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Analog 03

Analog 03

Titel: Analog 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Joachim Alpers , Hans Joachim (Hrsg.) Alpers
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zusammenbrach.
    Einen Augenblick lang fühlte ich Mitleid mit dem über dem Katheder zusammengesunkenen Körper. Ich bin ein närrischer, liebenswerter alter Mann … Er hätte mich ausgeschlossen, verhungern lassen, zugesehen, wie mich die Drogen zur Null gemacht hätten. Er war mein Feind. Ich sprang auf und übernahm die Gruppe.
     
    „Mach dir keine Sorgen über Nebenwirkungen wie die beobachtete Verfärbung“, sagte Mike eine Stunde später in seinem Labor zu mir. „Wenn dich der Gedanke, sie seien ein Analogon zu Leberflecken, beruhigt, will ich dich davon nicht abbringen. Wir sind auf dem bestem Wege, Sherry; dein Vertrieb funktioniert großartig. Letzte Woche wurden in meinem Lehrstuhl drei ordentliche Professoren zwangspensioniert. Festanstellung, ich bin auf dem Wege zu dir!“
    Als jüngere Kollegen von Fledermaus stammelnd zusammenbrachen, lag dieser in Bewußtlosigkeit, erholte sich dann aber langsam wieder. Ich hörte Geschichten von seiner neuerdings ausgebrochenen gräßlichen Sucht nach Süßigkeiten (Mike hatte ihm anonym eine Schachtel Würfelzucker gesandt) und schundigen Sitcoms, aber ich machte mir noch immer Sorgen.
    „Ich glaube, er lebt ewig“, beklagte ich mich bei meinem Partner. Wir saßen eines Nachmittags nach dem Unterricht trinkend in seinem Labor. Die Flasche, die er im Schreibtisch hatte, war jetzt von trinkbarer Qualität. „Weißt du, er gehört noch immer zum aktiven Stand. Vielleicht fängt er sogar wieder zu unterrichten an.“
    „Dr. F. ist erledigt“, erklärte Mike. Er griff nach dem Zucker und lehnte sich zufrieden zurück. Erst gestern hatte die Lehrkanzel für seine Festanstellung gestimmt – nach einer präzedenzlos kurzen Probezeit von zehn Jahren. Jetzt gefiel er sich in jüngst zerknitterten Polytweeds und legte ein für ihn neues Selbstvertrauen an den Tag, das beinahe Arroganz zu nennen war.
    „Sherry, ich habe dir doch gesagt, daß du dir keine Sorgen zu machen brauchst. Du wirst fix angestellt.“
    Ich glaube, ich war erleichtert.
    „Aber eines stimmt: Fledermaus wird nicht sterben. Keiner der Leute, denen du heimlich die Lösung eingegeben hast, wird je sterben. Anscheinend haben die Hormone, aus denen ich das Azetylcholinesterasestimulans zusammenmischte, eine weitaus drastischere Nebenwirkung als die Flecken, die dir aufgefallen sind. Die Hormone rufen einen Zustand hervor, der in jeder Hinsicht Cockaynes Syndrom erzeugt, mit einer Ausnahme. Mein Serum ruft zwar Senilität hervor, das stimmt, aber es wirkt auch – nun, wie würden es deine Lieblingsschriftsteller nennen? Als Jungbrunnen? Unsterblichkeit!“ Er leckte sich die Worte mit etwas Zucker von den Lippen.
    „In gewisser Hinsicht könnte man behaupten, daß wir ihnen eine Wohltat erweisen.“
    Seine Augen glitzerten vor Selbstzufriedenheit. Lieber Mork, erst einen Tag fest angestellt und schon eine solche Selbstzufriedenheit? Die Fläschchen mit der Lösung glitzerten, als leuchte in ihren Tiefen ein Feuer.
    „Struldbruggs“, flüsterte ich. „In Gullivers Reisen waren die Struldbruggs Unsterbliche, aber ihr Verstand erstarb, und sie – du hast aus allen Struldbruggs gemacht. Das ist eine lebende Verdammnis.“
    Mikes schmaler Brustkorb blies sich vor selbstgerechter Entrüstung auf. „Denk doch bloß daran, mein Mädchen, wer das Mittel in den Kaffee getan hat. Ich bin bloß meinen Forschungen nachgegangen, die jetzt anerkannt und – zu Recht – mit der Festanstellung belohnt worden sind. Zum Unterschied von den immer noch nicht fertigen Arbeiten gewisser Leute, die ich nicht nennen will. Wenn du also etwas übelnimmst, vergiß bloß nicht …“
    Jetzt, da Mike in unkündbarer Stellung war, würde er mich loswerden wollen. Ich war seine Komplizin gewesen, der einzige Mensch an der Universität, der exakt wußte, wohin ihn seine Forschungen geführt hatten. Und niemand wußte besser als ich, daß er mich, wenn er den Entschluß faßte, mich zu erledigen, auch erledigen würde. Außer ich erledigte ihn selbst zuerst. Und hatte ich nicht das Recht, mich zu schützen? Denk schnell, Sherry, oder in ein paar Wochen sabberst du.
    Zunächst würde ich ihm schmeicheln, dachte ich. Die meisten Akademiker sind nicht gegen Schmeicheleien gefeit – vielleicht deshalb, weil ihnen die Frauen so wenig schmeicheln.
    „Na wirklich“, fing ich an, „ich fälle keine Werturteile. Ich weiß die Errungenschaft, die dir in der Forschung geglückt ist, zu schätzen. Ich würde wirklich mehr darüber

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