Analog 5
die Unterhaltung mithörte, ein Lachen unterdrückte.
„Nein“, sagte er.
„Gehört es Ihnen?“
„Nein“, wiederholte er.
„Manchmal benimmst du dich aber so“, sagte Beth. „ Aber sei vorsichtig. Aus der Stadt kommt ein weiteres Fahrzeug auf euch zu. Es ist braun und hellgelb angemalt, zieht einen verschlossenen Anhänger und ist mit einem Wimpel geschmückt. Zwei Wesen an Bord steigen emsig in die Pedale. Es wird euch in etwa zwanzig Minuten erreicht haben.“
Martin schaltete den Translator vorübergehend ab und sagte: „Glaubst du, es handelt sich um die hiesige Polizei? Ich kann erst handeln, wenn sie in Sichtweite kommen, und erst dann wäre es angebracht zu fragen, wer und was sie sind. Aber unser Freund hier bekümmert mich mit seiner dauernden Frage nach meinem Besitzer. Und was meint er mit Hörensagen? Ich kann ihm erst dann antworten, wenn ich weiß, warum ihm diese Frage so wichtig ist.“
Er schaltete den Translator wieder zu und erklärte dem Wesen die Art der Beziehung zwischen ihm und Beth. Über ihre Arbeitsteilung verriet er nichts, dafür erläuterte er jedoch lang und breit die soziale Anthropologie und die kulturellen Normen der Menschen sowie auch die Reproduktion. Doch plötzlich hielt der Teldier zwei seiner vier Arme empor.
„Haben Sie erneut Dank für dieses Hörensagen“, sagte er langsam, als wäre er unschlüssig, ob die wahre Bedeutung seiner Worte auch zu Martin durchdrang. „Doch Sie beantworten Fragen, die noch gar nicht gestellt sind, aber jene, die gestellt ist, bleibt unbeantwortet.“
In diesem Augenblick wurde das gelbbraune Dreirad sichtbar. „Dort nähert sich uns ein Fahrzeug mit Flagge, dessen Insassen es eilig zu haben scheinen. Ist seine Mission von Bedeutung für uns?“ fragte Martin rasch.
Der Teldier sah ihn in einer Weise an, die auf Ungeduld seinerseits schließen ließ. „Es trägt den Wimpel des Meisters der See- und Landkommunikation. Seine Mission hat mit uns nichts zu tun, und sie ist auch nicht wichtig, vergleicht man sie mit der Ankunft eines Wesens, das nicht von dieser Welt ist und das sich weigert, die bedeutendste aller Fragen zu beantworten …“
„Nur zwei Briefträger“, sagte Beth erleichtert.
„… Ihr Status ist nicht eindeutig“, fuhr er fort. „Besitzen Sie oder Ihre Lebensgefährtin das Fahrzeug, mit dem Sie hierhergekommen sind?“
Mein Status …! dachte Martin. In der Dunkelheit begann ihm ein winziges Licht zu dämmern. Laut sagte er: „Das Schiff ist nicht unser persönliches Eigentum, aber wir sind für seine Operationen verantwortlich.“
„Aber es gehört jemanden, der Sie in seiner Handhabung unterweist?“ fragte der Teldier und fügte dann noch hastig hinzu: „Sie müssen den Befehlen des Besitzers gehorchen?“
„Ja“, sagte Martin.
Der Teldier gab ein lautes, gurgelndes Geräusch von sich, das nicht übersetzt wurde, dann sagte er: „Du bist ein Sklave, Martin. Zweifellos ein sehr hochstehender, bedenkt man das Ausmaß deiner Verantwortung, aber nichtsdestotrotz ein Sklave …“
Martin wich instinktiv zurück, als eine der riesigen Hände des Wesens auf ihn zuschnellte. Doch sie verharrte wenige Zentimeter vor seinem Kinn, wobei ein Finger auf das Emblem der Föderation an seinem Kragen deutete.
„… Ist dies das Emblem deines Herrn?“
Sein erster Gedanke war, entschieden zurückzuweisen, daß er ein Sklave war, doch der zweite Gedanke lautete dann, was für neue Komplikationen die Verneinung dieser Tatsache bedeuten mochte. Doch die Föderation war im Grunde genommen wirklich sein Herr, wie sie auch der Herr über alle Nicht-Bürger war.
„Ja“, sagte er erneut.
Der Teldier drehte seine Hand um, die immer noch nur wenige Zentimeter von seinem Gesicht entfernt war, und zeigte ihm ein Armband, welches das dicke, pelzige Handgelenk umschloß. Ein flaches Oval zierte das Band, das mit einem mehrfarbigen Symbol geschmückt war.
„Wie meines“, sagte der Teldier weiter, „so ist auch das Zeichen deines Besitzers klein, geschmackvoll und unauffällig, wie es sich für einen Sklaven mit verantwortungsvoller und gehobener Stellung geziemt. Aber warum bist du der Frage ausgewichen, die deinen Status so rasch geklärt hätte?“
„Weil ich mir über deinen Status nicht im klaren war“, antwortete Martin wahrheitsgemäß.
Er erinnerte sich daran, daß ihr Tutor sie gelehrt hatte, beim ersten Kontakt mit einem Außerirdischen immer die Wahrheit zu sagen, wenn auch nicht unbedingt immer
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