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Anita Blake 10 - Ruf des Bluts

Anita Blake 10 - Ruf des Bluts

Titel: Anita Blake 10 - Ruf des Bluts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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Möbel standen auf einem leuchtenden Orientteppich. Auf Sofa und Sessel waren lässig Kissen verteilt, die die schönen Farben aufgriffen. Die Möbel gehörten mir, der Teppich und die Kissen waren ein Geschenk von Jean-Claude. Sein Stilempfinden war schon immer besser als meins. Warum also widersprechen ?
     
    Es klingelte noch einmal. Ich hatte keinen Grund, zusammenzuzucken, außer dass der Besucher Sturm klingelte und die Uhrzeit ungewöhnlich war und ich schon wegen der Geschichte mit Richard nervös war. Ich ging mit meiner Lieblingspistole zur Tür, meiner 9mm Browning HI-Power, entsichert und auf den Boden gerichtet. Ich war fast da, als mir auffiel, dass ich nur ein Nachthemd anhatte. Halbnackt, aber bewaffnet. Ich hatte meine Prioritäten.
     
    So stand ich barfuß auf dem eleganten Teppich und überlegte, ob ich mir einen Bademantel oder eine Jeans überziehen sollte. Irgendetwas. Wenn ich wie immer eines meiner übergroßen T-Shirts angehabt hätte, hätte ich geöffnet. Doch ich trug ein schwarzes Seidenhemdchen mit Spaghettiträgern, das bis knapp an die Knie reichte. Keine Einheitsgröße. Es bedeckte alles Wichtige, war aber nicht gerade besuchstauglich. Zum Teufel damit.
     
    »Wer ist da?«, rief ich. Die Bösen drückten eigentlich eher nicht auf die Klingel. »Jean-Claude, ma petite.«
     
    Mir blieb der Mund offen stehen. Ich hätte nicht überraschter sein können, wäre es einer von den Bösen gewesen. Was machte er hier?
     
    Ich sicherte die Browning und machte ihm auf. Das Seidenhemd hatte ich von ihm bekommen. Er hatte mich schon in weniger gesehen. Bademantel nicht nötig.
     
    Da stand er vor mir. Als wäre ich ein Zauberkünstler hätte und gerade den Vorhang aufgezogen, um meinen schönen Assistenten vorzustellen. Sein Anblick verschlug mir den Atem.
     
    Sein Hemd hatte einen konservativen Schnitt mit gewöhnlichen Manschetten und Kragen. Letztere glänzten in ein kräftigen Hellrot, der übrige Stoff war blutrot und hauchdünn, sodass man die nackte Haut wie durch einen roten Schleier sah. Die schwarzen Locken fielen ihm über die Schultern und sahen auf diesem Hemd noch dichter und dunkler aus, seine dunkel blauen Augen blauer als sonst. Dieses Rot liebte ich an ihm besonders, und das wusste er. Er hatte sich eine rote Kordel durch die Gürtelschlaufen der schwarzen Jeans gezogen. Die Enden fielen mehrfach geknotet an der Hüfte herab. Die schwarzen Stiefel reichten weit die Oberschenkel hinauf u hüllten seine langen, schlanken Beine von den Zehen bis zu den Leisten in Leder.
     
    Wenn ich nicht in seiner Nähe war, ihn nicht sah und hört war es mir manchmal peinlich bis zur Gereiztheit, dass er mein Liebhaber war. Dann konnte ich ihn mir fast ausreden – fast. Aber niemals, wenn er bei mir war. Wenn er vor mir stand, wurden meine Knie weich, und ich musste sehr an mich halten, da ich nicht Dinge sagte wie »hinreißend«.
     
    Stattdessen sagte ich: »Du siehst sensationell aus, wie immer Was tust du hier in einer Nacht, von der ich dir gesagt habe, du sollst nicht kommen?« Was ich eigentlich tun wollte, war, mich wie einen Mantel über ihn zu werfen und festgeklammert über die Schwelle tragen zu lassen. Aber das würde ich nicht tun. Es wäre doch etwas würdelos. Außerdem erschreckte es mich, wie sehr ich ihn wollte - und wie oft. Er war wie eine neue Droge.
     
    Das hatte nichts mit seinen Vampirkräften zu tun. Es lag an guten, altmodischen Lust. Aber erschreckend war es trotzdem, und darum hatte ich mir ein paar Schranken gesetzt. Regeln aufgestellt. Meistens befolgte er sie.
     
    Er lächelte, und es war das Lächeln, das ich liebte und fürchtete. Es bedeutete, dass er Schlimmes dachte, Dinge, die zwei oder mehr in einem dunklen Zimmer miteinander tun konnten, wo die Laken nach teurem Parfüm rochen, nach Schweiß und anderen Körperflüssigkeiten. Früher hatte er mich damit nie zum Erröten gebracht, das gelang ihm erst, seit wir miteinander ins Bett gingen. Manchmal brauchte er nur zu lächeln, und die Hitze schoss mir durch den Körper, als wäre ich vierzehn und er mein erster Schwarm. Er fand das charmant. Mich machte es verlegen.
     
    »Du Mistkerl«, sagte ich leise.
     
    Sein Lächeln wurde breiter. »Unser Traum ist unterbrochen worden, ma petite.«
     
    »Wusste ich's doch, dass das kein Zufall war«, antwortete ich. Es klang feindselig, und ich war hocherfreut. Denn der warme Sommerwind blies mir den Duft seines Rasierwassers über die Haut. Exotisch, ein

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