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Analog 4

Analog 4

Titel: Analog 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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bei Katern wie bei der Liebe ist – beim zweitenmal tut es nicht mehr ganz so weh. Wenn der Vergleich stimmte, dann würde es mir morgen Spaß machen.
    Oh doch, ich spürte wohl Schmerzen, gar kein Zweifel. Ich fühlte mich aber, als litte ich an einer mittelschweren Grippe, während ich mich gestern gefühlt hatte, als sei ich schon seit Wochen systematisch gefoltert worden, um eine Information herauszugeben. Meine Sinneseindrücke waren dieses Mal nur ungefähr doppelt so intensiv wie normal, eine erheblich jüngere und kleinere Maus war in meinem Mund verendet, und mein Schädel war nicht mehr als eine halbe Nummer zu klein. Nur mein Hals schmerzte mich ebenso stark wie gestern, was sich herausstellte, als ich den vorschnellen Versuch machte, auf die Uhr neben meinem Bett zu sehen. Einen scheußlichen Moment lang glaubte ich tatsächlich, ich hätte meinen Kopf abgeschraubt und dieser falle nun herab. Ich befestigte ihn mit meinen Händen wieder, und ich hatte das Gefühl, daß alle Nerven in meinem Hals bloßlagen, bis ich es endlich geschafft hatte.
    Ich muß ein Geräusch von mir gegeben haben. Die Tür ging auf, und Pjotr schaute herein. „Ist alles in Ordnung, Jake?“
    „Selbstverständlich nicht – aber die Hälfte von mir ist noch übrig. Du hast mich wieder ganz bis zum Schluß aufgehoben, was?“
    „Du hast darauf bestanden. Eigentlich konnten wir dich gar nicht zum Gehen überreden, bis du völlig das Bewußtsein verloren hattest.“
    „Na, ich … oh! Meine Gitarre. Ach, Pjotr, ich glaube, jetzt werde ich etwas tun, das mir sehr große Schmerzen einbringen wird.“
    „Was?“
    „Ich werde lächeln.“
    Es brachte mir tatsächlich Schmerzen ein. Wenn Sie zufällig gerade keinen Kater haben, entspannen Sie Ihr Gesicht, und setzen Sie einen Finger hinter und unter jedes Ohr. Konzentrieren Sie sich. Jetzt lächeln. Mein gesamtes Genick war ein Knoten von Schmerz, und die beiden Muskeln, deren Bewegung Sie gerade gespürt haben, waren die Endpunkte des Knotens. Lächelte ich, so wurde der Knoten fester, aber ich mußte lächeln, und die Schmerzen machten mir nichts aus. Lady Macbeth lebte! Das Leben war schön.
    Die Stimmung hielt nicht lange an. Mein Stoffwechsel war noch nicht in der Lage, gute Laune zu tragen. Die Lady lebte nicht. Vielleicht von den Toten zurückgekehrt – aber sie lag noch in tiefem Koma auf der Intensivstation. Zugegeben, der größte Chirurg der Welt kümmerte sich um sie, aber Jugend stand nicht auf ihrer Seite, und auf der des Chirurgen auch nicht.
    Pjotr muß bemerkt haben, wie mein Lächeln verblaßte, und er muß auch den Grund dafür erraten haben, denn er sagte genau das richtige.
    „Die Hoffnung ist da, mein Freund.“
    Ich sah ihn zum erstenmal richtig an. „Danke, Pjotr. Großer Gott, du siehst ja noch schlimmer aus als ich. Ich muß dich geweckt haben, wieviel Uhr ist es denn? Ich traue mich nicht, meinen Kopf zu drehen und nachzusehen.“
    „Praktisch die gleiche Zeit wie gestern. Du hast rund um die Uhr geschlafen, und ich habe gerade meine gewohnten sechs Stunden hinter mir. Ich gebe zu, daß ich mich nicht sehr ausgeruht fühle.“
    „Du brütest sicher etwas aus. Ehrlich, du siehst so aus, wie ich mich fühle.“
    „Also, ehrlich gesagt, ich fühle mich nicht so schlimm, wie ich das erwartet hatte. Das Aspirin muß wohl geholfen haben. Vielen Dank, Bruder.“
    Er senkte den Kopf mit einem Gefühl, das ich für Bescheidenheit oder Schüchternheit hielt.
    „Du solltest selbst zwei nehmen.“
    Er schüttelte den Kopf. „Ich gehöre zu den Leuten, die Aspirin nicht vertragen …“
    „Kein Problem. Ich habe hier die andere Sorte, die ist für jeden Magen verträglich.“
    „Nein, danke.“
    „Bist du sicher? Was hast du gesagt, wieviel Uhr es ist?“
    „Normale Leute sitzen gerade beim Abendessen.“
    „Beim Abendessen?“ Ich kümmerte mich nicht um den Schmerz, richtete mich auf und torkelte schnurstracks aus dem Zimmer, durch den Gang und in die Küche. Ich weinte vor Freude über so viele Nahrungsmittel an einer Stelle. Ich spürte den gleichen Heißhunger wie am Tag zuvor, nur dieses Mal wollte ich Pjotr nicht kochen lassen. Ich schämte mich schon genug, als ich bemerkte, daß er die Überreste des „Spätstücks“ von gestern saubergemacht und weggeräumt hatte, offensichtlich, bevor er sich hingelegt hatte.
    Ich entwarf ein Megaomelette und begann, die Rohstoffe dafür zusammenzustellen. Ich sah es für zwei Personen vor. „Pjotr, du alter

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