Sandra Henke
Alphavampir
Teil 2 der Alpha-Reihe
1. Auflage März 2011
Titelbild: Agnieszka Szuba
www.the-butterfly-within.com
©opyright 2010 by Sandra Henke
Lektorat: MetaLexis
Satz: nimatypografik
ISBN: 978-3-86608-628-9
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Prolog
«Ich habe ein Problem, Claw.»
«Wir reden später, Tala. Lass uns erst rennen.»
«Vor Problemen kann man nicht davonlaufen.»
«Erst rennen wir, das macht den Kopf frei und die Gedanken klarer. Danach reden wir, versprochen.»
Und der Alphawolf hatte Recht behalten. Es war befreiend zu Rennen. Und erregend. Talas weißes Fell hatte sich aufgerichtet und das Adrenalin pumpte durch ihren Körper. Sie spürte keine Kälte, nur die Hitze der Wölfin, die hinter dem imposanten schwarzen Timberwolf herjagte. In Gestalt der Menschfrau hasste Tala jeglichen Sport, aber kaum hatte sie sich in einen Polarwolf verwandelt, gab es nichts Schöneres für sie als zu laufen. Der Schnee knirschte unter ihren Pfoten. Die Schneedecke war dünn und hatte tagsüber zu tauen begonnen, aber aufgrund der Dämmerung und des einsetzenden Nachfrostes hatte sich eine dünne Eisschicht auf dem Schnee gebildet.
Für Menschen war der Winterwald ein Ort der Ruhe. Der Schnee schluckte alle Geräusche und die meisten Tiere hielten Winterschlaf. Doch Tala hörte es knistern im Unterholz, denn die Tiere in ihren Unterschlüpfen wurden unruhig, da sie den Frühling bereits spürten. Biberspuren führten an das Ufer des Flusses, dessen Eisschicht schon aufgebrochen war, entlang. Wenn die Biber mit der Paarung begannen, war der Wetterumschwung nicht weit. Ein Mauswiesel huschte vorbei und die ausgezeichneten Augen von Talas Polarwölfin bemerkten eine winzige braune Stelle im weißen Fell. Der Farbwechsel war ein weiteres untrügliches Zeichen, dass die Temperaturen langsam stiegen.
Doch noch triumphierte der Winter. Schneeflocken fielen leise zur Erde. Noch vor Kurzem hatte Tala nicht einmal geahnt, dass Flocken knisterten. Wenn es schneite, klang es, als würde der Winterwald wispern. Die Wölfin in ihr liebte dieses Geräusch, dann fühlte sie diesen unbändigen Wunsch, ihrem Freiheitsdrang nachzugeben und zu rennen, bis sie sich völlig losgelöst fühlte. In diesem Rauschzustand kam es ihr so vor, als würde sie auf Wolken laufen.
Claw stoppte unvermittelt unter einer jungen Eibe, deren dünne Zweige sich unter der Schneelast bogen. Kaum war Tala neben ihm stehengeblieben, stellte er sich auf die Hinterbeine und stemmte sich gegen den dünnen Baumstamm. Der Stamm gab unter Claws Gewicht leicht nach. Als Claw wegsprintete, begriff Tala seinen Plan, aber da war es schon zu spät. Der Stamm federte zurück und der Schnee fiel von den Ästen auf sie herab. Tala duckte sich instinktiv, was natürlich gar nichts nützte. Der Schnee auf ihr schmolz schnell und benässte sogar ihr Unterfell, was ihr gar nicht passte. Sie schüttelte sich, knurrte und stürzte sich auf Claw.
Durch seine kräftigen Läufe war der Timberwolf viel schneller als sie, aber dank ihres weißen Fells war es leicht für sie, sich in dieser Jahreszeit zu verstecken, außerdem machte der kleinere Körper sie wendiger.
Sie scherte plötzlich nach rechts aus und legte sich hinter einer umgefallenen Birke so flach wie möglich in den Schnee. Seine tierischen Instinkte würden Claw recht schnell zu ihr führen, deshalb durfte sie nicht dort bleiben. Als er merkte, dass sie ihm nicht länger nachjagte, kehrte er zurück. Seine Atemzüge begleiteten Tala, während sie im Schutz des schneebedeckten Birkenstammes vorankroch.
Gerade rechtzeitig sprang sie auf die andere Seite des Stamms. Sie hatte noch Claws Schnauze gesehen, die schnüffelnd ihrer Spur folgte. Niedlich, wie der große, böse Alphawolf ihr hinterherlief!
Im nächsten Moment hörte sie ihn lossprinten. Der Schnee krachte unter seinen Pfoten. Jetzt musste sie sich beeilen.
Sie sprang auf den Baumstamm und stürzte sich von oben auf ihn. Wie ein Knäuel aus schwarz-weißem Fell rollten sie ein Stück dahin und schließlich einen Abhang hinunter. Tala ärgerte sich, dass er es doch