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Angeklagt - Dr. Bruckner

Titel: Angeklagt - Dr. Bruckner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dr. Thomas Bruckner
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    »Ich wäre nicht zu dieser Beerdigung gegangen!« Dr. Johann Heidmann stand neben Dr. Thomas Bruckner in einiger Entfernung von der Grabstätte, um die sich die Angehörigen versammelt hatten. Friedhofsangehörige schoben den schweren Eichensarg auf einer Lafette heran, hoben ihn herunter und ließen ihn an langen weißen Tüchern in die Grube gleiten. Ein Geistlicher trat an das offene Grab und sprach ein paar Worte. Sie klangen unpersönlich. Man merkte ihm die Routine an, und fast hatte man das Gefühl, er schaue auf die Uhr, um keine Sekunde länger reden zu müssen, als es unbedingt üblich war.
    Man konnte es ihm nicht einmal übelnehmen. Das Wetter war unfreundlich. Obgleich es ein früher Apriltag war, hatte man das Gefühl, sich mitten im Herbst zu befinden. Der Friedhof lag in dichtem Nebel. Man sah selbst die Zunächststehenden nur als Schemen. Die Feuchtigkeit in der Luft reizte die Atemorgane. Immer wieder wurde die Rede des Pfarrers durch unterdrücktes Husten unterbrochen.
    »Wir hätten wirklich nicht kommen sollen«, wiederholte Heidmann und deutete mit dem Kopf auf die wenigen Leidtragenden, von denen immer wieder Blicke zu den beiden Ärzten hinübergingen. Es waren keine freundlichen Blicke. Der junge Mann, zu dem der Pfarrer jetzt trat und dem er die Hand auf die Schulter legte, blickte ausgesprochen feindselig die beiden Arzte an.
    »Doch –«, Thomas Bruckner bemühte sich, leise zu sprechen, »ich halte es nach wie vor für richtig, an der Beerdigung teilzunehmen. Schließlich hatte ich Frau Schnell operiert.«
    »Und man schiebt Ihnen die Schuld an ihrem Tod zu!« Dr. Heidmann hatte etwas lauter gesprochen. Ein unwilliger Blick des Geistlichen traf ihn.
    »Von Erde bist du gekommen, zu Erde wirst du wieder werden …« Der Geistliche nahm als erster etwas Erde auf die Schaufel, die ihm einer der Friedhofsangestellten hinhielt, und ließ sie in die Grube fallen. Es gab einen dumpfen, drohenden Ton.
    Als nächstes trat ein junger Mann an das offene Grab. Er griff mit der vollen Hand in die Erde hinein und schaute noch einmal haßerfüllt zu Dr. Bruckner hin, bevor er die Erde auf den Sargdeckel fallen ließ.
    »Ich glaube, wir gehen besser.« Dr. Heidmann griff nach Dr. Bruckners Arm und wollte den Freund davonziehen.
    Thomas Bruckner aber wehrte ab. »Nein, wir bleiben bis zum Schluß. Ich habe mir nichts vorzuwerfen. Wenn wir jetzt gingen, würde es so aussehen, als ergriffen wir die Flucht, als gäben wir unsere Schuld zu. Ich …«
    Er erschrak. Etwas Erde war gegen seinen Mantel gefallen. Erschrocken schaute er zu dem Grab hin.
    »Das war der junge Herr Schnell. Ich habe es gesehen. Er hat die Erde nach Ihnen geworfen.«
    Dr. Heidmann wollte auf den jungen Mann zugehen, der jetzt mit gesenktem Kopf am Grab stand und seine Hände an einem Taschentuch abwischte, aber Thomas Bruckner hielt ihn zurück. »Sie werden doch keinen Unsinn machen!«
    »Ich habe es aber gesehen. Er kann Sie doch nicht einfach mit Dreck bewerfen …«
    »Wenn es nur diese Sorte von Dreck ist …« Bruckner strich über die Stelle seines Mantels, an der noch etwas Erde klebte, und schüttelte den Stoff. Die Erde fiel ab.
    »Ich möchte nur wissen, was die Dame Pellenz hier verloren hat.« Dr. Heidmann schaute kopfschüttelnd eine junge Frau an, die jetzt zu dem jungen Mann trat und ihm teilnehmend die Hand drückte.
    »Warum sollte sie nicht kommen? Schließlich hat sie seine Mutter in den letzten Tagen auf Station betreut.«
    Bruckner zögerte eine Weile, dann nahm er Dr. Heidmann beim Arm. »Kommen Sie – wir wollen auch unsere Erde auf den Sarg werfen.«
    »Das können Sie doch nicht tun!« Vergeblich versuchte Dr. Heidmann Dr. Bruckner zurückzuhalten. »Der bringt es noch fertig und stößt Sie in die Grube.«
    Dr. Bruckner achtete nicht auf die Warnung seines Assistenten. Er ging auf das Grab zu. Der Friedhofsangestellte wollte gerade die Schaufel beiseite legen, auf der die Erde gelegen hatte. Er zögerte, hielt sie dann Dr. Bruckner hin, der eine Handvoll nahm und sie in die Tiefe warf.
    Zögernd war Heidmann gefolgt. Es sah aus, als wolle er Dr. Bruckner Rückendeckung geben, falls der junge Schnell etwas Unbesonnenes anstellen würde. Er schaute Dr. Bruckner fragend an, als ihm der Totengräber die Schaufel hinhielt. Erst als dieser mit dem Kopf nickte, griff er auch in die Erde und warf sie auf den Sarg.
    Die Angehörigen standen wie eine Mauer da, als die zwei Ärzte vom Grab auf den Weg

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