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Armageddon 06 - Der nackte Gott

Armageddon 06 - Der nackte Gott

Titel: Armageddon 06 - Der nackte Gott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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schwaches Wimmern. Ihr Körper wog doppelt soviel wie gewöhnlich. Die Schwäche schien ihre Furcht noch zu verstärken und hinderte ihren Verstand am klaren Denken.
    – Ein einfacher Sprung, versprach die Persönlichkeit. – Nicht stehenbleiben. Es ist lediglich eine Frage des Timings und eines sicheren Absprungs.
    – Wo steckt Dariat? fragte sie unvermittelt.
    – Nur noch vier Schritte. Konzentriere dich!
    Ihr war, als verlöre sie bereits jetzt das Gleichgewicht.
    Sie beugte sich zu weit vor und mußte mit den Armen rudern, um auf den Beinen zu bleiben. Der Rand kam wackelnd näher. Ihre Knie beugten sich, und sie wußte nicht warum.
    – Jetzt!
    Das Kommando der Persönlichkeit kontrahierte ihre Muskeln. Erentz sprang über das Loch und warf die Arme nach vorn. Auf der anderen Seite prallte sie schmerzhaft auf den Boden und rollte weiter. Ellbogen und Knie trafen jedes hervorstehende Stück Schutt.
    – Steh auf! Du bist fast da. Los, weiter!
    Sie stöhnte vor Qual und kämpfte sich auf die Beine. Als sie sich umdrehte, leuchteten die Scheinwerfer an ihren Handgelenken über das Loch. Erentz schrie panisch auf. Das Orgathé selbst war hinter ihr her. Es war noch immer das Stärkste und Schnellste seines aufgelösten Kollektivs und stampfte wütend hinter der winzigen flüchtenden Wesenheit her. Hier drin konnte es nicht fliegen. Obwohl es an Größe durch die Abtrennung der anderen verloren hatte, war das Vestibül bei weitem zu klein, um die Flügel zu entfalten. Es mußte sich sogar ducken, um nicht an die hohe Decke zu stoßen.
    Es war von Wut beseelt. Wut, weil es bei seiner Nahrungsaufnahme gestört worden war. Es war so nah daran gewesen, das erforderliche Energieniveau zu erreichen! Es war unerträglich, daß ihm dieser Triumph aus den Händen gerissen worden war. Die Nahrung war vergessen. Selbst der Ausbruch aus dem dunklen Kontinuum war vergessen. Es wollte nur noch Rache.
    Erentz setzte sich erneut in Bewegung. Nacktes adrenalingesteuertes Entsetzen übernahm das Kommando über die aufsässigen Muskeln. Sie sprintete in Richtung der offenen Lifttür. Eine Bö eiskalter Luft verriet ihr, daß der Besucher über das Loch gesprungen war. Ihr würde nicht genug Zeit bleiben, um die beiden Schlaufen an ihrem Traggestell zu sichern.
    Sie prallte gegen die Wand neben den Aufzugstüren und wirbelte zu dem fremdartigen Ding herum. Es hatte sich wieder in Falten aus Dunkelheit gehüllt. Nur das entschlossene Kräuseln, das über die nebulöse Oberfläche glitt, deutete auf die schreckliche Bedrohung hin, die sich darunter verbarg. Sie feuerte ihre Laserpistole ab – mit dem einzigen Effekt, daß die Dunkelheit hart und fest wurde rings um die Stelle, wo der Strahl auftraf. Ein schwacher rosafarbener Lichtschein leuchtete hinter dem Orgathé wie ein groteskes Zerrbild von Laserfeuer auf.
    – Die Leuchtkugeln, drängte die Habitat-Persönlichkeit. – Schieß eine Leuchtkugel auf das Mistding!
    Erentz war am Ende ihrer Möglichkeiten angekommen. Jetzt blieb nur noch, in den Schacht zu springen und zu hoffen, daß der Sturz sie töten würde, bevor das unheimliche Ding sie fangen konnte. Sie riß den kleinen Leuchtkugelwerfer hoch, richtete ihn auf das Zentrum der ätherischen Dunkelheit und krümmte den Finger um den Abzug.
    Ein erbärmlich kleines Kügelchen brennenden Magnesiums traf den riesigen Besucher. Er zuckte unkontrolliert, und seine Extremitäten schlugen gegen Wände und Decke. Große Splitter Polyp spritzten in gefährlichen Kaskaden herum, herausgerissen von den unglaublichen Kräften des Wesens. Erentz starrte das zappelnde Monster offenen Mundes an. Sie konnte einfach nicht glauben, daß so eine winzige Leuchtkugel ein derart beeindruckendes Ergebnis hervorzurufen imstande war. Das gesamte Vestibül erbebte heftig.
    – Ja, ja, faszinierend, sagte die Habitat-Persönlichkeit. – Und jetzt mach bitte gefälligst, daß du von dort verschwindest, solange dieses Ding von dir abgelenkt ist.
    Sie packte die Schlaufen und löste sie von der Strebe, an der sie gesichert gewesen waren. Erst eine war mit ihrem Geschirr verbunden, als sie auch schon den Nothebel betätigte. Die Gewalt, mit der sie nach oben gerissen wurde, entlockte ihr einen Angstschrei, und die unerwartete Beschleunigung sorgte dafür, daß sie Laserpistole und Leuchtraketenwerfer fallen ließ, um sich mit beiden Händen am Seil festzuklammern. Der schmale Ausschnitt der Schachtwand, der von den Lichtkegeln ihrer Scheinwerfer erhellt

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