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Angelfall: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Angelfall: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Angelfall: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Ee
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herumwuselnde Ratte, ein Vogel oder eine Grille – irgendwas. Sogar der Wind scheint sich vor seiner eigenen Bewegung zu fürchten.
    In der Stille hallt das Geräusch des Einkaufswagens besonders laut wider. Ein Gefühl von Dringlichkeit steigt in mir auf, wie als Reaktion auf die Aufladung vor einem Blitzschlag. Wir müssen es einfach bis Page Mill schaffen!
    Ich laufe schneller, hetze im Zickzack von Auto zu Auto. Moms Atem hinter mir geht schwerer. Paige ist so still, dass ich fast vermute, sie hält die Luft an.
    Etwas Weißes segelt langsam zur Erde herab und landet auf ihr. Sie greift danach und dreht sich zu mir, um es mir zu zeigen. Alles Blut ist aus ihren Wangen gewichen. Ihre Augen sind riesengroß.
    Ein flaumiges Stück Daune. Eine schneeweiße Feder. Eine, die aus einer Gänsedaunendecke herausgefunden haben könnte, nur ein bisschen breiter.
    Auch ich werde bleich.
    Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit …?
    Meistens zielen sie auf die großen Städte. Silicon Valley ist nur ein läppischer Streifen mit niedrigstöckigen Gebäuden und ein paar Siedlungen am Stadtrand zwischen San Francisco und San José. San Francisco wurde schon getroffen, wenn sie also sonst noch einen Ort in der Gegend angreifen wollten, wäre das San José und nicht das Valley. Es war sicher nur ein Vogel, der vorübergeflogen ist. Mehr nicht.
    Doch schon jetzt keuche ich vor Angst.
    Ich zwinge mich, nach oben zu blicken. Nur ein unendlicher, dunkler Himmel liegt über mir.
    Aber dann sehe ich doch etwas. Eine zweite, noch breitere Feder segelt träge nach unten auf meinen Kopf zu.
    Schweiß kribbelt in meiner Augenbraue. So schnell ich kann, sprinte ich los.
    Hinter mir rattert Moms Wagen wie verrückt, während sie mir verzweifelt folgt. Man muss ihr nichts erklären und sie nicht anfeuern, damit sie rennt. Ich habe Angst, dass eine von uns hinfällt oder dass Paiges Stuhl umkippt, doch ich kann nicht stehen bleiben. Wir müssen ein Versteck finden – jetzt, jetzt, jetzt!
    Das Hybridauto, das ich angesteuert hatte, bricht plötz lich unter einer Last zusammen, die auf den Wagen gestürzt ist. Der donnernde Krach des Zusammenstoßes erschreckt mich fast zu Tode, doch zum Glück übertönt er Moms Schrei.
    Ich erhasche einen Blick auf gebräunte Gliedmaße und schneeweiße Flügel.
    Ein Engel.
    Ich muss blinzeln, um sicherzugehen, dass er wirklich echt ist.
    Ich habe noch nie einen Engel gesehen, jedenfalls nicht leibhaftig. Natürlich kennen wir alle die filmische Endlosschleife vom gold-geflügelten Gabriel, von Gottes Boten, wie er über den Trümmern, die einst Jerusalem waren, abgeschossen wird. Oder die Bilder der Engel, die einen Militärhubschrauber einfach so vom Himmel pflücken und in Peking in die Menge werfen. Oder das verwackelte Video der Menschen, die unter einem Himmel voller Rauch und Engelsflügel aus dem lodernden Paris flüchten.
    Doch beim Fernsehen konnte man sich immer gut einreden, dass die Bilder nicht echt seien, selbst wenn sie tagelang in jeder Nachrichtensendung gezeigt wurden.
    Jetzt aber lässt es sich nicht leugnen – das hier ist echt. Männer mit Flügeln. Engel der Apokalypse. Übersinnliche Geschöpfe, die die moderne Welt in Schutt und Asche gelegt und Millionen, wenn nicht Milliarden Menschen getötet haben.
    Und hier nun der leibhaftige Horror – direkt vor mir.

3
    Fast bringe ich Paige zum Umkippen, als ich herumwirble, um die Richtung zu ändern. Hinter einem Umzugswagen kommen wir schlingernd zum Stehen. Ich spähe dahinter hervor, unfähig, den Blick abzuwenden.
    Fünf weitere Engel schießen auf den mit den schneeweißen Flügeln hernieder. Ihrer aggressiven Haltung nach zu urteilen ist es ein Kampf, ein ungleicher Kampf, fünf gegen einen. Es ist zu dunkel, um ihre Landung im Detail zu verfolgen, doch einer von ihnen sticht besonders hervor, ein Riese, der über dem Rest aufragt. Etwas an der Form seiner Flügel scheint von der der anderen abzuweichen. Doch die Engel legen ihre Schwingen zu schnell an, als dass ich sie mir genau ansehen könnte, und am Ende frage ich mich, ob ich mich nicht doch getäuscht habe.
    Wir ziehen die Köpfe ein. Meine Muskeln erstarren und verweigern es mir, mich aus dem relativen Schutz des Lkw- Reifens zu entfernen. Bislang scheinen uns die Engel nicht zu bemerken.
    Plötzlich flackert ein Licht über dem zermalmten Hybrid auto auf und leuchtet dann voll. Wir haben wieder Strom. Die Straßenlaterne ist eine der wenigen, die nicht zerbors ten sind. Der

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