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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Kandidaten
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nur mehr als ein paar Schritte vom Tisch zu entfernen, auf dem sich die Stimmzettel stapelten.
»Was passiert, wenn es beim Gleichstand bleibt?«, hörte Nat den Bürgermeister fragen, als er und der Verwaltungschef zum Ausgang eilten. Da er die Antwort nicht mehr mitbekam, stellte er Tom dieselbe Frage. Sein Stabschef hatte den Kopf bereits tief im Wahlhandbuch des Staates Connecticut vergraben.
    *
    Su Ling schlich sich aus dem Sitzungssaal und schlenderte gemächlich den Flur entlang. Sie blieb nur wenige Schritte hinter der Gruppe um den Bürgermeister. Als sie auf einer Eichentür in goldenen Buchstaben BIBLIOTHEK las, blieb sie stehen. Zu ihrer Freude fand sie die Tür unverschlossen. Rasch trat sie ein. Su Ling setzte sich hinter eines der großen Bücherregale, lehnte sich zurück und versuchte, sich zum ersten Mal an diesem lag zu entspannen.
    »Sie also auch«, sagte eine Stimme.
Su Ling sah auf und entdeckte Annie in der gegenüberliegenden Ecke. Sie lächelte. »Ich hatte die Wahl –
    entweder noch eine Stunde in diesem Sitzungssaal oder …« »… oder Mittagessen mit dem Bürgermeister.«
Sie mussten beide lachen.
»Ich wünschte nur, es wäre schon gestern Abend entschieden
    worden«, sagte Su Ling. »Jetzt wird sich einer von beiden den Rest seines Lebens fragen, ob er noch ein weiteres Einkaufszentrum hätte besuchen sollen …«
    »Ich glaube, es gab kein weiteres Einkaufszentrum mehr«, meinte Annie.
     
    »Oder eine Schule, ein Krankenhaus, eine Fabrik oder einen
    Bahnhof. Egal was.«
»Sie hätten sich darauf einigen sollen, dass jeder sechs Monate
    Gouverneur sein darf und die Wähler anschließend über die nächsten vier Jahre entscheiden sollten.«
    »Ich glaube, das hätte auch nichts gebracht.«
»Vielleicht haben die Wähler ein Problem, weil sich beide so ähnlich sind, dass man sich unmöglich zwischen ihnen
    entscheiden kann.« Annie sah Su Ling wachsam an.
»Vielleicht liegt es daran, wie sehr sie sich gleichen.« Su Ling
erwiderte ihren Blick.
»Stimmt. Meine Mutter sagt oft, wie ähnlich sie sich sehen,
wenn sie im Fernsehen auftreten. Und dann der Zufall, dass sie
auch noch dieselbe Blutgruppe haben.«
»Als Mathematikerin glaube ich nicht an so viele Zufälle«,
sagte Su Ling.
»Interessant, dass Sie das sagen«, meinte Annie.
»Wenn die beiden beschlossen haben, nicht darüber zu
sprechen, nicht einmal mit uns, müssen sie dafür einen sehr
guten Grund haben.«
»Dann denken Sie also auch, dass wir schweigen sollten.« Su Ling nickte. »Vor allem nach dem, was meine Mutter
durchmachen musste …«
»Und was meine Schwiegermutter zweifellos durchmachen
würde«, ergänzte Annie. Su Ling lächelte und erhob sich. Sie
sah ihre Schwägerin an. »Wir wollen nur hoffen, dass sie nie für
das Amt des Präsidenten kandidieren werden, sonst wird die
Wahrheit unweigerlich ans Licht kommen.«
Annie nickte zustimmend.
»Ich gehe zuerst zurück«, sagte Su Ling. »Und niemand wird
jemals erfahren, dass diese Unterhaltung stattgefunden hat.«
    *
    Als der Bürgermeister die Mitte des Saales erreichte, erteilte er sofort den Befehl, dass eine erneute Auszählung stattfinden solle. Der zufriedene Ausdruck auf seinem Gesicht war nicht die Folge guten Essens und noch besseren Weines; vielmehr hatte Holbourn das Mittagessen ausfallen lassen, um in Washington anzurufen und sich den Rat des Justizministers einzuholen, wie sie im Falle eines Gleichstands vorgehen sollten. Die Stimmenzähler arbeiteten wie immer gewissenhaft und sorgfältig und einundvierzig Minuten später kamen sie zu dem exakt gleichen Ergebnis: Stimmengleichheit.
    Der Bürgermeister las noch einmal das Fax des Justizministers und befahl zum Erstaunen aller eine erneute Zählung, die vierunddreißig Minuten später den Gleichstand bestätigte.
    Sobald der Verwaltungschef seinem gewählten Volksvertreter dieses Ergebnis mitgeteilt hatte, bat der Bürgermeister die beiden Kandidaten, sich ihm anzuschließen, und kämpfte sich dann auf die Bühne vor. Fletcher zuckte mit den Schultern, als er Nats Blick auf sich spürte. Die Umstehenden waren so begierig herauszufinden, wie die Angelegenheit denn nun ausgehen würde, dass sie rasch zur Seite traten, um den drei Männern den Weg freizumachen, als ob Moses seinen Stab über die Wasser von Madison gehalten hätte.
    Der Bürgermeister stieg mit den beiden Kandidaten auf die Bühne und blieb in der Bühnenmitte stehen, mit Fletcher zur Linken und Nat zur Rechten. Holbourn sprach zu einem

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