Analog 5
darum.
Ein aufmerksamer Meister, der von vertrauenswürdigen und ehrlichen Sklaven umgeben ist“, führte der Teldier weiter aus, „ist in der Lage, eventuelle Schwierigkeiten vor jenem Punkt zu unterbinden, ab dem es zu Schäden an dem Besitz kommt.“
Einige Sekunden war Martin bemüht, seinen Widerwillen gegen das Bild der teldischen Kultur zu unterdrücken, das vor seinem geistigen Auge entstand.
Wenn Skortas Meister einen vollständigen Bericht über das ganze Gespräch erhielt, dann war die nächste Frage wahrscheinlich eine große Dummheit, aber er mußte sie stellen.
„Bist du denn niemals mit deinem Status unzufrieden, Skorta? Hast du dir niemals gewünscht, ein Meister zu sein?“
„Hast du denn vollkommen den Verstand verloren?“ begann Beth, verstummte dann aber, da der Teldier sprach.
„Es gab Zeiten, da auch ich mir wünschte, ein Meister zu sein“, gestand er und gab wieder eines seiner unübersetzbaren Geräusche von sich, „aber bisher überwog immer der klare Verstand.“
Der Boden der Kluft stieg wieder an, daher hatte der Teldier kaum mehr Luft zum Sprechen, und so konnte Beth endlich länger das Wort ergreifen.
„Du gehst zu große Risiken ein“, warnte sie wütend. „Ich gebe dir den Rat, baldmöglichst zu verschwinden. Einiges von dem, was du zu Skorta gesagt hast, könnte als versuchte Aufwiegelung eines Sklaven ausgelegt werden, und das wird den Meistern gar nicht gefallen. Außerdem sollten wir mit allem Oberflächensensormaterial und nach deinem Gespräch mit Skorta genügend Informationen haben, um unsere Aufgabe erledigen zu können …“
Das Bild, das sich langsam zusammenfügte, war klar, aber keinesfalls sehr erfreulich, fuhr sie fort. Teldi war essentiell eine Sklavenkultur, in der ein Großteil der planetaren Bevölkerung einer elitären Gruppe von Meistern diente, deren Zahl man nach Tausenden, vielleicht sogar nur Hunderten bemessen konnte. Die Kontrolle der versklavten Bevölkerung sah so aus, daß man ein System geschaffen hatte, in dem die Sklaven in allen Stufen der Verantwortung glücklich und zufrieden waren, wenn auch Individuen wie Skorta hin und wieder Zweifel kamen. Sie waren mit ihrem Sklavendasein alles in allem zufrieden, so daß die Sklaven nicht zu Meistern werden wollten, und sie halfen sogar, den Zustand der Sklaverei aufrechtzuerhalten, indem sie andere Sklaven meldeten, die eventuell für Ärger sorgen konnten, während sie gleichzeitig allem rückhaltlos Glauben schenkten, was ihnen von ihren Meistern erzählt wurde, auch dann, wenn diese Informationen wider besseres Wissen waren. Darüber hinaus oblag die Geschichtsschreibung einzig den Meistern, so daß die Sklaven keine Möglichkeit hatten, in Erfahrung zu bringen, ob es nicht einmal bessere Zeiten gegeben hatte.
Das Schlimmste daran aber war, daß die Meister Macht über Leben und Tod ihrer Sklaven ausübten und daß sie die einzigen Wesen auf ganz Teldi waren, denen das Tragen von Waffen gestattet war.
Beth fuhr fort: „Du weißt genau, wie man in der Föderation über Sklaverei oder andere Formen physischer und psychischer Unterdrückung durch Regierungen denkt. Man wird nicht gerade rückhaltlos von dieser Kultur begeistert sein. Aber es besteht immer noch die Möglichkeit, daß die Sklaven sich für die Bürgerrechte qualifizieren können, wenn wir eine Möglichkeit finden, sie von ihren Meistern zu trennen.“
„So einfach ist das nicht“, sagte Martin und dämpfte unwillkürlich seine Stimme, obwohl der Translator ausgeschaltet war. „Dieses fanatische Mißtrauen, das sie allem gegenüber aufbringen, das sie nicht aus erster Hand erfahren haben, macht mir zu schaffen. Vertrauen zwischen intelligenten Rassen ist die oberste Notwendigkeit für eine Bürgerschaft in der Föderation.“
„Das könnte sich ändern, wenn der Einfluß der Meister nicht mehr spürbar ist. Du bist doch aber gewiß auch der Meinung, daß die Sklaven die Wahl haben müssen, ob sie diesen Ort verlassen und Mitglieder der Föderation werden oder ob sie hier bei ihren Meistern bleiben wollen. Zu unserer Aufgabe, vergiß das bitte nicht, gehört auch eine akzeptable Lösung der hier anfallenden Probleme.“
„Fragen wir doch gleich einen“, schlug Martin vor und fuhr dann durch den Translator fort: „Skorta, würdest du gerne auf einer Welt leben, die frei von der Geißel ist, wo du Land beackern und Häuser bauen könntest, ohne dabei immer in Gefahr zu leben?“
„Fremder …“ begann der
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