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Apocalyptica

Apocalyptica

Titel: Apocalyptica Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Graute
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Er kam vom Bug der Flugplattform, auf der Midael und die Em das Geschehen mit Staunen verfolgten. Haakon, der sich unter Deck befunden und deshalb die segensreiche Wendung des Schlachtenglücks nicht mitbekommen hatte, kam mit hoch erhobenen Armen und Grauen in den Augen auf sie zugerannt.
    „Flieht, ich habe den Selbstzerstö...!“ Er sollte seine Warnung nie zu Ende bringen. Haakon von Melhus ’ letzter, ungläubiger Blick galt einem Schlachtfeld ohne Traumsaat.
    Mit ohrenbetäubendem Bersten löste sich die schwebende Plattform unter Midael in ein Chaos aus umhersirrenden Bolzen, scharfkantigen Metallfragmenten und Fetzen menschlicher Eingeweide auf. Die Druckwelle schleuderte den Engel in hohem Bogen in den Himmel über dem Meer. Am Scheitelpunkt der mächtigen Welle verwandelte sich die Welt für den Samaeliten in ein Flimmern bunter Farben und Formen, die immer schneller an ihm vorbeizogen, zu einem hellen Strom verschmolzen und ihn dann in gnädige Dunkelheit hüllten.

    Als Midael erwachte, umgischtete Meerwasser seinen Körper. Der Druck des Wassers presste ihn immer wieder gegen die verstümmelten Leichen seiner Schwestern und Brüder, die, im Tode wie im Leben vereint, zu Tausenden die Küstenlinie Iberias säumten. Er versuchte, sich aufzurichten, doch seine Beine versagten dem Engel ihre Dienste. Das Wasser um ihn hatte sich tiefrot gefärbt, so dass es aussah, als habe sein Kriegsrock die Farbe des Meeres oder besser umgekehrt der Ozean die Farbe seines Ordens angenommen. Er wusste nicht, ob er das als Omen auffassen sollte, und wenn er genauer darüber nachdachte, so war es ihm auch egal. Er fühlte nur die eisige Kälte der aufgewühlten See. Aufmerksam suchte er den Himmel nach Anzeichen des Feindes ab. Als er nichts entdecken konnte, suchte er weiter. Diesmal nach Überlebenden der eigenen Armee. Schließlich konnte er einzelne, versprengte Engel ausmachen, die den Eindruck erweckten, nicht recht zu wissen, was eigentlich los war. Wer konnte es ihnen verdenken? Er selbst begriff nicht ein Detail ihrer Lage.
    Sie hatten nicht gewonnen, dessen war er sich sicher. Die Dämonen des Herrn der Fliegen hatten sich vor ihren Augen in Rauch und Luft aufgelöst. Vorher aber hatte Haakon von Melhus aus Panik oder vielleicht auch aus dem Gefühl heraus, in der aussichtslosen Situation möglichst viele der widerwärtigen Kreaturen mit in den Tod reißen zu müssen, ihre Flugplattform zur Explosion gebracht. Midael hatte überlebt, auch wenn er sich nicht vorstellen konnte, wie das möglich war. Aus solcher Höhe war die Meeresoberfläche hart wie Granit, und er hätte auf ihr zerplatzen müssen wie eine reife Tomate. Dennoch war er weder zerplatzt noch gestorben. Kurz dachte er nach und bewegte dann prüfend seine Gliedmaßen. Ein Glücksgefühl durchströmte ihn. Er spürte seine Flügel. Er musste geflogen sein. Mit neuem Mut versuchte er erneut, auf die Beine zu kommen, und diesmal gelang es ihm. Taumelnd stand er zwischen seinen toten Geschwistern und breitete die Schwingen über ihnen aus. Er lachte, und das Lachen hallte über die Wogen und erfüllte ihn für einen kurzen Augenblick mit einer tiefen Ruhe, die er schon seit ewiger Zeit nicht mehr gespürt hatte. Er war wieder zurück in Korsika, unter den schützenden Schwingen Samaels, der ihm stets Trost gespendet hatte. Dann kehrte er in die Realität zurück und betrachtete noch einmal das Chaos um ihn. War es vorbei? Was war geschehen? Würde er es je erfahren?
    Wenn die Welt untergegangen war, warum stand er dann noch und konnte das Meer und die Felsen um sich herum sehen, fühlen und schmecken? Hatte denn wirklich nichts von alledem, was er je gelernt hatte, gestimmt? War alles Lüge gewesen? Nein, die Dämonen der Traumsaat waren real gewesen. Wie sonst hätte man sich all die Helden erklären können, die auf dem Feld der Ehre ihr Blut für die Menschheit vergossen hatten? Die Menschen hatten die Engel – ihn – erschaffen, um einer Macht zu trotzen, die sie nicht verstanden. War das falsch? Wer vermochte das schon zu sagen?

Epilog
    R oma Æterna brannte . Schon von Weitem konnte Midael erkennen, dass dunkle Rauchschwaden über der Küste Michaelslands aufzogen. Die Ewige Stadt war nicht länger ewig. Ein weiterer Hinweis für einen Neuanfang. Sie waren als stolzes Heer in die letzte Schlacht gezogen und kamen als kläglicher Triumphzug an den Ursprungsort ihrer Reise zurück. Weniger als tausend Engel aller Orden hatten die finale

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