaus in die Dunkelheit. Die Lichter von Luray wurden sichtbar. Höchste Zeit, mit Kull Kontakt aufzunehmen.
     
    „Und damit wären wir nun am Ende angekommen, Mr. Morissey“, sagte Jethro Kull. „Unsere Wege trennen sich.“
    Robert Morissey betrachtete die niederen Hügel, die sich kaum gegen den nächtlichen Himmel abhoben, durch das vergitterte Fenster, dann wandte er sich wieder seinem Peiniger zu. Er sagte nichts.
    Kull fuhr fast entschuldigend fort. „Ich war fair, Morissey. Aber Sie lehnten eine Zusammenarbeit ab. Ohne mich würde Faust nicht existieren. Als Sie den Computer bauten, fehlte es Ihnen immer an Geld. Sie wandten sich an mich, und ich habe Ihnen das Geld zur Fertigstellung Fausts gegeben. Das scheinen Sie vergessen zu haben.“
    Nun ergriff Robert Morissey das Wort. „Als Gegenleistung für das Geld hatte ich Ihnen ein Drittel der zu erwartenden Einkünfte versprochen. Das war unsere Abmachung. Und das scheinen Sie vergessen zu haben.“
    „Ich hatte mir mehr vorgestellt … viel mehr …“
    „Das sagten Sie. Als Faust zu arbeiten begann … als er eine Erfindung nach der anderen ausspie, da wurden Sie gierig. Sie wollten mehr. Plötzlich waren Sie mit meinen Lizenzprogrammen nicht mehr einverstanden. Ich wollte Fausts Erfindungen zu vernünftigen Bedingungen der Industrie zur Verfügung stellen. Sie wollten die Patente benützen, um die gesamte Wirtschaft zu übernehmen.“
    „Sie waren verrückt, Morissey“, murmelte Kull. „Und sind es immer noch.“
    „Daher holten Sie sich dieses gefälschte Gerichtsurteil, zusammen mit Ihrem Anwalt Ordway, und ließen mich in mein kleines Privatgefängnis einsperren … hier in den Bergen. Sie ließen sich zu meinem Rechtsnachfolger ernennen, und dann gründeten Sie mit Ordway Ihre eigene Gesellschaft, Universal Patents, um in meinem Namen an Fausts Patente herankommen zu können.“
    Ein zynisches Lächeln verzerrte Kulls Gesicht. „Alles richtig und alles völlig legal.“
    „Man könnte glauben, es wäre einfacher gewesen, mich zu töten.“
    Das Lächeln dauerte an, aber Kull sagte nichts mehr.
    „Sie haben mich nicht getötet“, fuhr Morissey fort, „weil Sie eine kleine rechtliche Schwierigkeit entdeckten. Ich habe keine Erben. Hätten Sie mich getötet, wären meine Hinterlassenschaften, also Faust und seine Patente, dem Staate Virginia zugefallen.“
    „Richtig.“
    „Und selbst wenn ich ein Testament angefertigt und die Rechte an meinen Patenten Universal Patents überschrieben hätte, wäre das Dokument trotzdem ungültig, da ich ja verrückt und daher außerstande bin, etwas zu unterzeichnen. Und Sie, Kull, da Sie ja mein Vormund sind, können meine Erfindungen nicht rechtmäßig Ihrer Gesellschaft überschreiben. Kein Gericht würde sich auf ein so windiges Geschäft einlassen.“
    „Sehr überzeugend, Mr. Morissey.“
    „Und nur diese kleinen rechtlichen Probleme hielten mich am Leben.“
    Jethro Kull legte den Kopf schief. „Hören Sie das, Mr. Morissey?“
    Der Erfinder sah zum Fenster hinaus.
    In einiger Entfernung konnten sie beide ein rhythmisches Pochen hören.
    Morissey zuckte die Achseln. „Ein Antigrav. Die fliegen hier öfter vorbei.“
    Kull sah auf die Uhr. „Das hier ist ein ganz besonderes Fahrzeug, Mr. Morissey.“
    „Meinten Sie das mit ‚Unsere Wege trennen sich’? Sie wollen mich wegbringen?“
    „Nun, in gewisser Weise könnte man das sagen“, antwortete Kull. „Unterhalten wir uns solange noch ein wenig. Ihre Einschätzung der rechtlichen Situation war ziemlich akkurat. Sie können keine gültige Übereignungsurkunde unterzeichnen, da Sie ja nicht geschäftsfähig sind. Ebensowenig konnte ich als Ihr Rechtsnachfolger und Vormund Ihre Interessen an Faust meiner eigenen Gesellschaft gutschreiben, da die

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