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Analog 5

Analog 5

Titel: Analog 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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gleich die ganze Wahrheit. Wohldosiert konnte die Wahrheit wesentlich weniger Komplikationen erzeugen als wohlmeinende diplomatische Lügen.
    „Das gefällt mir gar nicht, was ich da höre“, sagte Beth. „Die Föderation anerkennt keine Sklaverei, in welcher Form auch immer …“
    „Nun verstehe ich“, sagte der Teldier, bevor sie weitersprechen konnte. „Du glaubtest, ich könnte ein Meister sein, und daher hast du Vorsicht walten lassen. Ich jedoch hielt dich, wie die anderen Passanten, ebenfalls für einen Meister, und daher konnte ich nicht zuerst sprechen. Aber der Kontakt zwischen unserer Welt und einer anderen scheint mir eine bedeutende Sache zu sein, die man keinem Sklaven überlassen sollte, so groß seine Verantwortung auch sein mag. Meine Position verbietet es mir, in direkter oder indirekter Form deinen oder sonst einen Meister zu kritisieren, aber mir will scheinen, daß es angemessener wäre, wenn … wenn …“
    „Mein Meister diese Aufgabe selbst erledigen würde?“ kam ihm Martin zu Hilfe.
    „Genau das war mein Gedanke“, bekräftigte der Teldier.
    Martin dachte an ihren Tutor und dessen enormen, unförmigen Körper, sodann an die Größe und Kompliziertheit eines Lebenserhaltungssystems für ihn, und dann dachte er auch noch an die unglaubliche Lebensspanne dieser Rasse. Vorsichtig und wahrheitsgemäß sagte er daher: „Meine Bemerkungen sollen weder kritisch noch unloyal sein, aber mein Meister ist sehr alt, und darüber hinaus wird seine Zeit und Energie von anderen Aufgaben in Anspruch genommen.“
    „Da wir von Angesicht zu Angesicht sprechen, kann ich deine Informationen als Tatsachen akzeptieren, bis mich mein Meister anderweitig instruiert hat“, sagte der Teldier, und sein plötzlich verändertes Verhaltensmuster war offensichtlich. „Aber“, fügte er hinzu, „mein Meister wird keines deiner Worte akzeptieren.“
    „Aus diesem Grund“, beharrte Martin, „wurde ich angewiesen, auf dieser Welt zu landen und Informationen über sie und die hiesige Kultur zu sammeln, damit mein Meister erfährt, wem er sich mit dem Angebot der Freundschaft und des Wissensaustausches nähern muß.“
    „Deinem Meister scheint es an Gespür und Intelligenz zu fehlen“, sagte der Teldier, aber dieses Mal ohne Entschuldigung. „Dein Meister hätte ebensogut eine Funkübermittlungseinrichtung hersenden können.“
    „Das wurde bereits versucht“, berichtete Martin. „Ohne Erfolg.“
    „Selbstverständlich“, sagte der Teldier.
    Es konnte kein Zweifel bestehen, daß sich die Situation ins Negative verkehrt hatte. Die Bemerkungen des Teldiers wiesen darauf hin, daß er einer Rasse mit einem ausgeprägten Kastenempfinden angehörte, in der ein Meister nur zu einem anderen Meister oder zu Gott sprach, und wenn ein Meister zu einem Sklaven sprach, so mußte der Sklave alles glauben, was man ihm sagte, und, dies war wahrscheinlich, alles als unwahr annehmen, was ihm früher von einem niederen Wesen gesagt worden war.
    Das ist verrückt, dachte Martin. Laut aber sagte er: „Wie hätte deine Reaktion ausgesehen, wäre ich ein Meister gewesen?“
    „Wenn du ein Meister wärst“, lautete die Antwort, „so wäre ich außerstande gewesen, dir Informationen zu geben, die nicht zuvor von meinem Meister auf ihren Wahrheitsgehalt und ihre Richtigkeit überprüft worden wären. Wissen, das nicht von einem Meister vermittelt wird, ist, wie du sicher weißt, nicht vertrauenswürdig. Ich hätte dir lediglich dabei behilflich sein können, einen anderen Meister kennenzulernen. Wärst du ein Meister, so könnten wir nicht so frei Hörensagen-Informationen austauschen, wie wir es derzeit tun.“
    „Kann dieser Austausch fortgesetzt werden?“ fragte Martin gespannt. „Ich habe noch viele Fragen – und Antworten.“
    „Ja, Martin“, antwortete der Teldier, „er kann so lange andauern, bis ich deine Anwesenheit und alles, was zwischen uns vorgefallen ist, an meinen Meister weitergebe, der den Wert deiner Informationen abschätzen und mich ordnungsgemäß instruieren wird.
    Meine Neugier geht dahin, daß ich es nicht sehr eilig habe, meinen Bericht weiterzugeben“, fügte das Wesen noch hinzu. „Und mein Name lautet Skorta.“
    „Vielen Dank, Skorta“, sagte Martin erleichtert. Die Atmosphäre schien wieder freundlicher zu sein, doch er mußte immer noch die Beziehungen zwischen Herrn und Sklave herausbekommen.
    „Wirst du deinen Bericht persönlich abliefern, und wenn ja, wo?“ fragte

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