Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Kandidaten
Vom Netzwerk:
wiederhergestellt hatte.
»Nein, nein«, widersprach Rebecca. »Aufgrund der Art und Weise, wie er Ralph anschrie, war ich sicher, dass Nat den ersten Schuss abgegeben hatte.«
»Dann frage ich Sie erneut, warum Sie die Polizei nicht sofort angerufen haben.« Fletcher drehte sich zu ihr um. »Warum haben Sie drei oder vier Minuten gewartet, bis Sie dann den zweiten Schuss hörten?«
»Es geschah alles so schnell, ich hatte einfach keine Zeit.«
»Was ist Ihr Lieblingsroman, Mrs Elliot?«, fragte Fletcher leise.
»Einspruch, Euer Ehren. Inwiefern sollte das relevant sein?«
»Abgelehnt, Mr Ebden. Ich habe das Gefühl, das werden wir gleich herausfinden.«
»Das werden Sie wirklich, Euer Ehren«, sagte Fletcher, ohne den Blick von der Zeugin abzuwenden. »Mrs Elliot, lassen Sie mich Ihnen versichern, dass es sich hier nicht um eine Falle handelt. Ich möchte nur, dass Sie dem Gericht den Titel Ihres Lieblingsbuches nennen.«
»Ich bin mir gar nicht sicher, ob ich ein Lieblingsbuch habe«, erwiderte sie. »Aber mein Lieblingsautor ist Hemingway.«
»Meiner auch.« Fletcher holte die Stoppuhr aus seiner Jackentasche. Er wandte sich an den Richter und fragte: »Euer Ehren, bekomme ich Ihre Erlaubnis, den Gerichtssaal kurz zu verlassen?«
»Zu welchem Zweck, Mr Davenport?«
»Um zu beweisen, dass mein Mandant nicht den ersten Schuss abgab.«
Der Richter nickte. »Aber nur kurz, Mr Davenport.«
Fletcher aktivierte die Stoppuhr, steckte sie wieder in seine Jackentasche, ging den Gang entlang durch den vollen Gerichtssaal und marschierte durch die Tür hinaus. »Euer Ehren«, rief Ebden und sprang auf, »ich muss Einspruch einlegen. Mr Davenport verwandelt diese Verhandlung in eine Zirkusnummer.«
»Falls dem so sein sollte, Mr Ebden, werde ich Mr Davenport bei seiner Rückkehr eine Rüge erteilen.«
»Aber Euer Ehren, ist dieses Verhalten fair gegenüber meiner Zeugin?«
»Ich denke schon, Mr Ebden. Wie Mr Davenport dem Gericht in Erinnerung rief, sieht sich sein Mandant nur aufgrund der Aussage Ihrer Hauptzeugin der Todesstrafe gegenüber.«
Der Chefankläger setzte sich wieder und beriet sich mit seinem Team, während das Publikum hinter ihm zu reden begann. Der Richter trommelte mit den Fingern und sah gelegentlich auf die Uhr an der Wand über dem Eingang.
Schließlich erhob sich Richard Ebden erneut und der Richter stellte die Ordnung wieder her. »Euer Ehren, ich beantrage, dass Mrs Elliot aus dem Zeugenstand entlassen wird. Der Verteidiger ist nicht länger in der Lage, sein Kreuzverhör durchzuführen, da er den Gerichtssaal ohne Erklärung verlassen hat.«
»Ich werde Ihrer Bitte nachkommen, Mr Ebden« – der Staatsanwalt strahlte erfreut auf –, »sollte Mr Davenport nicht in weniger als vier Minuten zurückkehren.« Richter Kravats lächelte Chefankläger Ebden an. Er ging davon aus, dass sie beide die Bedeutung seiner Entscheidung erkannt hatten.
»Euer Ehren, ich muss …«, fing der Staatsanwalt erneut an, aber er wurde unterbrochen, als die Türen des Gerichtssaals aufflogen und Fletcher den Gang entlangkam. Er ging zum Zeugenstand und reichte Mrs Elliot eine Ausgabe von Wem die Stunde schlägt, bevor er sich an den Richter wandte.
»Euer Ehren, würde das Gericht unparteiisch festhalten, wie lange ich abwesend war?«, bat er und reichte dem Richter die Stoppuhr.
Richter Kravats drückte den Stopper, sah auf die Uhr und sagte:
»Drei Minuten und neunundvierzig Sekunden.«
Fletcher richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf die Frau im Zeugenstand. »Mrs Elliot, ich hatte genug Zeit, um das Gerichtsgebäude zu verlassen, in die öffentliche Bibliothek auf der anderen Straßenseite zu gehen, das Regal mit den Hemingwaybüchern zu suchen, mit meinem Bibliotheksausweis ein Buch auszuleihen und trotzdem noch elf Sekunden zu früh wieder im Gerichtssaal zu sein. Aber Sie hatten nicht genug Zeit, um quer durch Ihr Schlafzimmer zu gehen, den Notruf zu wählen und Hilfe anzufordern, als Sie glaubten, Ihr Ehemann befinde sich in tödlicher Gefahr. Sie taten es deshalb nicht, weil Sie wussten, dass Ihr Ehemann den ersten Schuss abgegeben hatte, und Sie fürchteten sich vor dem, was er getan haben mochte.«
»Selbst, wenn ich das geglaubt hätte«, erwiderte Rebecca, die allmählich ihre Haltung verlor, »kommt es doch nur auf die zweite Kugel an, diejenige, die Ralph tötete. Vielleicht haben Sie vergessen, dass die erste Kugel in der Decke steckte. Oder wollen Sie jetzt andeuten, dass mein Mann sich selbst getötet

Weitere Kostenlose Bücher