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Analog 4

Analog 4

Titel: Analog 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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Armee-Wolldecke bedeckt war, einem roh geschnitzten Tisch, auf dem die Kerze und ein irdener Krug standen, sowie einem Holzeimer, der mit Wasser gefüllt war. Ich zerbrach mir den Kopf über letzteres, bis mir klar wurde, daß es sich hierbei um unsere sanitäre Einrichtung handeln mußte.
    Unsere Wachen stapften in ihren schlammbedeckten Stiefeln hinaus, während der Anführer einen Augenblick innehielt, um etwas zu sagen, bevor er durch die Tür ging und sie hinter sich schloß. Wir hörten ein kurzes Rasseln, als der Schlüssel im Schloß umgedreht wurde, gefolgt von dem Geräusch von Schritten, die sich auf der Steintreppe nach unten entfernten.
    „Was meinst du, hat der Adlige gesagt, kurz bevor er uns verließ?“ fragte Haret.
    „Es könnte alles Mögliche bedeuten, von ’Schlaft gut’ bis ’Willkommen im Tower von London’.“
    „Willkommen wo?“
    „Unwichtig!“
    „Was ist mit Dal? Meinst du, daß sie ihm etwas antun werden?“
    „Warum sollten sie ihn den ganzen Weg hierherschleppen und dann töten? Wahrscheinlich haben sie ihn in ihr Krankenhaus gebracht, vorausgesetzt natürlich, daß sie eines haben.“
    „Was machen wir also?“ fragte Haret, sich in dem kahlen Raum umblickend. Der Wind heulte außerhalb unserer Turmzelle, während er durch die Ritzen des Mauerwerks pfiff. Wir konnten das erneute Plätschern von Regen hören, der von dem Buntglasfenster gegenüber dem Bett abprallte.
    Ich zuckte mit den Achseln. „Was können wir sonst tun, außer uns gut ausschlafen?“
    Wir schlüpften aus unseren dreckigen grauen Overalls und krochen unter die ebenso graue Wolldecke. Ich streckte einen Arm aus und drückte die Kerzenflamme zwischen Daumen und Zeigefinger aus. Als wir eng aneinander lagen, war Haret ein seidener Fleck von Wärme in einem in mancher Hinsicht kalten und dornigen Universum. So lagen wir ruhig da, bis ihre Schultern unter stillen Schluchzern zu zittern begannen.
    „Was ist?“ flüsterte ich.
    Als hätten meine Worte ein Stichwort gegeben drang aus ihrer Kehle ein leises Wimmern, und Tränen suchten sich freien Lauf, als sie ihr Gesicht in der Wiege vergrub, die mein Oberarm und meine Brust bildeten. Ich hielt sie eng umschlungen. Schließlich hörte das Schluchzen auf.
    „Besser?“ fragte ich.
    „Ich fürchte mich, Duncan. Was, wenn sie Verbündete der Dalgiri sind?“
    „Wir werden diesen Grat überqueren, wenn wir bei ihm anlangen. In der Zwischenzeit …“
    Ich suchte in der Dunkelheit nach ihren Lippen und fand sie schnell. Dann leisteten wir uns, wie vom Teufel getrieben, größere Intimitäten. Trotz des schweren Tages, der hinter uns lag, schliefen wir erst weit nach Mitternacht ein.
     
    14
     
    Die Sprachlektionen begannen am nächsten Morgen nach einem Frühstück, welches nur der vielgerühmte Haferbrei sein konnte. Unser Lehrer war ein gebückter alter Krieger mit derart schwerer Arthritis, daß er kaum gehen konnte. Er hieß Argor, und hinter der verzerrten Fassade steckte ein nadelscharfer Verstand. Wie alle hier war er rothaarig, wenn seine Mähne auch durch eine große, kahle Glatze gelichtet und von einem großzügigen Kranz grauen Haars umgeben war.
    Am Ende der ersten Woche unserer Sitzungen, die vom Morgengrauen bis zur Abenddämmerung reichten, hatten Haret und ich eine oberflächliche Kenntnis der einheimischen Sprache. Die Sprache war Swajom, die Burg hieß wirklich Fyalsorn, und die Stadt, zu der wir unser Fenster öffnen und hinunterblicken konnten, hieß Fyalsorn-Daya, wörtlich „die Stadt unter dem Schutz der Burg Fyalsorn“. Der Herr der Burg war Lord Ryfik, dessen Sohn Lord Gosfik der Anführer jener Truppe gewesen war, die uns fand.
    Sobald wir die entsprechenden Worte kannten, fragten wir Argor nach Dal.
    Er blickte uns mit feuchten, blauen Augen an und sagte etwas, das ich beinahe verstand. Nach fünfzehn Minuten harter linguistischer Anstrengungen auf beiden Seiten stellte sich heraus, daß sich Dal in der Obhut des Burgarztes befand. Ich befragte Argor etliche Minuten, bevor ich auf „Arzt“ als Übersetzung kam. Irgendwie paßte Argors Beschreibung eines einheimischen Arztes nicht auf „Doktor“.
    Am Ende der zweiten Woche unserer Gefangenschaft konnten wir beinahe richtige Unterhaltungen führen.
    „Wie lange will man uns hierbehalten, Argor?“ fragte ich eines Tages nach dem Mittagessen. Das Mahl hatte aus einem ungesäuerten Laib Brot und einem köstlichen gerösteten Stück Roastbeef bestanden.
    „Es ist an Lord Ryfik,

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