Apocalypsis 3 (DEU): Collector's Pack. Thriller (German Edition)
trat Peter näher, als er ein Geräusch hinter sich hörte. Erschrocken wirbelte er herum. Eine junge Frau stand in der Tür. Sie hatte langes braunes Haar und trug eine Art schlichte, weiße Tunika ohne Gürtel. Außerdem war sie barfuß. Peter schätzte sie auf höchstens zwanzig. Eine schöne junge Frau, die aussah wie Ellen damals.
Das kann nicht sein. Das kann einfach nicht sein. Du wirst gerade verrückt.
Fassungslos starrte Peter die junge Frau an, die ihn verlegen und nervös anlächelte. Denn obwohl er sie zuletzt im Traum gesehen hatte, erkannte Peter sie sofort.
»Hallo, Papa«, sagte Maya. »Ich bin so froh, dich zu sehen. Aber wir haben nicht viel Zeit.«
XXIII
21. Juli 2011, Jerusalem
»Es geht ihm gut«, sagte Don Luigi.
Maria schüttelte unwirsch den Kopf.
»Erzählen Sie mir keinen Scheiß. Immer wenn Sie dieses Gesicht eines unerschütterlich zuversichtlichen Reiseleiters aufsetzen, weiß ich, dass Sie lügen. Wo ist Peter jetzt?«
Don Luigi verzog das Gesicht. »Das kann ich Ihnen nicht sagen. Ich habe es Ihrem Vater versprechen müssen. Jedenfalls sehr weit weg, viel weiter, als Sie es sich vorstellen können.«
»Er ist bei den Mh’u, nicht wahr?«
»Nein. Noch viel weiter weg. Und ehrlich gesagt weiß ich nicht, ob Sie ihn je wiedersehen werden. Er … hat sich verändert. Ich kann Ihnen nicht einmal sagen, ob er überhaupt irgendeine Erinnerung an Sie hat. Tut mir leid, Schwester Maria.«
Freude und Schmerz gaben sich wieder einmal die Hand. Maria rang sich ein Lächeln ab, das tapfer wirken sollte.
»Immerhin lebt er«, sagte sie. »Das ist doch die Hauptsache.«
Nicht ganz richtig. Denn wenn Peter lebte, dann wollte sie ihn finden. Dann würde sie ihn finden, wo und wer auch immer er jetzt war.
»Aber egal, wo er jetzt ist«, sprach sie leise ihre Gedanken aus. »Er wird uns ohnehin nicht helfen können, die Apokalypse aufzuhalten.«
»Wieso nicht? Vielleicht …«
Maria schüttelte heftig den Kopf. »In dieser Grube auf Oak Island habe ich eine Warnung erhalten.«
Don Luigi reagierte alarmiert. »Was für eine Warnung?«
Und wieder Kopfschütteln, als wenn sie einen Albtraum vergessen wollte, der sie noch lange nach dem Erwachen plagte. Maria sah Don Luigi an. »Warum sind Sie hier?«
Don Luigi zuckte mit den Achseln. »Ihr Vater bat mich, Ihnen bei der Suche nach Shimon Kohn zu helfen. Gibt es irgendwelche Fortschritte?«
»Wir haben bisher gut die Hälfte von über achtzig Shimon Kohns in Jerusalem überprüft, allerdings ohne ein sicheres Ergebnis«, sagte Maria. »Die ›Träger des Lichts‹ sind ebenfalls aktiv. Seit dem siebzehnten Juli wurden bereits vier Männer mit dem Namen Shimon Kohn ermordet. Dank Rabbi Kaplan haben wir Zugang zu den Ermittlungsakten der Jerusalemer Polizei.«
»Irgendwas Auffälliges dabei?«
Maria hob die Augenbrauen. »Vielleicht. Die ersten drei Morde wurden innerhalb von zwei Tagen verübt. Der letzte ist allerdings nun schon drei Tage her. Das Opfer hieß auch gar nicht Kohn.«
»Sondern?«
»Panagiotis Kleopatros. Das steht jedenfalls in seinem Pass. Er litt offenbar unter dem Jesus-Syndrom und hat gelegentlich auch hier vor der Dormitio gepredigt.«
»Kleopatros, sagen Sie?«
»Er war Grieche. Vor neun Jahren nach Israel eingewandert. Kohn war der Name seiner Frau.«
Don Luigi dachte nach. »Kleopatros …« Er dehnte den Namen, als ob er damit einer fernen Erinnerung auf die Sprünge helfen konnte, die irgendwie mit dem Klang verbunden war. »Kleopatros … Haben Sie seinen Hintergrund gecheckt?«
»Natürlich. 1981 in Athen geboren. Seine Mutter war jüdisch, sein Vater christlich-orthodox. Schule, Militärdienst, Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann, dann eine Pilgerreise nach Israel, bei der seine Psychose offenbar ausgebrochen ist. Jedenfalls ist er danach nicht mehr nach Griechenland zurückgekehrt.«
Don Luigi nickte nachdenklich. »Haben Sie seine Adresse?«
Maria sah Don Luigi fragend an.
»Oder haben Sie heute Abend noch was vor, Schwester Maria?«
»Die Wohnung ist versiegelt«, sagte Maria nachdenklich. »Und selbst mit Rabbi Kaplans Hilfe kriegen wir vor morgen früh keine Genehmigung.«
Don Luigi sagte nichts.
»Außerdem«, fuhr Maria fort, »eine Nonne und ein Mönch mit Kapuze – nicht gerade die ideale Tarnung in einer jüdischen Siedlung.«
»Lassen Sie sich was einfallen, Schwester Maria.«
»Ist das Ihr Ernst?« Don Luigi sah sie nur an.
»Okay.« Maria atmete durch, zog ihr Handy aus der
Weitere Kostenlose Bücher