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Analog 06

Analog 06

Titel: Analog 06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Joachim Alpers , Hans Joachim (Hrsg.) Alpers
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Gordy und Calvin in dem Lärm herauszuhören. Benutze den Telepathen-Sucher. Vielleicht funktioniert er wirklich.
    Ich sprang zurück zum Tisch, schnappte den Kasten und schaltete ihn ein. Auf TARA-Stellung zeigte er wieder nach Nordwest und blieb auch dort, als ich aus dem Weg ging. Statt geradewegs aus San Diego zu kommen, hatte Nelson einen Kreis beschrieben und peilte mich nun von Norden her an. Den Kasten wie einen Talisman umklammernd, rannte ich nach draußen zum Wagen.
    Und dann begann der Alptraum.
    Es gab keinen Weg, wie ich Nelson ausweichen konnte, und wir beide wußten es. Seine Piper Comanche brachte es auf eine Reisegeschwindigkeit von wenigstens 180 Meilen pro Stunde und konnte in gerader Linie fliegen, während ich auf kurvenreichen Bergstraßen mit nur einem Viertel seiner Geschwindigkeit bleiben mußte. Wenn ich einen rechten Winkel zu seinem Weg hätte einschlagen können, so daß er über mich hinweggeflogen wäre, hätte ich vielleicht eine Chance gehabt. Aber für einen Trick dieser Sorte war es schon zu spät. Nelson hatte vollständigen Zugang zu meinen Oberflächengedanken, und ich hatte keine Möglichkeit, ohne sein Wissen Pläne zu schmieden.
    Siehst du, es hat keinen Zweck zu kämpfen. Gib auf, dann wird es für uns beide leichter sein.
    Ich biß die Zähne zusammen und fuhr weiter. Dabei versuchte ich vergebens, dem zunehmenden Druck auszuweichen, der mir langsam das Gehirn zermalmte. Eine Kurve tauchte auf, viel zu rasch. Ich trat auf die Bremse und schaffte es, die Kurve zu nehmen, ohne allzuviel an Geschwindigkeit zu verlieren. Jede Faser meines Seins schrie danach fortzukommen, aber ich hatte nicht die Absicht, zu Nelsons Vorteil eine Klippe hinunterzufahren. Mir abwechselnd die Handflächen an der Hose abwischend, versuchte ich nachzudenken.
    Ich war jetzt vollständig von Calvin und Gordy abgeschnitten – der Nah-Kontakt hatte praktisch von dem Moment an, als ich die Hütte verlassen hatte, jeden anderen Kontakt abgeblockt. Sie würden natürlich genug wissen, um die Polizei zu alarmieren, aber es bestand kaum die Möglichkeit, daß die Polizisten mir helfen konnten. Es blieb nicht mal eine Stunde übrig, bevor Nelson die Zwanzig-Meilen-Grenze erreichte, die mit Sicherheit die geistige Auflösung für uns beide bedeutete. Die Air Force? Sie konnte schnell handeln, aber zuerst mußte sie davon überzeugt werden, daß sie sich einzuschalten hatte. Und in einer völlig unmilitärischen Angelegenheit wie dieser hier standen die Chancen gleich Null.
    Ein rötlicher Nebel breitete sich in einer Ecke meines Hirns aus. Nelson, warum tust du uns das an? Es kann dir doch nichts einbringen.
    Ihr habt alle gegen mich gearbeitet: du, Arnos, Calvin – alle. Ihr habt mir das Geld und die Macht genommen, die ich hätte haben können – die ich haben wollte. Aber wenigstens bestimme ich über meinen eigenen Tod. Und vorher werde ich dir Angst einjagen. Du hast doch Angst, nicht wahr, Dale?
    Er wußte, daß ich Angst hatte. Nelson selbst spürte keine Angst: Er empfand nur Schmerz, Wut und eine morbide Genugtuung. Sein Todeswunsch hüllte mich ein, verlieh dem rötlichen Nebel eine schwärzliche Tönung. Tränen der Todesangst zurückhaltend, fuhr ich weiter.
    Ich weiß nicht, wie lange ich gefahren bin und an wie vielen Steilhängen ich nur mit knapper Not davongekommen war. Tatsächlich bemerkte ich die Straße kaum noch, ich fuhr nur noch aus Reflex. So unerbittlich wie die Gezeiten schlugen Nelsons Gedanken über mir zusammen. Unsere Gedanken, Erinnerungen und Gefühle verschlangen sich ineinander, wurden durch die Wucht des Zusammenpralls gekrümmt und verändert. Ich sah seine Entscheidung, Arnos zu töten, wie er einen Angestellten der Fluggesellschaft und drei Tagediebe dazu brachte, die Flugzeugentführung zu planen und auszuführen. Ich sah Arnos’ Todesqualen und wußte, daß er zu spät erkannt hatte, was geschah. Nelsons augenblicklicher Plan lag offen vor mir – wie er versucht hatte, mich in die Hütte zu locken und sowohl den Telepathen-Sucher als auch noch den Beweis für sein Spielen zu zerstören. Ich fühlte seine Machtgier, seinen Zorn und seine Frustration – auf sich selbst, mich, die Welt –, seine Selbstzweifel … und all das wurde Teil von mir. Langsam ging ich verloren in diesem Ding, dieser Dale/Nelson-Kreatur, die gerade entstand, und das Wissen, daß Nelson ähnlich aufgesogen wurde, steigerte mein Entsetzen nur noch.
    Und allzubald schon sah ich das Ende

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