Auf Umwegen ins grosse Glueck
1. KAPITEL
Der historische Ballsaal im St. Christopher Hotel in Aspen, Colorado, war der perfekte Ort für die Hochzeitsfeier von Thomas Steele und Cheyenne Lassiter. Alle Freunde und Bekannten hatten sich in dem luxuriösen Saal versammelt, um dem glücklichen Paar zuzuprosten und alles Gute zu wünschen, bevor es in die Flitterwochen aufbrach.
Alberta Lassiter allerdings konnte das Ende der Feier kaum erwarten.
"Allie, wie lange dauert es denn noch?" fragte der kleine Junge neben ihr ungeduldig.
Allie lächelte ihn nachsichtig an. Davy war der siebenjährige Neffe von Thomas Steele, ihrem Schwager, und er hatte seine Eltern schon früh durch einen Flugzeugabsturz verloren. Wie alle Kinder in seinem Alter konnte er einer Feier nicht sehr viel abgewinnen.
Liebevoll strich Allie dem Jungen übers Haar. "Du musst dich noch ein bisschen gedulden. Keine Angst, dir wird noch genug Zeit zum Reiten bleiben, denn du übernachtest ja bei Grandma, Worth und Greeley auf der Ranch, solange Cheyenne und Thomas in den Flitterwochen sind."
Flitterwochen! Sie konnte es immer noch nicht glauben.
Cheyenne war jetzt Mrs. Steele, und sie hatte gleic h eine Familie geheiratet. Allie blickte ihre Schwester an. Sie war eine wunderhübsche Braut - aber diese Schönheit war nicht nur äußerlich, sie kam auch von innen. Cheyenne liebte, und sie wusste, dass ihre Liebe erwidert wurde.
Auch sie, Allie, hatte früher einmal geglaubt, den Mann fürs Leben gefunden zu haben. Doch sie war bitter enttäuscht worden.
"O nein, da ist sie schon wieder."
Davys frustrierte Worte rissen sie aus ihren trüben Gedanken.
"Wen meinst du?"
"Die da." Davy zeigte auf ein kleines Mädchen, das schüchtern lächelnd auf sie zukam. "Sie läuft schon die ganze Zeit hinter mir her."
Sie hatte das Mädchen noch nie zuvor gesehen, doch es kam ihr trotzdem bekannt vor. Rot gelocktes Haar umrahmte das kleine, engelsgleiche Gesicht, und Allie schätzte, dass sie ungefähr vier war. "Sie sieht nicht gerade gefährlich aus, Davy."
Der Junge warf ihr einen entrüsteten Blick zu. "Sie nervt mich aber." Das Mädchen griff nach seiner Hand. Schnell trat er einen Schritt zurück und sagte: "Hau ab. Ich mag dich nicht."
Allie sah, wie die Augen der Kleinen sich mit Tränen füllten, und beschloss einzugreifen. Sie kniete sich hin und strich ihr beruhigend übers Haar. "Hallo. Ich bin Allie. Wie heißt du denn?"
Das kleine Mädchen steckte sich den Daumen in den Mund.
"Sie spricht nicht", erklärte Davy. "Wahrscheinlich ist sie zu dumm dazu."
Das Mädchen warf ihm einen bösen Blick zu.
Beinah hätte Allie laut losgelacht. "Gehst du gern auf Hochzeiten?"
Die Kleine zuckte die Schultern. Dann nahm sie den Daumen aus dem Mund und berührte Allies Kleid. "Schön."
"Danke. Dein Kleid gefällt mir auch gut." Das war gelogen, denn das grellviolette Etwas war dem Mädchen viel zu groß und stand ihm überhaupt nicht.
"Das hat Daddy mir gekauft."
"Wer ist denn dein Daddy?" fragte Allie neugierig.
Das Kind drehte sich um und zeigte auf einen
schwarzhaarigen Mann, der sie anscheinend schon entdeckt hatte und auf sie zukam.
"Das da ist er." Sein strahlendes Gesicht zeigte Allie, wie sehr das Mädchen seinen Vater liebte.
"Hallo, Allie."
Allie hatte das Gefühl, jemand hätte ihr einen Schlag versetzt.
Alles um sie her begann sich zu drehen. Was hatte Zane Peters hier verloren? Das konnte doch nur ein Albtraum sein! Was hatte er auf Cheyennes Hochzeit zu suchen? Wie konnte er ihr das antun? Und er wagte es tatsächlich, sie anzusprechen.
Glaubte er etwa, sie hätte ihm verziehen?
Da irrte er sich aber gewaltig. Sie würde ihm nie vergeben.
"Allie? Hast du was? Soll ich Grandma oder Cheyenne holen?"
Davys besorgte Worte brachten Allie wieder in die Gegenwart zurück. "Nein, Davy. Mir ist nur der Fuß eingeschlafen."
"Warte, Allie, ich helfe dir beim Aufstehen", sagte Zane.
Sie beachtete ihn nicht, sondern erhob sich schnell und blickte zu ihrer Schwester, die am anderen Ende des Saals stand und zu ihnen herübersah. Ihre Miene verriet Besorgnis und Schuldgefühle.
Außer sich vor Wut, ließ Allie den Mann, der sie damals betrogen hatte, einfach stehen und ging zu ihrer Schwester.
"Ich kann das erklären", sagte Cheyenne schnell, als sie merkte, wie zornig sie war. "Zane war doch Worth' bester Freund."
"Na und? Willst du mir etwa weismachen, dass unser Bruder ihn eingeladen hat?"
"Nein. Ich habe Zane gestern zufällig in der Stadt getroffen.
Irgendwie
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