Analog 6
„Ich erinnere mich daran, und mein Sinn ist von großer Freude erfüllt.“
Sorrel schluckte. „Dasselbe fühle auch ich. Ich bin glücklich, dich zu treffen.“
Abrupt trat Sor Hi zurück, er sah die Rosaner, die auf ihn warteten. „Ich muß jetzt gehen, meine Lehrer warten auf mich.“ Er ging schnell davon. „Wir werden uns bald wieder begegnen.“
„Wir sollten ihn unterrichten“, murrte Sorrel, während er mit Wandra davonging.
„Das ist ja ein toller Gedanke! Willst du wirklich, daß er so sehr gebremst wird?“
Sorrel antwortete nicht.
Wandra kicherte. „Ich denke, wir sollten uns wieder um die Verbreitung der Prophezeiungen und Legenden kümmern, damit auch wirklich jedem klar wird, daß Sor Hi derjenige ist, der so lange erwartet wurde.“ Lachend legte sie den Kopf in den Nacken. Gelegentlich hatten sie – besonders wenn sie sich von den Belastungen der Erinnerungsrekonstruktion erholen wollten – sich die Zeit damit vertrieben, durch das Höhlennetz zu schlendern und Legenden auszustreuen. Sie erzählten Rosanern von Visionen ihrer Vorväter, in denen sich die Rückkehr des Glaubensstifters ankündigte, sie sprachen von Omen und Zeichen. Später stellten sie fest, daß sich auch andere Geschichten verbreiteten, die sie gar nicht ausgestreut hatten. Und wenn man sie um eine Bestätigung bat, dann gaben sie sie. So erreichten Sie, daß sich auch die Schöpfungen der anderen ausbreiteten. Die Bevölkerung war reif für die Wiederkehr des Glaubensstifters.
Sorrel kicherte. „Mach dir keine Sorgen, die Leute werden schon herausfinden, daß Sor Hi der Versprochene ist. Die Techniker haben eine Propagandatruppe geschaffen, die sich alle Mühe gibt, eben diese Neuigkeit zu verbreiten. Diese Propagandaeinheit besteht aus Gläubigen.“
„Wunderbar.“ Wandra lehnte ihren Kopf gegen Sorrels Schulter.
Eine Gruppe von Rosanern eilte vorüber, und Sor Hi war einer von ihnen. „Wie steht’s?“ rief Sorrel ihm zu.
Sor Hi blieb stehen. „Es ist wundervoll. Prim Sols Erinnerungen sind voll von dem Leid und dem Haß, die damals zwischen den Blutlinien herrschten, die sich in den Tagen der Erleuchtung bekämpften. Er kannte nur den Ärger und die Schwierigkeiten, die ihm im Weg standen. Doch für mich ist alles anders – ich kann ein Held sein, wo er ein Schurke war.“ Er atmete tief ein und sah Sorrel an. „Es ist eine wunderbare Welt, die Sie und er geschaffen haben“, rief er ihnen im Fortlaufen zu.
Wandra stimmte ihm zu. „Ja, das ist sie.“
Sorrel beobachtete, wie er in einem fernen Gang verschwand. „Ich wünschte, es gäbe etwas, was wir für ihn tun könnten!“
„Es gibt etwas.“
Sorrel schaute zu ihr hinab. „Was?“
„Uns etwas Schlaf verschaffen, damit wir ihm später, wenn er uns braucht, zur Seite stehen können.“ Sie schmiegte sich an seinen Arm. „Oder vielleicht sollten wir etwas ganz anderes tun: Wir sollten feiern. Kann ich dich verführen?“
Sorrel lächelte sie an. „Ich fürchte, das könnte dir gelingen.“ Sie schlugen die Richtung zum Schiff ein. „Wir wollen es herausfinden.“
Sorrel und Wandra stellten fest, daß die UL-Laboratorien fast leer standen. Die wenigen anwesenden Rosaner waren mit den üblichen Kommunikationsverbindungen beschäftigt und nicht mit den UL-Prototypen. In einem Raum saß Cal auf dem Stuhl, der eigens für die Menschen aufgestellt worden war. Sein Gesicht hatte einen bestürzten Ausdruck.
„Ich weiß nicht, ob ich lachen oder weinen soll“, stöhnte er „Sor Hi war ungefähr sechs Stunden lang hier und hat sich mit unseren Problemen vertraut gemacht. Wandra, du erinnerst dich doch bestimmt, daß wir uns gegen die Rotationsmethode im Hyperraum entschieden haben, da niemand sagen konnte, wie wir die zeitliche Steuerung bewerkstelligen sollten?“
Wandra nickte.
„Nun, nach den sechs Stunden sah sich Sor Hi die Sache an und fragte, warum wir es denn nicht besser so als so versuchten, und da lag die Lösung sofort auf der Hand.“ Cal wandte sich an Sorrel. „Für dich bedeutet das, daß wir in ein paar Tagen über ein arbeitsfähiges UL-Kommunikationsgerät verfügen können.“
Sorrels Unterkiefer sank herab. Wandra hüpfte wie ein Gummiball durch das Zimmer, klatschte in die Hände und umarmte abwechselnd Sorrel und Cal. „Wir können uns wirklich gratulieren!“ rief sie aus.
„Tja“, versetzte Cal mürrisch. „Wir würden ein arbeitsfähiges Gerät haben, wenn sich mal wieder ein paar Techniker hier
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