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Anwältin der Engel

Titel: Anwältin der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Stanton
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Aus welchem Grund sollte ich so etwas dulden?«
    Bree räusperte sich. »Aber meine Herren … «, sagte sie.
    Petru stampfte mit seinem Stock auf den Fußboden. »Ich bin ganz zufrrieden in der Küche. Errstens ist die Kaffeekanne in Rreichweite, und zweitens ist es dort rruhiger. Mirr gefällt es.«
    »Tatsächlich?«
    Petru nickte.
    »Und was sagen Sie dazu, Ron?«
    »Mir ist schon viel damit gedient, wenn ich sein Durcheinander nicht mehr zu sehen und sein Gesumme nicht mehr zu hören brauche«, erwiderte ihr Sekretär gereizt. »Ich werde ohnehin keine Akten mehr zum Ablegen haben, wenn wir nicht bald einen neuen Fall bekommen, also was soll’s.«
    »Was neue Fälle angeht … « Bree setzte sich auf das Ledersofa gegenüber dem Kamin. Dabei warf sie automatisch einen Blick auf das Gemälde, das auf dem Sims stand. In Machart und Sujet ähnelte es Turners Sklavenschiff und zeigte einen Schoner, der von ertrinkenden Menschen umgeben war, die gegen die brodelnden Meereswellen ankämpften. Es war ein entsetzliches Bild und befand sich vor allem deswegen dort, um Beaufort & Compagnie an ihre Mission zu erinnern, die darin bestand, solche unglücklichen, vom Schicksal verlassenen Menschen, die sich hilfesuchend an sie wandten, zu retten. Auch wenn, wie Bree bei ihrem letzten Fall festgestellt hatte, ihre Klienten zu Lebzeiten keine sonderlich angenehmen Zeitgenossen gewesen sein mochten. »Ich bin mir allerdings nicht sicher, ob das unser oder nur mein Fall ist.«
    Ron blickte verwirrt drein. Petru blinzelte ihr verständnisvoll zu. »Sie frragen sich wohl, welchen Spielraum unsere Aufgabe hat? Ob wir die Lebenden ebenso wie die Toten verrteidigen?«
    »Genau«, erwiderte Bree.
    »Ganz einfach«, sagte Ron wie aus der Pistole geschossen. »Seelen in der irdischen Sphäre brauchen uns nicht. Da draußen gibt es Tausende von Anwälten, die nur für die irdischen Belange zuständig sind.«
    »Oje«, meinte Bree. »Dann werde ich diesen Fall wohl ablehnen müssen.« Sie zupfte sich verärgert am Ohrläppchen. »Offen gesagt wäre dabei nämlich ein ganz nettes Honorar herausgesprungen.«
    »Andererseits«, fuhr Ron fort, »sind die Lebenden sozusagen … zukünftige Tote. Seelen im Durchgangsstadium.«
    »Das Leben selbst ist nur der Schatten des Todes, und abgeschiedene Seelen sind nur die Schatten der Lebenden« , sagte Petru. »Sir Thomas drückt das, glaube ich, rrecht treffend aus.« Ron warf ihm einen missmutigen Blick zu, den Petru ebenso missmutig erwiderte. »Obwohl er natürlich nicht an die Notwendigkeit dachte, die Strromrechnung zu bezahlen.«
    Bree schwirrte der Kopf. Sir Thomas? War es möglich, dass er Thomas Moore meinte? Petru hatte die enervierende Angewohnheit, von längst verstorbenen Dichtern und Philosophen zu sprechen, als hätte er sich gerade vorhin mit ihnen zum Lunch getroffen. Was vielleicht sogar der Fall war.
    »Dies soll heißen«, setzte Petru seine Ausführungen fort, »dass Sie durrchaus Fälle annehmen können, die außerhalb des Aufgabenbereichs von Beaufort & Compagnie liegen. Und dass wir Ihnen auch auf normale Weise helfen werden.«
    »Nicht als Engel«, erklärte Ron. »Keine Extras, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
    Bree hatte keinen Schimmer, was Ron damit meinte. Was sie aber hatte, waren unzählige Fragen, die sie ihren Angestellten gern gestellt hätte – was sie taten, wo sie sich aufhielten, wie sie aussahen, wenn sie nicht bei ihr im Büro waren und ihr halfen. All diese Fragen kamen ihr jedoch unglaublich unhöflich vor, sodass es völlig ausgeschlossen war, sie zu stellen. Einmal hatte sie Lavinia gefragt, wie ihre Kleinen eigentlich aussahen und welche Funktion sie hatten. Als Antwort hatte sie lediglich ein freundliches, undurchdringliches Lächeln erhalten, begleitet von einem ominösen Donnergrollen. Sie nahm an, dass man sie zu gegebener Zeit in alles einweihen würde. Vorläufig aber blieb ihr nichts anderes übrig, als ihre höflichkeitsbedingte Feigheit zu verwünschen, während all diese drängenden Fragen in ihrem Hinterkopf rumorten.
    »Ein zahlender Klient?«, hakte Ron nach. »Dann lassen Sie mal hören.«
    »Eine ziemlich irre Sache«, sagte Bree. Dann erzählte sie kurz von der Cheerleaderin, dem Hummer und der überfallenen Pfadfinderin.
    »Ach herrjechen«, meinte Ron. »Was für eine kleine Hexe. Lindsey Chandler, sagten Sie? Über die habe ich schon mal was gelesen. Reicher, als gut für sie ist, und allen Berichten zufolge auch noch

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