Apocalypsis 3 (DEU): Collector's Pack. Thriller (German Edition)
Vatikans. Hier lagerten bis vor kurzem sämtliche okkulten Schriften, die die Kirche je zusammengetragen hat. Leider wurden diese Schriften bei einem Angriff der ›Träger des Lichts‹ fast vollständig vernichtet.«
»Alle bis auf das Buch Dzyan, nicht wahr?«
Laurenz blickte Santillana misstrauisch an.
»Woher wissen Sie von dem Buch Dzyan?«
»Sie unterschätzen mich schon wieder, Eure Heiligkeit«, sagte Santillana zufrieden und sah sich in der Halle um. »Und was ist das hier nun?«
»Ein Labor«, erklärte Laurenz. »Genauer gesagt, ein alchemistisches Labor. Die Einrichtung stammt zum größten Teil aus der Zentrale der ›Träger des Lichts‹ im Himalaja. Wir werden versuchen, ein uraltes Experiment zur Transmutation eines bestimmten Stoffes zu rekonstruieren.«
»Was für ein Stoff?«
»Ein Stoff, der die Menschheit retten wird, so Gott will.«
»Und die Formel dazu steht in diesem Buch Dzyan.«
Laurenz nickte zögernd. »Aber sie ist kompliziert und nicht eindeutig. Wir werden … experimentieren müssen.«
Laurenz ließ den Kardinal stehen und begrüßte einen jungen Mönch.
»Pater Anselmo! Wie schön, Sie zu sehen.«
»Danke, Eure Heiligkeit. Ich freue mich über die Aufgabe.«
»Wie weit sind Sie?«
»So gut wie fertig. Ich schätze, ab morgen können wir mit den ersten Tests beginnen. Haben Sie das …«
»Ja.« Laurenz griff in eine Tasche seiner Kutte und zog sein Amulett mit dem Triskelensymbol hervor, das er dem jungen Pater reichte. Pater Anselmo wog das Amulett ehrfürchtig in der Hand.
»Sie wissen, dass wir es … zerstören müssen. Und wir wissen nicht, ob die Transmutation gelingt.«
»Was?« Santillana ging dazwischen und versuchte, nach dem Amulett zu greifen. »Sie wollen dieses Amulett zerstören? Auf gar keinen Fall!«
»Tun Sie’s«, sagte Laurenz zu Pater Anselmo und schob Santillana zur Seite. »Beruhigen Sie sich, Kardinal, es ist nicht das einzige Amulett. Ich bin Ihnen übrigens noch eine Antwort schuldig, wozu ich das komplette Vermögen des Opus Dei brauche.«
»Allerdings.«
»Um Gold zu kaufen. Viel Gold. So viel und so reines Gold wie nur möglich. Gold und dieses blaue Material sind die Ausgangsstoffe für die Transmutation des Stoffes, den wir hier herstellen wollen.«
»Welchen Stoff?«
»Mufzkate«, erklärte Laurenz. »Das weiße Brot der Ägypter.« Und als er Santillanas verständnislosen Blick sah, fügte er hinzu: »Das biblisches Manna.«
XXII
23. August 2013, Rom
W arm und schwer senkte sich der Abend über die Ewige Stadt, wie ein Versprechen, dass alles nicht so schlimm war. Dass alles schon bald wieder gut werden würde.
Würde es aber nicht. Ellen war tot, und Mayas Schicksal weiter unklar. Was machst du, wenn der Wahnsinn von einem Moment auf den anderen durch dein Leben wütet? Wenn dir alles genommen wird, wenn alles zerbricht, wenn es keine Erklärung gibt, keine Aussicht, aus diesem Albtraum zu erwachen?
Du machst weiter. Heißt es doch. Solange du lebst, machst du weiter. Du kannst gar nicht anders.
Der beste Beweis: sein Appetit vorhin in dem kleinen Restaurant in Trastevere, wo sie schweigend Pasta und Fisch gegessen hatten. Und auch der Jetlag machte sich bemerkbar. Peter wollte schlafen. Einfach nur schlafen und sich der Illusion hingeben, dass danach alles irgendwie besser aussehen würde.
»Willst du was trinken?«
»Wasser.«
»Ich könnte auch was Stärkeres vertragen.«
»Oder so.«
Peter sah sich in der Wohnung seines Bruders um. Die Wohnung lag in einem Renaissance-Palazzo in der Via Giulia, einer der nobelsten Gegenden im Zentrum Roms. Zwei Häuser weiter hatte Raphael gewohnt, schräg gegenüber residierte die italienische Anti-Mafia-Behörde. Die Wohnung war nicht besonders groß, wirkte aber üppiger und gemütlicher, als Peter erwartet hatte. Altes Parkett, dunkle Möbel, schwere Vorhänge, Teppiche, Brokatkissen auf den Sofas, viele Bücher, die Wände voller Bilder, sogar frische Blumen. Peter erkannte auch einige alte Möbelstücke von früher und die Kristallgläser ihrer Eltern wieder.
»Nicht schlecht für einen Priester«, sagte Peter.
Nikolas reichte ihm ein Glas mit einem doppelten Whisky. »Single Malt. Sechzehn Jahre. Runter damit.«
Sie tranken beide einen großen Schluck. Für Peter schmeckte er nach Torf, Krankenhaus und Tränen. Er raubte ihm fast den Atem. Aber er tat immerhin seine Wirkung und schien das Leben, das Raymond ihm ausgesaugt hatte, für einen kurzen Moment zu
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