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Analog 03

Analog 03

Titel: Analog 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Joachim Alpers , Hans Joachim (Hrsg.) Alpers
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war in den Hüften breiter als in den Schultern und wußte – und das genoß er –, daß er meine Zukunft in seinen plumpen Händen hielt. Falls ich in Struldbrugg nicht fest angestellt wurde, würde das Redundanzamt dafür sorgen, daß ich die Mindestarbeitslosenunterstützung erhielt: Trank, Sterilisierung und Zuteilung zu allen Aushilfsarbeiten, die sie für mich zusammenkratzen konnten. Als ich mich nervös erhob, lächelte er und lutschte geringschätzig an einem gelben Zahn, bevor er die Maske verlogenen Mitgefühls anlegte.
    „Ähh, hmm, ähh … Sherry, es tut mir leid, Ihnen mitteilen zu müssen …“
    Bis zu diesem Zeitpunkt, da meine Ohren vor Schreck zu klingen aufgehört hatten, war er schon von den Ausreden zu den Erklärungen weitergestolpert.
    Ich hatte mir nicht träumen lassen, daß mir so etwas wirklich zustoßen könnte. Mike hatte die ganze Zeit über recht gehabt.
    „Natürlich“, fuhr er fort, „müssen Sie wissen …“
    Alles, was ich wußte, war, daß, falls mir nicht bald ein Ausweg einfiel, meine Tage als intelligentes, denkendes Wesen – soweit das an der Staatsuniversität Struldbrugg überhaupt möglich war, wo die Wachen und die Beamten die Studenten zahlenmäßig übertrafen – vorbei waren. Das Redundanzamt läßt einem nur sechs Wochen zur Arbeitssuche, bevor es seine Hypos schickt.
    Welch ein Gedanke, daß ich, Idiotin, die ich war, Mike (er gehörte dem Lehrstuhl für Chemie an) bei seinem Plan, die Juniorfakultät mit Hilfe von – wie heißt das Zeug? Azeton? – sicherzumachen, nicht helfen wollte. Der Ausdruck klang nicht richtig. Ich erinnerte mich nur daran, es laienhaft so genannt zu haben, und jetzt stand ich wirklich selbst ohne Beruf da.
    „Struldbrugg braucht therapeutisches Englisch und … ähh … Servicevorlesungen wie Stuhlwesens neues Seminar über Sex und Relevanz im amerikanischen Sitcom“, plapperte Fledermaus weiter. „Da Sie in Wirklichkeit Spezialistin fürs 18. Jahrhundert sind, waren einige von uns … ähh … der Meinung, daß Sie vielleicht pädagogische Vorbehalte gegen Vorlesungen auf solchen …“
    Hatte ich, verdammt noch mal! Wenn ich Kompanzine mit billigem Whiskey mischte (alles, was ich mir von dem Schandgehalt noch zu leisten vermochte), konnte ich es überleben, solchen Dreck vorzutragen – mit Müh und Not. Was mir aber wirklich lag – Swift und die literarische Tradition des 18. Jahrhunderts –, brauchte die Staatsuniversität Struldbrugg so dringend wie ein Klistier. Nein, Struldbrugg brauchte ein Klistier.
    Ich sah Fledermaus in die Augen, und der alte Blutsauger ging ein bißchen auf. „Schließlich“, sagte er, „ist Struldbrugg nicht Harvard, müssen Sie wissen.“
    Das hätte ich ihm von dem Augenblick an sagen können, da ich den Ort zum ersten Mal sah. Die Stadt war so klein, daß selbst die Benzinpumpen beim First National Gasohol rostig und die Tankwarte bloße Nullen vom Redundanzamt waren.
    Wohin aber konnte ich mich nach fünf Jahren an einem solchen Ort wenden, wenn mein Arbeitsvertrag nur widerwillig und aufgrund von Schlupflöchern erneuert worden war, die die Gewerkschaft für mich gefunden hatte? Struldbrugg hätte mir zu der Zeit verhelfen sollen, um mein Buch über Gullivers Reisen fertigzustellen, das als Sprungbrett für einen Forschungsauftrag als Staatsstipendiat dienen konnte, was für jeden Gelehrten die einzige Hoffnung war, zu regelmäßigen Mahlzeiten zu kommen. Das Sprungbrett war mir unter den Füßen weggerutscht und das Ding darunter hatte mich gestochen.
    Vielleicht würde Mike meine Entschuldigung akzeptieren. Ich würde alles mögliche tun, um nicht zu einer dieser Nullen mit Mindestarbeitslosenunterstützung zu werden! Wirklich alles.
    Fledermaus fuhr zufrieden fort. „Ach … Sie wissen natürlich, daß Ihnen alle Dienstleistungen der Lehrkanzel zur Verfügung stehen. Hmm, es wär vielleicht besser … begnügen wir uns mit der Bemerkung, daß der Dekan angedeutet hat, es wäre ihm lieber, wenn jene Fakultätsmitglieder, deren Vertrag abläuft, die Nachrichtenverbindungen nicht benutzten. Der Stenobot jedoch – benutzen Sie ihn nach Belieben, natürlich innerhalb vernünftiger Grenzen. Vielleicht würden Sie die freien Stunden oder die Wochenenden lieber für Bewerbungsschreiben verwenden, sobald die nächsten Ausdrucke des Stellenanzeigers erschienen sind.“
    „Danke“, sagte ich. Im letzten Jahr erschien der Anzeiger des Arbeitsamtes mit sechs Monaten Verspätung; wenn ich mich

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