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Antonias Wille

Antonias Wille

Titel: Antonias Wille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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Kleidermit eleganten Kostümen, Festtagstrachten mit ausgefallenen Designerstücken.
    Julie wechselte mit den Leuten ein paar Worte, während sie gleichzeitig die alte Dame zu einer Sitzgruppe aus Korbmöbeln dirigierte, die sie vor dem Haus aufgestellt hatten.
    Â»Du bist eine richtige Künstlerin, das hab ich dir schon bei unserem ersten Treffen gesagt, erinnerst du dich?«, sagte Antonia, nachdem sie sich gesetzt hatten.
    Â»Künstlerin – na ja …« Julie hob zweifelnd die Brauen.
    Â»Doch, doch!«, bekräftigte Antonia. »Du hattest einen Traum, und den hast du wahr gemacht. Als wir das erste Mal hier oben waren, lag dieses traurige alte Haus im Dornröschenschlaf. Aber du und Theo – ihr habt es wieder zum Leben erweckt. Wenn ich den Hof anschaue, habe ich fast das Gefühl, er zwinkert uns glücklich zu. Wenn das keine Kunst ist …«
    Â»Und wem haben wir das zu verdanken?« Julie lächelte. »Ohne dich würde es das alles hier nicht geben.« Sie nahm Antonias Hand und drückte sie.
    Antonia zuckte mit den Schultern. Ihr Blick verlor sich irgendwo über dem Tal.
    Warum ist sie immer noch so voller Trauer, voller Schwermut?, fragte sich Julie nicht zum ersten Mal. Antonia war gesund, sie hatte den Krebs besiegt. Schon allein das zählte! Und sie war nicht mehr allein. Theo und sie besuchten sie regelmäßig. Bereits während der Umbauarbeiten hatten sie Antonia immer wieder mit auf den Hof genommen, damit sie die Fortschritte begutachten konnte. Margitta, eine ihrer Dozentinnen, hatte Antonia zu einem Töpferkurs überredet, und Sam, der neben anderen Dingen auch die Kunst der Kalligraphie lehrte, hatte Antonia gefragt, ob sie ihm nicht die wichtigsten japanischen Schriftzeichen beibringen wolle.
    Â»Du erwartest zu viel«, hatte Theo gesagt, als Julie ihr gegenüber ihre Sorge um Antonia verlauten ließ. »Sie ist eine alte Frau. Sie kann nicht von heute auf morgen den Ballast ihres Lebens abwerfen, nur weil du es dir wünschst. Dass Antonia esüberhaupt gewagt hat, sich der Vergangenheit zu stellen, ist bewundernswert. Viele andere Menschen nehmen ihre ungeklärten Konflikte, ihre düsteren Familiengeheimnisse mit ins Grab. Antonia dagegen hat mit Sicherheit ihren ganz persönlichen Frieden gefunden. Mehr kann man nicht erwarten.«
    Theo hörte sich so überzeugend an, dass Julie nichts anderes übrig blieb, als sich ihrer Ansicht anzuschließen.
    Nun lehnte sie sich sanft an Antonia. »Hast du gehört, was der Bürgermeister vorhin gesagt hat?« Verflixt, es musste ihr doch gelingen, Antonia wenigstens heute einmal ausgelassen und fröhlich zu sehen!
    Die alte Dame schüttelte zweifelnd den Kopf. »Er hat so viel geredet …«
    Â»Das stimmt allerdings.« Julie kicherte. Dann räusperte sie sich und begann mit tiefer Stimme zu sprechen: »Von Kunst versteh ich ja nichts. Aber ich bin froh, dass hier oben bald fröhliche Kunstwerke und Bilder entstehen werden. Das Einzige, was die Leute derzeit malen, ist doch den Teufel an die Wand!«
    Antonia lachte aus vollem Hals. »Das ist gut! Da hat er ausnahmsweise einmal etwas Richtiges gesagt.«
    Die untergehende Sonne kitzelte Julies bloße Füße. Weiter hinten im Tal begann sich der Himmel veilchenblau zu färben. Der Duft der neu angelegten Rosenbeete, die in voller Blüte standen, wehte süß und verheißungsvoll zu ihnen herüber.
    Julie reckte sich. »Ach, ich könnte ewig hier sitzen und ins Tal schauen! Ich glaube, diesen Blick wird man niemals leid!«
    Antonia nickte. Dann ergriff sie Julies Hand. »Es sind die kleinen Dinge im Leben, die einen glücklich machen. Ein Moment wie dieser zum Beispiel. Ich danke dir, meine liebe Julie!«

    Kurz darauf gingen sie wieder ins Haus. Auf dem Buffet standen inzwischen Thermoskannen mit Kaffee und Tee sowie mehrere Kuchen. Julie bezweifelte, dass überhaupt jemand an einem so warmen Sommerabend Gelüste auf Kaffee und Kuchenverspürte, aber Theo und auch Julies Mutter waren der Ansicht gewesen, beides gehöre einfach als krönender Abschluss dazu.
    Doch vor der Erdbeertorte war Julie an der Reihe.
    Als sie nun in die vielen erwartungsvollen Augen schaute, war ihr Lampenfieber wie weggeblasen. Allerdings hatte sich der Anfang ihrer Rede aus ihrem Kopf geschlichen. Von Unternehmertum hatte sie sprechen wollen, vom Schwarzwald als

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