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Armageddon 06 - Der nackte Gott

Armageddon 06 - Der nackte Gott

Titel: Armageddon 06 - Der nackte Gott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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es völlig dunkel war, vernahm er ein Klack wie von übergroßen Zähnen, die in einem mächtigen zuschnappenden Kiefer saßen. Schlagartig überkam ihn heftige Benommenheit, und er stolperte von dem Appartement weg, ohne auf die Anzuglichter Erentz’ zu achten, die wild umhertanzten, als sie anfing zu rennen.
    – Bewegung, Dariat! Die Sorge in der Stimme des Habitats brachte ihn dazu, ein paar Schritte zu unternehmen. – Los schon, Junge! Mach, daß du von hier wegkommst!
    Dariat stolperte ein paar unsichere Schritte weiter und seufzte frustriert angesichts der Schwäche, die seine spektralen Gliedmaßen erfaßt hatte. Er spürte deutlich den gewaltigen Hunger des Besuchers, doch das hatte nichts mit Affinität zu tun.
    Dariat war ein paar Meter weit gekommen, als ihm endlich bewußt wurde, daß er die falsche Richtung eingeschlagen hatte. Elende Verzweiflung übermannte ihn, und durch seine Kehle entrang sich ein erbärmliches Heulen. »Anastasia! Hilf mir!«
    – Komm schon, Junge, weiter! Sie würde nicht wollen, daß du aufgibst. Nicht jetzt.
    Wütend darüber, daß ihre Erinnerung gegen ihn benutzt wurde, warf er einen Blick zurück über die Schulter. Erentz’ Scheinwerfer waren schon fast außer Sicht, so schnell rannte sie davon. Dann sah er ein Halo aus tiefster Dunkelheit, das die dünnen Lichtkegel hinter ihm überdeckte. Seine Beine drohten bei diesem Anblick nachzugeben.
    – Los, weiter! Ich weiß einen Fluchtweg für dich.
    Dariat stolperte ein paar unsichere Schritte weiter, bevor die Worte der Persönlichkeit in sein Bewußtsein gesickert waren. – Wo?
    – Der nächste Aufzugsschacht. Die Tür ist offen und klemmt.
    Inzwischen sah Dariat fast gar nichts mehr. Es war nicht nur der Mangel an Licht; seine Sicht war wie mit einem grauen Schleier überzogen. Allein seine Erinnerung führte ihn zu dem Aufzugsschacht, und sie wurde von der Habitat-Persönlichkeit gestärkt. Fünf oder sechs Meter voraus und zur Linken.
    – Und wie soll mir das weiterhelfen? fragte er.
    – Ganz einfach. Der Aufzug steckt zehn Stockwerke weiter unten fest. Du mußt nur springen. Du landest auf dem Dach und gehst durch die Tür. Du bist dazu imstande, Dariat. Schließlich bist du ein Geist.
    – Ich kann nicht, heulte er auf. – Du verstehst das nicht! Feste Materie ist grauenhaft!
    – Und der Besucher hinter dir? Ist er vielleicht nicht … grauenhaft?
    Schluchzend fuhr Dariat mit der Hand über die Wand, bis er die offene Lifttür gefunden hatte. Der Besucher glitt hinter ihm heran, geschmeidig und lautlos, und Dariats Furcht stieg weiter. Er sank auf die Knie und kauerte wie im Gebet am Rand des Schachts.
    – Keine zehn Stockwerke. Das überlebe ich nicht.
    – Sag mir doch bitte, welche Knochen du dir in deinem transparenten Leib brechen könntest? Hör zu, du kleiner Trottel, wenn du auch nur eine Spur von Vorstellungskraft besitzen würdest, könntest du einfach durch den Schacht zur Lobby hinaufschweben. Und jetzt SPRING!
    Dariat spürte, wie der Polyp rings um ihn starb, während der Besucher näher und näher kam. – Lady Chi-Ri, bitte hilf mir! Er ließ sich vornüberkippen und fiel in den Aufzugsschacht.
    Erentz rannte durch das Vestibül zurück, so schnell sie konnte. Irgend etwas hinderte ihre Muskeln daran, volle Leistung zu erbringen. Sie fühlte sich schwach. Ihr war übel. Der faltige Teppich schien ihr immer wieder Fußangeln stellen zu wollen.
    – Los, weiter, flehte die Habitat-Persönlichkeit inständig.
    Sie blickte sich nicht um, und das war auch gar nicht nötig. Sie wußte, daß irgend etwas hinter ihr her war. Der Boden vibrierte, als ein schwerer Körper darüber stapfte. Immer und immer wieder ertönten durchdringend kreischende Geräusche, als eine Klaue oder ein Fang über den Polyp schabten. Kälte penetrierte ihren Anzug, als existierte die Isolation gar nicht. Ohne auch nur ein einziges Mal nach hinten zu sehen, schwenkte sie die Laserpistole hinter sich und gab eine Serie ungezielter Schüsse ab. Sie hatten nicht den geringsten erkennbaren Effekt auf ihren Verfolger.
    Das Affinitätsband zeigte ihr die Gruppe der anderen, die oben in der Lobby warteten. Ihre Verwandten machten die Waffen bereit und legten die Sicherungshebel um. Tolton, der keine Affinität besaß, geriet in Panik. »Was ist los?« brüllte er. »Was?«
    – Du näherst dich dem Loch im Boden, warnte die Habitat-Persönlichkeit.
    »Scheiße!« Es sollte ein herausfordernder Schrei werden, doch hervor kam nur ein

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