Antworten auf Fragen
Sobald Ideale wichtiger als Liebe werden, versucht der Mensch, die ganze Umgebung seinem begrenzten Ideal unterzuordnen. Da die Welt nicht unserem Bewusstsein entsprechen kann, entsteht sofort ein Konflikt, kommt es zu Klagen und zu Unzufriedenheit mit absolut allem. Es wird versucht, den Menschen zu heilen und zu retten, indem das Weltbild zerstört wird, das er für unerschütterlich hielt. Anfangs werden Ideale durch äußerliche Einwirkung zerstört, z. B. durch den Tod eines Nahestehenden, durch eine unverständliche und unverdiente Kränkung von einem geliebten Menschen, möglicherweise àöñÜ durch Ungerechtigkeit seitens der Gesellschaft. Die Welt wird unlogisch und feindselig. Alles ringsum beginnt zu zerbrechen. Wenn sich der Mensch nicht überbewertet und sich der Liebe zuwendet, werden menschliche Logik und Bewusstsein wiederhergestellt. Hält er aber stur an seinen Prinzipien und Idealen fest, dann beginnt auch er, innerlich zu zerfallen. Hierbei erfolgt der erste Schlag gewöhnlich gegen die Kinder und Enkel, darunter auch künftige, indem ihr Charakter und ihre Weltanschauung deformiert werden, ehe dann der Mensch selbst heimgesucht wird.
Kommen wir zur Fragestellerin zurück. Als Sie durch die Demütigung Ihres Bewusstseins und Ihrer Ideale geheilt werden sollten, haben Sie das nicht verstanden und nicht akzeptiert. Besonders in der Zeit der Schwangerschaft. Und bei Ihrem Sohn hat sich diese Tendenz nicht verringert, sondern verstärkt. Da die Orientierung auf Ideale sowohl ihm als auch anderen Menschen teuer zu stehen kommen kann, begann sich bereits seit seiner Kindheit ein Mechanismus zur Rettung des Kindes zu aktivieren. Gesicht, Augen, Zähne und Gesichtshaut sind mit Idealen verbunden. Und wenn sich das Kind in jungen Jahren das Gesicht oder die Zähne verletzt oder Probleme mit dem Sehvermögen entstehen, dann ist seine Abhängigkeit von Idealen sehr groß. Wenn das nicht durch eine Verletzung geschieht, sondern durch den Angriff eines Tiers, bedeutet das, dass die Aggression nicht nur auf tiefer Ebene vorliegt, sondern auch auf äußerer Ebene in Erscheinung tritt.
Wenn man einem solchen Kind alles durchgehen lässt, kann das seine Seele deformieren. Wenn Sie nur hart durchgreifen, kann das Kind erbost reagieren und bei einer Tiefenreinigung können die oberen Schichten des Charakters, der Gesundheit und des Schicksals deformiert werden. Daher ist es am besten, Liebe zu bekunden und ihm zu erklären, dass die harte Strafe zu seinem Wohl notwendig ist. Und strafen Sie dann. Wichtig sind hierbei natürlich nicht äußere Handlungen, auch wenn sie sehr einschneidend sind, sondern die innere Arbeit der Eltern an sich, die Änderung ihrer eigenen Haltung zur Welt und zu sich. In diesem Fall kann es sehr schnell zu Änderungen bei den Kindern kommen.
Ich schildere eine interessante Situation, die sich vor kurzem ereignete.
Zur Sprechstunde kam eine Frau mit einem Kind. Der Junge war etwa fünf Jahre alt, doch nach wenigen Minuten terrorisierte er bereits alle im Wartezimmer. Er tat nur das, was er wollte, und ließ sich nicht bändigen. Nach 20 Minuten verlangte er, dass mein Assistent ihn auf den Schultern durch die ganze Praxis tragen sollte. Als ihm dies zu langweilig wurde, begann er alle, die im Wartezimmer saßen, zu belästigen. Nach einiger Zeit öffnete er die Tür zum Sprechzimmer und sagte boshaft, wobei er mich durch die Brille fixierte: „Lazarev, was machst du da?“ Ich begriff, dass ich einschreiten musste. Ich ließ die Mutter mit dem Kind ins Sprechzimmer kommen. Der Junge verhielt sich nach wie vor boshaft, hüpfte durch das Zimmer, bis ihn die Mutter schließlich mit Mühe neben sich setzte. Ich begann, eindringlich mit der Frau zu reden: „Vor einer Stunde habe ich Ihnen gesagt, dass Sie stark von Fähigkeiten und Idealen abhängig sind, d.h. Ihre Selbstsucht ist groß. Das ruft ein großes Verlangen in den Menschen hervor, über alle zu bestimmen und sie sich unterzuordnen, sowie Unvermögen, eine Demütigung zu akzeptieren und Zugeständnisse zu machen. Sie haben diese Stunde an sich gearbeitet. Doch Ihre ganze Arbeit war nur zum Schein.“ Ich hob den Finger und zeigte auf den Jungen: „Der Junge ändert sich nicht. Sehen Sie, wie er sich verhält? So wie er sich verhält, so sieht es in Ihrem Innern aus. Doch äußerlich scheinen Sie ein sanftes Schaf zu sein. Man darf sich und andere nicht irreführen. Ändern muss man sich nicht äußerlich, sondern innerlich.
Weitere Kostenlose Bücher