Analog 6
willst. Laut Gordy versuchte Arnos, eine Art elektronisches Gerät zu bauen, um neue Telepathen aufzuspüren.
Mir fiel der Unterkiefer nach unten. Du machst Spaß. Ich habe noch keine Silbe davon gehört. Ich wußte nicht einmal, daß so etwas theoretisch überhaupt möglich ist.
Ich auch nicht, beides nicht, bis Gordy es mir gestern abend erzählte. Anscheinend wollte Arnos nicht, daß es bekannt würde, falls es sich als Reinfall entpuppen sollte.
Jetzt, wo ich darüber nachdachte, fiel mir ein, daß Arnos einen akademischen Grad in Elektrotechnik erworben hatte, bevor er sich der Psychologie zuwandte. Wie weit war er denn?
Das wußte Gordy nicht. Er wollte versuchen, es herauszufinden, wenn er dorthin ging.
Ich überlegte. Calvin, ich würde trotzdem gern heute abend nach Eureka gehen.
Okay. Ich versuche, mit Gordy klarzukommen. Wenn ich es nicht schaffe, seid ihr in ein paar Stunden in Kontakt-Reichweite und könnt es untereinander ausmachen.
Danke. Noch etwas. Ich zögerte. Nelson sagte mir, daß er in Baja war, als Arnos starb. Ist das wahr?
Calvin schwieg einen Moment, und ich konnte sein Erstaunen spüren. Einen Telepathen, wenn auch indirekt, einer Lüge zu beschuldigen, war eine ernste Sache. Tatsächlich weiß ich es nicht. Nelson ist manchmal ein wenig eigenbrötlerisch, und ich bin ziemlich sicher, daß er hin und wieder kurze Ausflüge mit seiner Comanche unternimmt, ohne jemandem etwas davon zu sagen. Ich glaube, es paßt ihm nicht, daß seine Bewegungen so stark beobachtet werden, vor allem nicht, wenn er es für unnötig hält.
Ich grunzte. Das war ja großartig. Vielleicht sollte ich ihm persönlich mitteilen, daß ich nach Eureka will. Wir sprechen uns später, Calvin. Dank für deine Hilfe.
Schon gut. Viel Erfolg.
Einen Augenblick lang lag ich nur da und dachte nach. Dann rollte ich mich zur Seite, nahm das Telefon und ließ mich mit dem Flughafen verbinden.
Um acht Uhr an diesem Abend kam ich in Eureka an und mietete einen Wagen für die Fahrt hinaus zu Arnos’ Haus. Ich war vorher noch nie dort gewesen, aber Gordy hatte mir den Weg früher am Tag genau beschrieben, und ich fand das kleine, bescheidene Ranch-Haus ohne Schwierigkeiten. Mrs. Ledermann, Arnos’ langjährige Haushälterin, wartete auf mich. Mit der für ihn typischen Voraussicht hatte Calvin sie angerufen, um ihr meinen Besuch anzukündigen.
„Ich bin erfreut, Sie kennenzulernen, Mr. Ravenhall“, sagte sie, als ich mich vorgestellt hatte. „Bitte entschuldigen Sie die Unordnung, mir war heute nicht nach Putzen zumute.“
„Alles sieht gut aus“, versicherte ich ihr. Ihr plumpes, nicht mehr junges Gesicht zeigte kaum noch Spuren vom letzten Weinen; die Narben in ihrer Seele würden sehr viel länger zum Heilen brauchen. Ich wollte nicht neugierig sein, aber ihre Oberflächengedanken zeigten ganz deutlich, daß sie Arnos von Herzen geliebt hatte. Ich fragte mich, was er wohl für sie gefühlt hatte, und der Gedanke brachte mich unweigerlich auf Colleen. Mich mit einem Ruck losreißend, kam ich wieder auf mein Anliegen zurück. „Mrs. Ledermann, hat Arnos irgend etwas Ungewöhnliches gesagt oder getan, bevor er gegangen ist? Irgend etwas, das andeutet, daß er sich über etwas Sorgen machte oder einen Verdacht hegte?“
Sie schüttelte den Kopf. „Ich habe darüber nachgedacht, seit Mr. Wolfe heute nachmittag aus Colorado angerufen hat, aber mir ist nichts eingefallen. Arnos schien ein wenig zerstreut zu sein, als er vor zwei Wochen aus Los Angeles zurückkehrte, aber das ging rasch vorbei, und er ging wieder an seine Arbeit an dem Telepathen-Sucher – ich nehme an, Sie haben inzwischen davon gehört.“
„Ja. Wer außer Ihnen wußte noch, daß er daran arbeitete?“
„Gordy Sears natürlich“, antwortete sie. „Ich glaube, er war Arnos’ bester Freund. Und ich glaube, Mr. Follstadt wußte es auch.“
„Nelson?“ Das schien mir sinnvoll. Einer der Hauptzwecke des Gerätes würde es sein, junge Telepathen aufzuspüren, ehe zufällig psychische Schäden eintraten, und das Wissen, daß ein solches Gerät in Arbeit war, mochte Nelsons Ängste, noch einmal so verletzt zu werden, verringern.
„Dürfte ich den Ort sehen, an dem Arnos arbeitete?“
„Wenn Sie wollen.“ Sie zuckte die Achseln, und ich entdeckte etwas von einer Zuflucht in den Bergen in ihren Gedanken. „Aber das meiste an elektronischer Arbeit hat er in seiner Hütte in den Sierras gemacht. Es sei friedlicher dort, sagte er immer,
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