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Analog 03

Analog 03

Titel: Analog 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Joachim Alpers , Hans Joachim (Hrsg.) Alpers
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darüber nach und spürte, wie mir das Blut aus dem Gesicht wich. Ich griff nach Shagatas Arm.
    „Um Himmels willen – widerrufen Sie den Befehl! Sie wissen nicht, was Sie tun!“
    Er schüttelte meine Hand ab. „Im Gegenteil, Kirst. Ich weiß genau, was ich tue. Ich zeige den Verdeanern, wie die Marine ein Loch gräbt.“ Er lächelte kalt und wandte sich um, sein Gesicht war selbst im Profil kalt.
    Ich wollte etwas sagen – irgend etwas –, aber es war bereits zu spät. Der Hügel verschwand in einem plötzlichen Ausbruch nach oben schießenden Plasmas. Eine Feuersäule aus Gas brannte sich den Weg in den Himmel. Wir spürten die Schockwelle, ein bißchen Hitze und dann die Nachwirkungen einer schockierenden Stille. Kein Niederschlag, minimale Strahlung. Sie machen heutzutage sehr kleine, sehr saubere Bomben.
    Die Wirkung auf die Verdeaner kam beinahe einer Paralyse gleich. Sie sahen mit wachsendem Grauen zu, das ihre Gliedmaßen erstarren ließ. Dann wandten sie sich wie ein Mann um und rannten davon, stolperten geradewegs in die Linie von Shagatas Marineinfanteristen. Zwei von den Panthern wurden umgerissen, einer von ihnen bemühte sich, seine Waffe festzuhalten.
    Für menschliche Augen war die Explosion spektakulär genug. Für verdeanische Augen mußte es ausgesehen haben, als ginge die Welt unter. Ein schwarzes gähnendes Loch mußte sich plötzlich vor ihnen aufgetan haben. Ein Spalt im Himmel. Die Feuersäule (der Feuersturm!) mußte einen Teil der Biosphäre weggerissen haben und ließ eine Leere, eine Lücke zurück – die erste, die die Verdeaner je gesehen hatten!
    Der gestürzte Panther griff nach seinem Gewehr und bemühte sich, aufzustehen. Ein Verdeaner landete auf seiner Brust und prallte ab. Zornig geworden, schwang der Soldat seine Waffe in einem kurzen Bogen und traf den Außerirdischen am Hals. Dieser fiel hin, seine kleine Gestalt wurde rasch unter den Füßen seiner davonlaufenden Gefährten begraben.
    Im selben Augenblick richtete sich Cirlos gerade auf, jeder Muskel war unter seinem grünen Pelz zu sehen. Sein Mund öffnete sich voller Schmerz in schweigender Zurückweisung. Er machte vier Schritte und warf eine Handvoll von Shagatas Marinesoldaten um. Dann langte er hinunter und suchte nach der kleinen, stillen Gestalt.
    Stille. Das war das schlimmste. Das Geräusch ihres Grauens war eine stumme, lautlose Resonanz; eine Stille, die den Hang einhüllte und das Bewußtsein nicht losließ.
    Shagata war auf den Füßen und bewegte sich auf den Sachem zu. Er bellte Befehle in den Kommunikator, das Gesicht steinhart, aber man merkte ihm an, daß er noch geschockt war.
    „Yamada! Noriko! Sorgen Sie dafür, daß die Männer ins Lager zurückmarschieren!“
    „Jawohl, Sir!“ rief Noriko. Sie wich dem Durcheinander aus und lief auf ein Häufchen versprengter Panther zu. Zu ihrer Linken griff sich Hauptmann Yamada einen Mann und schob ihn den Hang hinauf auf das Marinelager zu.
    Ein Marineinfanterist, den Cirlos niedergetreten hatte, erhob sich auf einem Knie. Er schwang sein Gewehr in einem Halbkreis, so daß die Mündung auf die breite Brust des Verdeaners gerichtet war. Cirlos war hart mit ihm zusammengestoßen, er hatte den Helm verloren und mit ihm den Kommunikatorempfänger. Er konnte Shagatas gebrüllte Befehle nicht hören. Er senkte die Waffe leicht, und ein heller Feuerblitz brannte ein Loch in die prometheische Schulter des Sachem, trennte seinen linken Arm beinahe ab.
    Der Sachem stand einen Augenblick da und blickte mit leerem Gesicht auf die schnell verschwindenden Verdeaner. Sein Gesicht machte den Eindruck von Traurigkeit, eines nicht körperlichen Schmerzes. Plötzlich wandte er sich um, ging, fiel.
    „Shagata!“ Meine Kehle brannte vom Schreien. Ich holte ihn ein und schlug ihn auf die Schulter. Ich zeigte. „Faßt die Beine! Wir müssen ihn zu einem Arzt bringen!“
    Zwei Panther halfen mir, den Kopf und die verbrannten Schultern hochzuheben. Noriko schloß sich Shagata an, sie hob ein Bein auf, als wäre es ein halber Baumstamm.
    „Behutsam“, sagte ich warnend. Ich lief rutschend bergauf und hoffte, mein Griff um die blutige Schulter würde nicht abgleiten, bis wir den Sachem in der Sanitätsstelle hatten. Selbst für fünf Personen war das Gewicht des Sachem sehr schwer, und die Rücksichtnahme auf den verletzten Arm machte die Sache noch schwieriger.
    Mit den Panthern, die noch hinter uns waren, passierte etwas, aber ich konnte mir den Luxus, mich umzusehen, nicht

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