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AnidA - Trilogie (komplett)

AnidA - Trilogie (komplett)

Titel: AnidA - Trilogie (komplett) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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frühen Nachmittag. Ihre Stute hatte in der letzten Stunde leicht zu lahmen begonnen, weil ein Hufeisen sich gelockert hatte.
    »Wie bestellt«, sagte Ida. »Halte noch ein wenig durch, meine Brave, dort unten gibt es einen Schmied.«
    Korlebek war kaum größer als Falkenhorst. Ida ließ sich den Weg zur Schmiede von einem schmuddeligen, mit nackten Füßen durch die Gosse platschenden Bengel erklären, der ihr mit weit offenem Mund nachstarrte, als ihm endlich aufging, dass sie kein Mann war.
    Die vagen Hoffnungen, die Ida sich gemacht hatte, zerstoben, als der Schmied auf ihr Rufen heraus auf den Hof trat. Er war blond, beinahe so groß wie sie, aber untersetzt, mit mächtigen Muskelpaketen an Armen und Schultern. Er erfasste mit einem distanzierten Blick ihre Kleidung und ihren Ohrreif und wandte sich dann dem Pferd zu.
    »Jo«, er spuckte aus. »Das ist 'ne Kleinigkeit, fehlt nur'n Nagel.« Er ließ den Huf los und sah sie mit zusammengekniffenen Augen abschätzend an. »Wollter nich' lieber 'n paar neue Eisen für die Stute, Lady? Die alten sin' nich' mehr lang gut.« Ida zollte ihm innerlich Beifall für seine Geschäftstüchtigkeit.
    »Gut, einverstanden«, sagte sie. »Darf ich Euch im Austausch ein paar Fragen stellen?« Er führte die Stute in die Schmiede und warf Ida einen schrägen Blick zu.
    »Was für Fragen?« Seine Stimme klang misstrauisch.
    »Über den alten Besitzer der Schmiede«, erwiderte Ida und hockte sich auf den Rand einer Wassertonne.
    Der Schmied schnaubte und begann, die alten Eisen zu lösen. »Kann ich Euch nich' viel zu sagen.« Ida musste sich anstrengen, den zähen Dialekt des Mannes zu verstehen. »Ich bin ers' hergekommen, als der alte Schmied nich' mehr lebte.« Ida nickte resigniert. »Aber da is' der Wirt vom ›Herzen‹«, fuhr der Schmied nach einer Weile konzentrierter Arbeit fort. »Der is' wohl irgend 'n Verwandter von mei'm Vorgänger. Kann Euch sicher eher weiterhelfen, Lady.«
    Ida sprang von der Tonne. »Danke, das ist ein guter Rat«, sagte sie erleichtert. »Kann ich mein Pferd bei Euch lassen?«
    Der Schmied spuckte wieder aus. »Jo«, sagte er kurz. »Ihr findet's ›Herz‹ zwei Ecken von hier.« Er beschrieb ihr knapp den Weg, und Ida versprach, ihre Stute am Abend wieder abzuholen.

    »Gasthaus zum Herzen der Welt«. Ein hochtrabender Name für eine fragwürdige Schenke, dachte Ida, als sie vor dem schäbigen Fachwerkhaus stand. Dann weiteten sich ihre Augen, als ihre Erinnerungen an den richtigen Platz rutschten. Das hier war das Sichere Haus, von dem aus Dorkas ihre Reise nach Nebelhort angetreten hatte. Und bei dem Wirt, der ›irgendein Verwandter‹ von Simons Vater war, musste es sich um den besagten »üblen, versoffenen Halsabschneider« handeln, von dem Dorkas ihr erzählt hatte. Ida lachte kopfschüttelnd über den Zufall. Sie würde sich diesen zwielichtigen Menschen lieber erst einmal ansehen, ehe sie ihn mit Fragen löcherte.
    Das Innere der Schenke war nicht ganz so verwahrlost wie ihr Äußeres. Ida schob sich an einen freien Ecktisch und blickte sich wachsam um. Außer ihr waren nur eine Hand voll Gäste in dem vom Rauch des offenen Herdfeuers dunkelgebeizten Raum; ohne Ausnahme Männer. Einigen von ihnen würde sie lieber nicht ohne eine Waffe in der Hand des Nachts über den Weg laufen, wenn sie die Wahl hätte. Eine schlampige Schankmaid erkundigte sich knurrig nach ihren Wünschen und knallte ihr wenig später einen immerhin gut eingeschenkten Humpen eines erstaunlich guten Bieres vor die Nase.
    Ida streckte die Beine aus und trank langsam, wobei sie den Schankraum und die Leute darin nicht aus den Augen ließ. Sie schien heute kein Glück zu haben, offensichtlich war keiner der Anwesenden der Wirt. Sie seufzte und kramte nach ihrem Geldbeutel, als die Hintertür krachend aufschwang und eine hünenhafte Gestalt hereingestampft kam. Der Riese trug scheinbar mühelos ein volles Fass in den muskelbepackten Armen und ließ es hinter der Theke auf den Boden donnern.
    »Alles klar, Leni?«, dröhnte er und klatschte der aufquietschenden Schankmaid fest auf den Hintern. Ida richtete sich ein wenig auf und musterte den Mann scharf. Er war ungeheuer fett, neben seiner Körpergröße wohl das auffälligste Merkmal an ihm. Er hatte einen mächtigen Brustkorb und einen riesigen Bauch, der die Riemen seiner speckigen Lederweste beinahe zu sprengen drohte. Seine muskulösen Schultern und Arme zeugten von roher Kraft, und der feiste Nacken unter dem kurz

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