Apocalypsis 3 (DEU): Collector's Pack. Thriller (German Edition)
ersetzen.
»Wann hast du sie zuletzt angerufen?«, fragte Peter mit einem Blick auf die Kristallgläser ihrer Eltern.
»Letzte Woche. Und du?«
Peter verzog das Gesicht. »Keine Ahnung. Lange her. Wissen sie Bescheid?«
Nikolas schüttelte den Kopf. »Das hat Zeit. Oder willst du über sie reden?«
Peter senkte den Blick und setzte sich in einen Sessel, vorsichtig, als könne er sich im nächsten Augenblick in etwas Grauenhaftes verwandeln.
Nikolas schenkte nach und setzte sich dazu.
»Du bist Hiob«, sagte er.
»Hiob.«
»Ja, Hiob. Gottes bester Mann. Fromm, fleißig, tugendhaft. Nette Frau, sieben Söhne, drei Töchter, großes Haus, jede Menge Vieh. Ein wohlhabender Mann mit einem guten, ruhigen Leben. Gott ist mächtig stolz auf Hiob. Und dann kommt der Satan und sagt: Hey, auf den bist du stolz? Mann, der hat ja auch alles. Der hat es natürlich leicht, an dich zu glauben. Aber Gott sagt: Na und? Und der Satan sagt: Wenn du ihm alles nehmen würdest, da würde er dich schön verfluchen. Das sieht Gott ganz anders. Nein, Hiob, das ist sein bester Mann. Hiob würde immer an ihn glauben, da passe kein Blatt dazwischen. Und der Satan sagt: Wollen wir wetten? Also wetten sie. Gott und der Satan wetten auf Hiobs Glauben. Gott lässt zu, dass der Satan Hiobs Kinder tötet, ihm sein Vieh, sein Haus und seinen Reichtum nimmt. Der Satan schlägt Hiob sogar mit einer Krankheit, einem stinkenden Ausschlag.«
Peter knurrte. »Ja, so in etwa fühle ich mich gerade.«
»Tja, und was macht Hiob?«
»Sag’s mir.«
»Er beschwert sich. Seine Frau und seine Freunde raten ihm zwar davon ab, beschimpfen ihn deswegen, er mache es nur noch schlimmer. Aber Hiob ist verständlicherweise in Rage und beklagt sich bei Gott. Er beginnt, mit Gott zu verhandeln.«
Nikolas lehnte sich zurück, sah aus dem Fenster und trank von seinem Whisky.
»Und ich bin also Hiob, meinst du.«
Nikolas zuckte mit den Schultern.
»Und wie geht die Sache aus?«
»Gott gibt schließlich nach. Er ersetzt Hiob den Schaden und schenkt ihm abermals sieben Söhne und drei Töchter.«
»Und die Moral von der Geschicht’?«
Nikolas beugte sich vor. »Es gibt immer eine Chance. Nur, wenn wir unser Schicksal klaglos akzeptieren, haben wir schon verloren.«
Nikolas reichte Peter das Taschenbuch mit der kleinen Haftnotiz. Sie hatten die Handschrift auf dem Zettel mit Don Luigis Randnotizen in einigen Büchern verglichen. Kein Zweifel, die Nachricht stammte von ihm.
»Also? Wie wollen wir jetzt weitermachen?«
Peter nahm das Buch und blätterte es durch. Auf jeder Seite wurde ein Symbol vorgestellt und erklärt. Nach welchen Kriterien der Autor die Symbole jedoch ausgewählt hatte, blieb unklar. Dennoch schien es vollständig, denn Peter fand sämtliche Symbole aus seinen Albträumen wieder.
Das Buch wirkte sehr zerlesen, enthielt aber keinerlei Randbemerkungen – bis auf eine längere Notiz auf Deutsch auf der Innenseite des Buchdeckels in einer kleinen, wie in Eile hingekritzelten Handschrift.
Dann pries der große Seth , der Sohn des unvergänglichen Menschen Adamas , den großen unsichtbaren, unausrufbaren, unbenennbaren, jungfräulichen Geist und die männliche Jungfrau und das dreifachmännliche Kind und die männliche Jungfrau Joel und Esephech, den Splenditenens , und die Krone seiner Herrlichkeit, das Kind des Kindes und die großen Doxomedon-Äonen und das Pleroma. Und er bat um seinen Samen. Dann kam hervor aus jenem Ort die große Kraft des großen Lichtes, Plesithea , die Mutter der Engel, die Mutter der Lichter , die glorreiche Mutter, die Jungfrau mit den vier Brüsten, indem sie die Frucht hervorbrachte aus Gomorrah als Quelle und Sodom, welches die Frucht der Quelle von Gomorrah ist, welche in ihr ist. Sie kam hervor durch den großen Seth .
Einige Worte waren eingekreist: »Seth«, »Adamas«, »Splenditenens«, »Plesithea«, »Mutter des Lichtes«. In der unteren rechten Ecke der Seite stand klein, wie nachträglich hinzugefügt: »NHC III, 2«.
»Was bedeutet NHC?«, fragte Peter.
»Steht für Nag Hammadi Codex«, erklärte Nikolas. »Eine Sammlung frühchristlicher, gnostischer Textfragmente, die zu den apokryphen Evangelien gezählt werden. Römisch Drei bezeichnet das sogenannte Ägypterevangelium.«
»Ich verstehe kein Wort von dem, was da steht.«
»Gnostische Texte sind für uns heute nur schwer zugänglich. Die frühen Christen empfanden die zeitliche Begrenzung ihres Lebens als Verhängnis. Das ›Pleroma‹,
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