Archer Jeffrey
oder zwei Fragen stellen, denn meinem Mandanten droht die Todesstrafe und das fast ausschließlich aufgrund Ihrer Zeugenaussage.«
»Ja, natürlich.« Rebecca versuchte, tapfer zu klingen, und wischte sich die letzte Träne aus den Augenwinkeln.
»Mrs Elliot, Sie haben dem Gericht gesagt, dass Sie eine überaus erfüllende Beziehung zu Ihrem Ehemann hatten.«
»Ja, wir haben uns sehr geliebt.«
»Tatsächlich?« Fletcher hielt kurz inne. »Und der einzige Grund, warum Sie an diesem Abend nicht an der Fernsehdebatte teilnahmen, war der, dass Mr Elliot Sie gebeten hatte, zu Hause zu bleiben und sich Notizen zu seinem Auftritt zu machen, damit Sie beide später am Abend darüber sprechen konnten?«
»Ja, das ist korrekt«, antwortete sie.
»Ich weiß das zu schätzen«, meinte Fletcher, »aber ich bin verwirrt, warum Sie Ihren Mann auch in den vorhergehenden Monaten zu keinem einzigen öffentlichen Auftritt begleitet haben.« Er schwieg kurz. »Weder in der Nacht noch am Tag.«
»Ich bin sicher, das habe ich doch einmal getan«, erwiderte Rebecca. »Aber Sie müssen auch bedenken, dass meine Hauptaufgabe darin bestand, Ralph den Haushalt zu führen. Ich musste Ralph das Leben so leicht wie möglich machen, wo er doch so viele Stunden wegen seines Wahlkampfes unterwegs war.«
»Haben Sie Ihre Notizen aufbewahrt?«
Sie zögerte. »Nein. Nachdem ich sie mit Ralph durchgegangen war, habe ich sie ihm gegeben.«
»Sie sagten dem Gericht, dass Sie sich gerade bei diesem Fernsehauftritt sehr aufgeregt haben.«
»Ja, das habe ich.«
»Darf ich fragen, worüber genau Sie sich aufgeregt haben, Mrs Elliot?«
Rebecca zögerte erneut. »Das weiß ich nicht mehr.« Sie schwieg.
»Es liegt ja auch schon einige Monate zurück.«
»Aber es war der einzige öffentliche Auftritt während des gesamten Wahlkampfes, an dem Sie Interesse gezeigt haben, Mrs Elliot. Da müssen Sie sich doch an einen oder zwei Punkte erinnern, über die Sie sich aufregten. Schließlich kandidierte Ihr Ehemann für das Amt des Gouverneurs und Sie damit sozusagen für das Amt der First Lady.«
»Ja, nein, ja – das Gesundheitswesen, glaube ich.«
»Dann müssen Sie noch einmal in sich gehen, Mrs Elliot.« Fletcher kehrte zu seinem Tisch zurück und nahm einen seiner Notizblöcke zur Hand. »Ich habe das Fernsehduell mit mehr als nur flüchtigem Interesse verfolgt und war überrascht, dass das Thema Gesundheitswesen nicht zur Sprache gebracht wurde. Vielleicht möchten Sie über Ihre letzte Antwort noch einmal nachdenken, da ich mir genaue Notizen zu jedem Punkt gemacht habe, der an diesem Abend besprochen wurde.«
»Einspruch, Euer Ehren. Der Verteidiger ist hier nicht als Zeuge geladen.«
»Stattgegeben. Halten Sie sich an Ihre eigentliche Aufgabe, Herr Anwalt.«
»Aber über eine Sache haben Sie sich aufgeregt, nicht wahr, Mrs Elliot?«, fuhr Fletcher fort. »Über den gemeinen Angriff auf Ihren Gatten, als Mr Cartwright im Fernsehen sagte: ›Ich werde dir trotzdem den Todesstoß versetzen.‹«
»Ja, das war schrecklich, wo doch die ganze Welt zusah.«
»Aber die ganze Welt sah nicht zu, Mrs Elliot, sonst hätte beispielsweise ich es gesehen. Es wurde erst gesagt, nachdem die Sendung bereits beendet war.«
»Dann muss mir mein Ehemann beim Abendessen davon erzählt haben.«
»Das glaube ich nicht, Mrs Elliot. Ich glaube vielmehr, dass Sie die Sendung gar nicht gesehen haben. Wie Sie ja auch an keinem seiner öffentlichen Auftritte teilnahmen.«
»Doch, das habe ich.«
»Dann können Sie den Geschworenen vielleicht eine Veranstaltung anführen, an der Sie während des langen Wahlkampfes Ihres Mannes teilgenommen haben, Mrs Elliot?«
»Wie soll ich mich an jede einzelne erinneren, wo Ralphs Wahlkampf doch schon vor über einem Jahr anfing?«
»Mir würde eine einzige Veranstaltung genügen«, sagte Fletcher und drehte sich zu den Geschworenen.
Rebecca brach wieder in Tränen aus, aber dieses Mal war das Timing nicht so gekonnt und es gab auch niemanden, der ihr ein Taschentuch anbot.
»Lassen Sie uns nun die Worte ›Ich werde dir trotzdem den Todesstoß versetzen‹ näher in Augenschein nehmen, die nach der Sendung am Abend vor einer Wahl ausgesprochen wurden.« Fletcher sah weiterhin die Geschworenen an. »Mr Cartwright sagte keineswegs ›Ich werde dir den Todesstoß versetzen‹, was in der Tat ein erdrückendes Indiz gewesen wäre. In Wirklichkeit sagte er: ›Ich werde dir trotzdem den Todesstoß versetzen‹ und alle Anwesenden gingen davon aus, dass er
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