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Angeklagt - Dr. Bruckner

Titel: Angeklagt - Dr. Bruckner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dr. Thomas Bruckner
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Operationsbericht, den er selbst diktiert hatte. »Ich hatte eine antethorakale Kolonverpflanzung vorgenommen. Die Brusthöhle ist an keiner Stelle geöffnet worden. Die Kreislaufverhältnisse der Patientin waren ausgezeichnet. Hier –«, Bruckner nahm ein Blatt aus der Krankengeschichte und reichte es Heidmann, »ist das Narkoseprotokoll unseres Anästhesisten.«
    Er schaute hoch. Die Tür hatte sich geöffnet. Ein Pfleger trat ein. Er blieb in ehrerbietiger Entfernung vom Schreibtisch stehen und fragte: »Sind Sie von der Beerdigung zurück, Herr Oberarzt?«
    »Ja …«
    »Es tut mir so leid, daß die Patientin gestorben ist.«
    Schwester Angelika kam aus der Kaffeeküche und trug ein Tablett in der Hand.
    »Trinken Sie eine Tasse mit uns?« fragte sie den Pfleger.
    »Nein, vielen Dank. Ich habe noch sehr viel zu tun.« Sein Blick fiel auf die Krankengeschichte, die auf dem Schreibtisch lag. »Ach, Sie lesen wohl noch einmal alles durch?«
    »Ja – ich verstehe immer noch nicht, warum ausgerechnet diese Patientin sterben mußte.«
    »Sie hatte viel zu leiden, die arme Frau!« Die Stimme des Pflegers nahm einen salbadernden Ton an. Er faltete die Hände und schloß die Augen. Es sah aus, als bete er.
    »Was ist denn hier los?« ertönte eine spöttische Stimme von der Tür her. »Halten Sie eine Gedenkstunde für die verblichene Patientin Schnell ab?«
    »Lassen Sie die Scherze«, wies ihn Schwester Angelika zurecht.
    »Selbstverständlich sofort, wenn Sie –«, Dr. Phisto, der Anästhesist der Bergmann-Klinik, schnupperte, »mir eine Tasse Kaffee anbieten.«
    »Gern.«
    »Haben Sie noch irgendwelche Aufträge für mich? Ich habe heute auch Nachtwache.« Der Pfleger trat an den Schreibtisch heran.
    Schwester Angelika schüttelte den Kopf.
    »Nein, nichts Besonderes. Passen Sie nur gut auf Herrn Wegener auf. Dr. Bruckner wird ihn morgen operieren.«
    »Der Patient mit dem Dickdarmkrebs, nicht wahr?« Die Stimme des Pflegers klang interessiert. »Ich werde ihm meine ganz besondere Aufmerksamkeit widmen. Der Arme – er hat viel leiden müssen.«
    »Sicher, aber das hat ja nun ein Ende. Wenn ihm Dr. Bruckner die Anastomose anlegt, dann wird er Erleichterung haben.«
    »Ich werde mich besonders um ihn kümmern. Ich wünsche Ihnen noch einen guten Tag.« Der Pfleger verließ das Dienstzimmer.
    »Ein ekelhafter Kerl!« Dr. Phisto schaute ihm kopfschüttelnd nach. »Ich kann ihn nicht ausstehen. Er ist schmierig – und außerdem der Liebling von Oberarzt Wagner. Das will doch viel sagen, nicht wahr?«
    Schwester Angelika hob mahnend den Finger. »So dürfen Sie nicht über Herrn Buhmann reden. Er ist unser tüchtigster Pfleger. Vergessen Sie nicht, Chiron wird alt. Wenn wir ihn nicht hätten, wäre unsere Abteilung schon manchmal zusammengebrochen. Keine Nachtwache ist ihm zuviel …«
    »Kein Wunder! Schließlich war er ja mal Mönch. Da lernt man so etwas, glaube ich. Trotzdem kann ich ihn nicht ausstehen. Er schmiert sich an, wo er nur kann. Und das habe ich nun mal nicht gern.« Phisto lachte laut. »Dabei heißt dieser Kerl mit Vornamen Siegfried! Einen Siegfried aber stelle ich mir ganz anders vor: blond, blauäugig und groß. Dieser Siegfried aber ist schwarzhaarig und pummelig.«
    »Nun«, warf Dr. Heidmann ein, »der Name Buhmann wird seinem Aussehen schon eher gerecht.«
    »Ich verstehe eines nicht.« Dr. Phisto nahm die Krankengeschichte auf, die Dr. Bruckner auf den Schreibtisch zurückgelegt hatte. »Warum haben Sie keine Sektion vornehmen lassen?« Er rückte seine Brille zurecht. »Es ist immerhin der dritte Todesfall, der sich innerhalb kurzer Zeit ereignet hat.«
    Dr. Bruckner nahm ihm die Krankengeschichte aus der Hand. Er deutete auf eine Zeile, die handschriftlich hinzugefügt war:
    »Die Sektion ist ausdrücklich vom Sohn verweigert worden. Hier steht es!«
    »Seltsam!« Dr. Phisto las kopfschüttelnd die Eintragung. »Das ist doch ungewöhnlich, daß man eine handschriftliche Eintragung machen läßt. Wer hat denn das geschrieben?«
    »Ich weiß es nicht.« Dr. Bruckner winkte Schwester Angelika heran, die in den Hintergrund getreten war. »Das ist doch nicht Ihre Handschrift, nicht wahr?«
    Schwester Angelika schüttelte den Kopf. »Nein. Das hat, soviel ich weiß, Frau Pellenz geschrieben.«
    »Das ist nichts Außergewöhnliches.« Bruckner klappte die Krankengeschichte zu. »Wahrscheinlich hat sie der Sohn darauf aufmerksam gemacht, daß er eine Leichenöffnung nicht wünscht. Da mußte

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