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Analog 04

Analog 04

Titel: Analog 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Joachim Alpers , Hans Joachim (Hrsg.) Alpers
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auf. Ich mochte nicht länger warten. Was ist mit den beiden Brüdern geschehen?“
    Sie gähnte und reckte sich. „Sie sind gestorben.“
    „Wo hat man sie beerdigt?“

    „Sie wurden nicht beerdigt. Man hat sie an einem traditionellen Platz unter den freien Himmel gelegt. Dort lagen schon viele Jinrah-Knochen.“
    „Wo war das?“
    „Wieso?“
    „Ich möchte eine Autopsie machen.“
    Mit einem Schlag war Martina hellwach. „Was?“
    „Eine Autopsie. Ich darf mir diese Gelegenheit nicht entgehen lassen.“
    „Augenblick mal. Ich weiß nicht, wie die Jinrah darauf reagieren würden.“
    „Sie müssen es ja gar nicht erfahren. Ich bringe die Körper wieder zurück, wenn ich fertig bin.“
    Sie richtete sich im Bett auf. „Jack, das ist Grabräuberei!“
    „Du sagtest doch, man hätte sie nicht vergraben.“
    „Nun werde nur nicht spitzfindig! Du willst dir die Leichen von denkenden Wesen aneignen, ohne jemanden um Erlaubnis zu fragen. Das nenne ich Grabräuberei.“
    „Ja, und …?“ Er starrte sie finster an. „Was macht das schon aus? Offensichtlich interessieren sie sich nicht für die Leichname. Sie haben sie doch einfach liegenlassen, unter freiem Himmel.“
    „Natürlich achten sie ihre Toten.“
    „Dann werde ich es nachts tun.“
    Sie griff mit der Hand nach ihm, berührte ihn jedoch nicht. „Hör zu, ich werde die Familie um Erlaubnis fragen. Vielleicht geben sie ihr Einverständnis. Vielleicht. Sie wissen, daß du dich dafür interessierst, wie sie beschaffen sind.“
    Er schüttelte heftig den Kopf. „Wenn du sie warnst, stellen sie vielleicht Wachen auf.“
    „Jack, wenn sie dich dabei erwischen, weiß ich nicht, was sie mit dir tun werden. Es könnte gefährlich werden. Kulturen, die ihre Toten durch einen umfangreichen Trauerritus ehren, nehmen es meist nicht gelassen hin, wenn man ihre Grabstätten plündert.“
    Seine Lippen preßten sich zu einer schmalen, harten Linie zusammen. „Mal wieder ein Tabu, hm?“
    „Jack, du mußt dich beherrschen. Wir wissen einfach nicht, was passieren könnte.“
    Er ballte die rechte Hand zur Faust, und Martina wich etwas zur Seite, die Faust nicht aus den Augen lassend. Er sagte: „Diese verfluchten Tabus machen mich krank!“
    Sie antwortete sehr leise: „Mir machen sie auch zu schaffen.“
    Seine Faust schoß herab und klatschte auf seinen Oberschenkel. „Ich muß die Autopsie machen. Ich brauche Gewißheit.“
    „Worüber?“
    „Ich glaube, ich weiß, woran sie gestorben sind.“
    Martina sprang auf die Füße. „Du weißt es?“
    „Vielleicht. Es wäre sehr gut möglich.“
    „Was ist es?“
    „Eine allergische Reaktion. Der Tod wurde durch eine Erkrankung der Atemorgane verursacht. Vielleicht waren auch andere Organe befallen. Ich muß es mir genau ansehen, Martina.“
    „Eine Allergie? Wie bist du darauf gekommen?“
    „Ich habe fremdes Protein in ihrem Speichel gefunden.“
    Sie breitete verblüfft die Arme aus. „Es ist doch nichts Besonderes, wenn man im Speichel solche Proteine findet – sie sind schließlich in der Nahrung enthalten.“
    „Diese Proteine nicht. Sie kommen in der Nahrung der Jinrah nicht vor. Es sind menschliche Proteine.“
    „Menschlich?“
    „Menschliche Blutproteine. Die Antigene A und Rh habe ich auch festgestellt.“
    „Wie sollten sie an menschliches Blut kommen?“
    Er zuckte die Achseln. „Sag du es mir. Hat sich vielleicht jemand geschnitten und sie mit seinem Blut beschmiert? Vielleicht sind sie Vampire?“
    „Hast du auch andere Jinrah untersucht?“
    „Ein paar, während du geschlafen hast. Ich habe keine weitere … Verseuchung festgestellt.“ Er entfernte sich von ihr, ging auf die Tür ihrer Kammer zu. „Diese Proteine sind übrigens auch in unserem Speichel enthalten. Hast du sie vielleicht beseibert?“
    Martina verschränkte die Hände fest hinter dem Rücken. „Sind sie etwa gegen uns allergisch?“
    Er zuckte wieder die Achseln. „Nur drei von uns haben A- und Rh-Antigene, du, ich und Paul. Wer von uns hat die meiste Zeit mit den verstorbenen Jinrah verbracht?“
    Martina spürte, wie sich ihre Rückenmuskeln verkrampften. „Dann trage ich also die Schuld?“
    „Vielleicht, vielleicht auch nicht. Wenn ich dir eine Blutprobe abnehmen darf, dann kann ich sie mit den anderen Proteinen vergleichen und dir Gewißheit verschaffen.“
    „Ich habe auch mit den anderen Jinrah viel Zeit verbracht, mehr als jeder andere von uns, aber ich habe nicht beobachtet, daß sie

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