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Aphorismen

Aphorismen

Titel: Aphorismen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz Kafka
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wird.
    Ein Rest von Glauben wirkt dabei mit, während des Transportes werde zufällig der Herr durch den Gang kommen, den Gefangenen ansehn und sagen: "Diesen sollt Ihr nicht wieder einsperren. Er kommt zu mir. "

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    Giengest Du über eine Ebene, hättest den guten Willen zu gehn und machtest doch Rückschritte, dann wäre es eine verzweifelte Sache; da Du aber einen steilen Abhang hinaufkletterst, so steil etwa, wie Du selbst von unten gesehen bist, können die Rückschritte auch nur durch die Bodenbeschaffenheit verursacht sein und Du mußt nicht verzweifeln.

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    Wie ein Weg im Herbst: kaum ist er rein gekehrt, bedeckt er sich wieder mit den trockenen Blättern.

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    Ein Käfig ging einen Vogel suchen.

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    An diesem Ort war ich noch niemals: anders geht der Atem, blendender als die Sonne strahlt neben ihr ein Stern.

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    Wenn es möglich gewesen wäre, den Turm von Babel zu erbauen, ohne ihn zu erklettern, es wäre erlaubt worden.

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    Laß Dich vom Bösen nicht glauben machen, Du könntest vor ihm Geheimnisse haben.

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    Leoparden brechen in den Tempel ein und saufen die Opferkrüge leer; das wiederholt sich immer wieder; schließlich kann man es vorausberechnen und es wird ein Teil der Ceremonie.

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    So fest wie die Hand den Stein hält. Sie hält ihn aber fest nur um ihn desto weiter zu verwerfen. Aber auch in jene Weite führt der Weg.

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    Du bist die Aufgabe. Kein Schüler weit und breit.

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    Vom wahren Gegner fährt grenzenloser Mut in Dich.

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    Das Glück begreifen, daß der Boden, auf dem Du stehst, nicht größer sein kann, als die zwei Füße ihn bedecken.

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    Wie kann man sich über die Welt freuen, außer wenn man zu ihr flüchtet?

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    Verstecke sind unzählige, Rettung nur eine, aber Möglichkeiten der Rettung wieder soviele wie Verstecke.
    Es gibt ein Ziel, aber keinen Weg; was wir Weg nennen, ist Zögern.

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    Das Negative zu tun, ist uns noch auferlegt, das Positive ist uns schon gegeben.

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    Wenn man einmal das Böse bei sich aufgenommen hat, verlangt es nicht mehr, daß man ihm glaube.

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    Die Hintergedanken, mit denen Du das Böse in Dir aufnimmst, sind nicht die Deinen, sondern die des Bösen.
    Das Tier entwindet dem Herrn die Peitsche und peitscht sich selbst um Herr zu werden und weiß nicht daß das nur eine Phantasie ist, erzeugt durch einen neuen Knoten im Peitschenriemen des Herrn.

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    Das Gute ist in gewissem Sinne trostlos.

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    Nach Selbstbeherrschung strebe ich nicht. Selbstbeherrschung heißt: an einer zufälligen Stelle der unendlichen Ausstrahlungen meiner geistigen Existenz wirken wollen. Muß ich aber solche Kreise um mich ziehn, dann tue ich es besser untätig im bloßen Anstaunen des ungeheuerlichen Komplexes und nehme nur die Stärkung, die e contrario dieser Anblick gibt, mit nachhause.

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    Die Krähen behaupten, eine einzige Krähe könnte den Himmel zerstören.
    Das ist zweifellos, beweist aber nichts gegen den Himmel, denn Himmel bedeuten eben: Unmöglichkeit von Krähen.

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    Die Märtyrer unterschätzen den Leib nicht, sie lassen ihn auf dem Kreuz erhöhn, darin sind sie mit ihren Gegnern einig.

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    Sein Ermatten ist das des Gladiators nach dem Kampf, seine Arbeit war das Weiß tünchen eines Winkels in einer Beamtenstube.

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    Es gibt kein Haben, nur ein Sein, nur ein nach letztem Atem, nach Ersticken verlangendes Sein.

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    Früher begriff ich nicht, warum ich auf meine Frage keine Antwort bekam, heute begreife ich nicht, wie ich glauben konnte fragen zu können.
    Aber ich glaubte ja gar nicht, ich fragte nur.

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    Seine Antwort auf die Behauptung, er besitze vielleicht, sei aber nicht, war nur Zittern und Herzklopfen.

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    Einer staunte darüber, wie leicht er den Weg der Ewigkeit gieng; er raste ihn nämlich abwärts.

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    Dem Bösen kann man nicht in Raten zahlen - und versucht es unaufhörlich.
    Es wäre denkbar daß Alexander der Große trotz der kriegerischen Erfolge seiner Jugend, trotz des ausgezeichneten Heeres, das er ausgebildet hatte, trotz der auf Veränderung der Welt gerichteten Kräfte die er in sich fühlte, am Hellespont stehn geblieben und ihn nie überschritten hätte undzwar nicht aus Furcht, nicht aus Unentschlossenheit, nicht aus Willensschwäche, sondern aus Erdenschwere.

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    39a
    Der Weg ist unendlich, da ist nichts abzuziehn, nichts zuzugeben und doch hält doch jeder noch

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