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Analog 4

Analog 4

Titel: Analog 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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ihm übelriechenden Zigarrenrauch entgegen. „Wenn ich meinen Stoff verwässere, wie kommt es dann, daß du ständig so abgefüllt bist?“
    „Die Kraft der Einbildung“, brüllte Drink zurück. „Plazebo-Effekt. Die Typen hier haben darauf auch einen Einfluß. Sag es ihm, Doc.“
    Doc Webster, der bisher ruhig über seinem Drink gehockt hatte, suchte sich diesen Augenblick aus, um seinen Kopf zurückzuwerfen und „ Weh mir ! “ zu brüllen.
    „He, Doc, was ist denn los?“ fragten zwei oder drei von uns sofort.
    „Ich bin ruiniert.“
    „Wieso?“
    Er wendete seine ungeheure Masse uns zu. „Ich habe mir ein wenig Geld nebenbei als Theateragent verdient.“
    „Ohne Scheiß?“
    „Ehrlich, und jetzt hat sich mein vielversprechendster Klient, Dum-Dum, die menschliche Kanonenkugel, entschlossen, sich vom Geschäft zurückzuziehen.“
    Longdrink sah ihn verständnislos an. „Mensch, das macht doch nichts. Bei der Arbeitslosigkeit und allem dürftest du doch keine Schwierigkeiten haben, ihn zu ersetzen. Teufel noch mal, wenn das Geld stimmt, dann mache ich es.“
    Der Doc schüttelte den Kopf. „Dum-Dum ist ein Zwerg. Sie haben die Kanone speziell für ihn gebaut.“ Er nippte an seinem Bourbon und seufzte. „Ich fürchte, wir werden nie mehr einen Artisten seines Kalibers sehen.“
    Callahan heulte auf, und wir anderen erwiesen dem Doc das größte Kompliment, das bei uns möglich ist: Wir hielten uns die Nasen zu und flohen schreiend aus seiner Nähe. Er saß da in seinem speziell für ihn angefertigten Sessel von Übergröße, und er sah ernst aus, aber man konnte sehen, daß er lachte, weil er wackelte wie Götterspeise. „Das war die Rache für gestern abend“, sagte er. „Ich werde es euch lehren, meine Rätsel zu raten.“ Er trank seinen Bourbon aus. „Also, ich muß weg. Ich habe heute im Smithtown-Krankenhaus eine Vertretung.“ Sein Glas traf genau mitten in den Kamin, und er ging unter einem dröhnenden Schweigen hinaus.
    Wir schlichen uns alle auf unsere Plätze zurück und bestellten neu. Callahan war mit seiner Versorgung der Verwundeten kaum zu Ende gekommen, als die Tür wieder aufknallte. Wir drehten uns um, da wir glaubten, daß der Doc es sich anders überlegt hatte und doch noch etwas trinken wollte, und waren überrascht.
    Da in der Tür stand nämlich der junge Tommy Jansen, die Tränen liefen an seinem Gesicht herab, und er war stinkbesoffen.
    Ich erreichte ihn zuerst. „Was ist denn los, um Gottes willen? Komm, ich helfe dir.“
    Er sang ein Stück aus dem alten Lied „Junkie’s Lament“ von James Taylor, „Ricky’s been kicking the gong …“, und das Blut gefror mir in den Adern. War es möglich, daß Tommy so dumm war und … aber nein, das war es nicht. Sein Atem roch nach Alkohol, und er hatte seine Ärmel hochgewickelt. Ich brachte ihn zu einem Stuhl, und Callahan zapfte ihm ein Bier. Er trank es halb aus und weinte noch ein bißchen. „Ricky“, schluchzte er. „O Ricky, du dummer Hund. Er hat mir das Zigarettenrauchen beigebracht, wußtet ihr das?“
    „Ricky wer?“
    „Ricky Maresca. Wir sind zusammen aufgewachsen. Wir … wir haben früher einmal zusammen an der Nadel gehangen.“ Er kicherte durch seine Tränen. „Ich habe ihn drauf gebracht, wie findet ihr das? Er hat mir Tabak gezeigt, und ich habe ihm seinen ersten Stoff gegeben.“ Seine Gesichtszüge brachen zusammen. „Großer Gott!“
    „Was hat Ricky denn?“ fragte ihn Callahan.
    „Nichts“, weinte er. „Nicht das geringste. Ricky hat keinerlei Probleme.“
    „Ach, du Schande“, sagte ich leise.
    „O Mann. Ich habe versucht, ihn dazu zu bewegen, daß er hierherkommt, und wie ich das versucht habe, das könnt ihr mir glauben. Ich dachte, ihr schafft bei ihm vielleicht das gleiche wie bei mir. Mensch, ich habe alles versucht, ihn hierherzubringen, aber ich konnte ihn ja nicht mit Gewalt herschleifen. Ich hätte ihn mit Gewalt herschleifen sollen!“ Er sank in sich zusammen, und Joe nahm ihn in die Arme.
    Nach einiger Zeit fragte Callahan: „Überdosis?“
    Tommy streckte eine Hand nach seinem Bier aus und warf es fast um. „Ach was. Er hat gestern abend versucht, eine Tankstelle auszunehmen, weil er Nachschub gebraucht hat, und der Tankstellenwart hatte eine Kanone in der Kasse. Ricky ist erledigt, Mann, voll erledigt. Er ist weg. Callahan, gib mir einen Whiskey!“
    „Tommy“, sagte Callahan sanft, „unterhalten wir uns erst ein bißchen, nehmen einen Kaffee, und dann saufen wir

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