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Analog 04

Analog 04

Titel: Analog 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Joachim Alpers , Hans Joachim (Hrsg.) Alpers
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nicht.“
    „Dann erkläre es ihnen noch einmal.“
    Sie schüttelte den Kopf. „Du verstehst auch manches nicht. Du hast keine Vorstellung von dem Wesen eines Tabus. Ich habe dir doch gesagt, daß sie nicht immer rationale Hintergründe haben.“
    „Aber dies Tabu war rational begründet.“
    „Nun, das stimmt. Etwas hier drinnen hat ihre Babys getötet. Aber wenn ich ihnen sage, daß es an der Kälte gelegen hat, dann begreifen sie gar nicht, wovon ich spreche. Sie glauben, es war der Dämon des Regens.“
    „Sag ihnen, daß wir den Dämon des Regens losgeworden sind! Wir haben ihn ausgetrieben.“
    Sie schüttelte den Kopf. „Nur die Sonne kann den Regendämon vertreiben. Die Sonne, die den Sommer bringt. Wir haben dazu nicht die Macht. Sie wissen, daß wir keine übernatürlichen Wesen sind.“
    „Das sind wir doch.“
    „Jack …“
    „Sag ihnen, daß wir uns gut mit der Sonne stehen, daß sie uns hier drinnen einen Extrasommer spendiert hat.“
    „Jack!“
    „Das ist keine schlimme Lüge.“
    „Jack, ich kann nicht mit Wesen arbeiten, die mich für einen Gott halten.“
    „Du vielleicht nicht. Ich übernehme die Rolle gern.“
    Seufzend hob sie die Schultern. „Ich habe sehr lange dazu gebraucht, bis ich sie davon überzeugt hatte, daß wir ganz normale Wesen sind, so wie sie.“
    „Na, wennschon! Dann ist eben einer von uns kein ganz normales Wesen.“
    Sie ballte die Fäuste. „Jack, die Eingeborenen dürfen nicht eingeschüchtert werden!“
    „Ich will sie gar nicht einschüchtern.“
    „Wenn wir ihnen vormachen, daß auch nur einer von uns ein Gott ist, dann schüchtern wir sie ein. Ihre Beziehung zu uns würde sich völlig verändern. Ich könnte nicht mehr weiterarbeiten.“
    Jack starrte sie finster an. „Also steht deine Arbeit gegen meine, hm?“
    „Ja, so ist es. Und solange ich hier die Leitung habe, wird eine normale Beziehung zu den Jinrah den Vorrang haben über … über krankhafte Neugierde!“ Sie wandte ihm den Rücken zu und stapfte aus dem Zimmer.
    „Und wir schalten die verdammte Klimaanlage wieder ein, jetzt gleich!“
    Während der nächsten Tage redete Jack nicht mit den anderen. Er unternahm lange Wanderungen, brachte tierische und pflanzliche Proben mit und untersuchte sie schweigend in seinem Labor. Sein Essen nahm er allein zu sich. Er schlief allein. Die anderen ließen ihn in Ruhe, und Fiona wartete still darauf, daß er seinen Ärger überwand.
    Martina durchbrach die Starre.
    „Ich glaube, du solltest wissen, Jack, daß zwei Jinrah erkrankt sind.“ Sie stand etwa drei Meter von ihm entfernt, während er sich über das Elektronenmikroskop beugte.
    Er richtete sich langsam auf. „Ist es das gleiche wie bei deiner Freundin Shi’Lor?“
    Sie schüttelte den Kopf. „Es sind zwei Männer, Brüder. Sie sind schwer krank. Es scheint mit den Atemwegen zusammenzuhängen. Ihre Familien glauben, daß sie sterben werden.“
    „Was ist mit den Atemwegen?“
    „Willst du es dir nicht selber ansehen?“
    „Doch, sicher.“ Er schaltete das Mikroskop aus und griff nach seiner Instrumententasche. „Wo sind sie?“
    Bei ihrem ersten Besuch bei den kranken Brüdern hatte Martina es zum erstenmal erlebt, daß eine ganze Familie tagsüber unter dem Dach versammelt war. Auch der Häuptling war da und viele Jinrah aus der Umgebung. Bis auf die Familie hockten alle in einem weiten Kreis um das Dach und schaukelten im Takt langsam nach rechts und links. Martina erfuhr, daß dies eine Klage für Sterbende war. Die Familie selbst hatte sich dicht um die kranken Männer geschart, die stöhnend und von gelegentlichen Hustenanfällen geschüttelt nebeneinander lagen. Der schunkelnde Kreis öffnete sich, um Martina und Jack hindurchzulassen, und die Familie sah ihnen ohne großes Interesse entgegen.
    „Die Besucher aus dem Himmel teilen euer Leid“, sagte Martina.
    „Ist es dem Besucher aus dem Himmel gestattet, die Kranken zu berühren?“ fragte Jack. Drei der Gatten gaben ein Zeichen mit der Hand, das Jack als Zustimmung genügte. Er kniete sich neben einen der Kranken und öffnete seine Tasche. Nachdem er Haut und Speichel und Schleimproben genommen hatte, maß er die Homöostasie und schaute in Augen und Mund. „Er sieht sehr schlecht aus“, sagte er zu Martina. „Er bekommt kaum Luft.“
    „Hast du eine Ahnung, woran es liegen könnte?“
    Er schüttelte den Kopf. „Eine Diagnose wäre ein Schuß ins Blaue. Vielleicht weiß ich mehr, wenn ich diese Proben im Labor

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