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Analog 6

Analog 6

Titel: Analog 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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sich vor ihrer Stärke zu verbeugen? Nein, die Wahrheit ist, du hast mich ebenso behandelt wie mein Volk: Du hast uns gefangen und gezähmt und uns in etwas verwandelt, was wir nicht waren. Du hast uns zu Werkzeugen gemacht, zu Waffen deiner bevorstehenden Rache an dem Bösen.
    Wer ist der Böse, o Himmelssänger, Gefangener des Sees?“
    „Das weißt du doch“, antwortete Himmelssänger überrascht. „Ich habe dir die Geschichte viele Male erzählt.“
    „Aber ich bin nur eine Sterbliche, Großmächtiger, und mein Gedächtnis ist schwach. Bitte sage mir, wer der Böse ist.“
    Selbstverständlich bemerkte Ös die Falle, doch er beschloß, ihr den Gefallen zu tun.
    „Yd ist mein alter Feind, der Erste, der Herr des Meeres.“
    „Und warum ist Yd böse?“
    „Auch das habe ich dir erklärt. Yd ist so, weil …“
    „Ich meine, wie ist Yd böse? Welche Eigenschaften machen Yd böse?“
    Himmelssänger gab ein lautes Seufzen von sich, große Luftblasen schwebten empor und zerplatzten im Umkreis von mehreren Quadratmetern um das Boot an der Wasseroberfläche.
    „Yd tötete jene, die ich liebte, und Yd wird auch jede andere Lebensform auslöschen. Yd duldet keine Andersartigen und erst recht nicht Rivalen. Yd kann die gleichen Rechte anderer Einheiten nicht begreifen, und daher versteht er auch den Schmerz anderer nicht. Yd lebt nur für die eigenen Ziele. Letzteres ist möglicherweise das Ziel aller Wesen, und daher auch nicht böse im absoluten Sinne, doch das macht es gewiß sehr schwer, mit diesem Yd auf einem Planeten zusammenzuleben.“
    „Und welche Ziele verfolgst du, Himmelssänger?“
    Ös hatte das vorhergesehen. „Meine eigenen, Kleines, und … und … “ – Ös strahlte heller, um ihren unausgesprochenen Einwand beiseite zu wischen – „… ich glaube fest daran, daß ich auch die Ziele der Natur verfolge, der Evolution, wenn du willst. Vielleicht erinnerst du dich an meine Worte über die Beobachtung der Art und Weise, wie ganze Arten wachsen, sich verändern und sterben, wie normale Individuen auch. Durch die Allianz mit deinem kleinen Volk habe ich eure Überlegenheit über die ganze Welt gesichert – nicht nur über die anderen Stämme eurer Art, sondern über alle lebenden Dinge auf diesem Planeten. Nein, Kleines, vielleicht noch nicht ganz, das ist mir klar. Ihr seid immer noch einfach und schwach, und ich muß eure Hegemonie erst noch über alle Geschehnisse in der Welt ausdehnen, ebenso über das Leben darin und die Elemente selbst. Doch diese Nacht wird kommen, mag sie auch noch zahllose Generationen entfernt sein, Grünauge. Irgendwann einmal wird diese Welt für euch zu klein werden. Das sehe ich so deutlich vor mir, wie ich die Sterne sehe. Aber nur, wenn ihr den Ersten in der Zwischenzeit vernichten könnt. Doch allein auf euch gestellt, werdet ihr das niemals schaffen. Ohne mein Eingreifen wärt ihr wahrscheinlich schon vor langer Zeit in Schiffen über das Meer gesegelt, und dann wäre der Erste zwangsläufig auf euch aufmerksam geworden und hätte eurer Rasse ein Ende gesetzt. Dann wäre Yd Herr über alles geblieben, bis Himmel und Welt enden. Mit meiner Hilfe habt ihr möglicherweise eine Chance. Und wer könnte euch in diesem Fall ein besserer Verbündeter sein als ich? Bin ich nicht der Feind des Feindes? Und doch hätte ich allein keine bessere Chance als ihr.
    Und da dieser Krieg so oder so unausweichlich ist – sollen wir uns da nicht die bestmögliche Ausgangssituation schaffen, die wir uns vorstellen können? Auch als Verbündete kann ich unseren Erfolg nicht garantieren, doch gemeinsam haben wir größere Chancen.“
    „Und was wird in der Zwischenzeit aus meinem Volk?“ blitzte Wink zornig. „Seit dem Anbeginn der Zeiten haben ungezählte Tausende von uns ihr Leben einzig dir gewidmet. Wir haben dich als Gott verehrt – wie viele andere namenlose Götter mögen aus diesem Grunde unverehrt geblieben sein? Was ist mit meinem Freund Rotfüßiger Er, der in die Falle lief, die er am meisten fürchtete, und der in deinen Diensten in die Barbarei zurücksank? Was ist mit den erschöpften Hunderten von den Ausländern, die unter wer weiß welchen Entbehrungen Pilgerzüge auf sich nahmen, nur weil die Priester freizügig in der Auslegung eines göttlichen Wunsches waren und du dich nicht selbst um die Konsequenzen gekümmert hast? Und was, o Himmelssänger, ist mit mir ? Während ich mit dir lange Unterhaltungen geführt habe, während ich deine üblen Launen mit

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