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Analog 03

Analog 03

Titel: Analog 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Joachim Alpers , Hans Joachim (Hrsg.) Alpers
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könnte.
    Er war seit dem frühen Nachmittag da und nicht immer allein. Ich stellte ihn in der Nähe meines Lagers vom ersten Tag fest, von wo aus ich zugesehen hatte, wie die Gruppe des Narowitz über die Mulde gefahren kam. Seine Anwesenheit war mir ein Rätsel.
    Die Aufmerksamkeit des Beobachters schweifte umher. Rund alle sieben Minuten verschwand der Druck, um bald danach zurückzukehren. Ich zog den Rucksack zu mir heran und wartete. Nach der nächsten Pause zog ich im Mesquite die Stiefel an, während der Späher meinen von der Decke verborgenen Rucksack beobachtete.
    Ich hatte vor langer Zeit, aus harter und grausamer Notwendigkeit, gelernt, den Augen des Menschen auszuweichen. Ich trieb mich herum wie ein Gespenst – ungehört und ungesehen. (Und wer wüßte das besser als ich?) Ich stand auf dem Grat und blickte zu ihnen hinab.
    Es waren zwei. Einer schlief unter einer Zeltbahn, während der zweite in das hellgrüne Okular eines Nachtsichtgerätes blickte. Kurz erwog ich einen gespenstischen Besuch, ließ den Einfall aber rasch fallen. Überrumpelte neigen zu gefährlichen Reaktionen.
    Zwanzig Minuten später schlüpfte ich unbemerkt ins Bett zurück. Der Schlaf stellte sich zögernd ein.
    „Der andere Grund, warum ich behauptete, daß dieser Ausflug dazu dient, eure Überlebensfähigkeit aufzupolieren, anstatt sie euch einzuimpfen, ist der, daß das Überleben unter jedweden Bedingungen eine Kunst und keine Wissenschaft ist. Die Technik, die einer von euch entwickelt, kann sich entschieden von der eines anderen unterscheiden, ohne deswegen weniger wirkungsvoll zu sein.
    Doch gibt es bestimmte Parameter, die ihr nicht überschreiten dürft. Vermeidet einen Sonnenbrand; er setzt euch außer Gefecht und führt auch dazu, daß sich dringend benötigtes Wasser in den verbrannten Stellen ansammelt. Die Ergänzung außerzellulären Wassers und Natriums ist lebenswichtig. Wenn ihr durch Schwitzen zuviel Salz verliert, sinkt der Blutdruck gefährlich ab.“
    „Warum?“ Leslie hörte aufmerksam zu. Die übrigen befanden sich anscheinend in einem Zustand zwischen höflicher Aufmerksamkeit und völliger Langeweile.
    „Nun, der Salzgehalt, in Wahrheit der Pegel freier Ionen in euren intra- und extrazellulären Flüssigkeiten, pendelt sich immer auf dem gleichen Niveau ein. Wenn der Salzgehalt auf einer Seite einer Zellmembran steigt, wandert das Wasser osmotisch von der Seite geringen Salzgehalts zu der mit hohem. Wenn euer Blutplasma und andere extrazelluläre Flüssigkeiten weniger salzhaltig sind als das Zellinnere, fließt Wasser in die Zellen. Daher sinkt der Blutdruck, und man bekommt ein Schwindelgefühl, man wird schwach, oder man verliert das Bewußtsein. Wenn das weit genug geht, schaffen es die Körperfunktionen nicht mehr, und man stirbt. Das kann einem sogar passieren, wenn man alles salzfreie Wasser der Welt zur Verfügung hat.“
    Leslie nickte verständnisvoll. Alle übrigen dösten. Aus Gambles Richtung drang ein Schnarchen. Ich fuhr fort.
    „Das Gegenteil passiert, wenn man Wasser, aber kein Salz verliert. Der Salzgehalt im Blutplasma steigt, und das Wasser tritt aus den Zellen aus und ins Plasma, in die Lymphflüssigkeit und so weiter ein. In diesem Fall bleibt der Blutdruck erhalten, aber die Zellen sterben ab.“
    Leslie wirkte verstört. Alle übrigen sahen schläfrig aus.
    Ich lachte.
    „Bedenkt, daß die vorkolumbianischen Indianer dieses Teils von Texas dreimal soviel Freizeit hatten wie ihre Brüder im wasserreichen Osttexas. Es war ihnen nicht nur möglich, hier zu überleben, es fiel ihnen sogar leichter!“
     
    Zwar hätte man mich einst als tollwütigen Hund einstufen können, aber daß ich Engländer sei, hat nie jemand behauptet. Ich saß unter einem schrägen Felsblock, der Mittagssonne entzogen. Zwölf Meter weiter tat Lindquist unter einem anderen Felsen so, als würde er schlafen, den Kopf auf dem Rucksack, der ihm als Kissen diente. Daß er nicht schlief, war der Grund, warum mein Dösen immer wieder unterbrochen wurde. Versuchen Sie mal zu schlafen, wenn Ihnen ein paar Schaben die Brust hinaufkriechen. Die Empfindung ist nicht dieselbe, aber der Ablenkungspegel ist ungefähr der gleiche.
    Weitere Augen auf mir und das Knirschen des Gesteins rechts von mir zeigten an, daß sich Leslie näherte. Ich wälzte mich weiter, um für sie im Schatten Platz zu machen.
    „Guten Tag“, sagte ich.
    „Guten Tag“, erwiderte sie.
    „Kipling hat irgend etwas über das Hinaustreten in

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