Arsen und Apfelwein
Logo Jenny am nächsten Morgen schon auf dem Gang entgegen.
Verblüfft blieb sie stehen. »Das gibt’s doch nicht.«
»Ich bin auf dem Weg in die Uniklinik. Der Junge liegt im Koma. Mogler ist auch auf dem Weg dorthin.«
Jenny drehte sich auf dem Absatz um. »Ich komme mit.«
Logo hastete weiter. »Mogler wollte wissen, ob wir den Weihnachtsmann schon identifiziert hätten. Als ich verneint habe, hat er aufgelegt und geht nicht mehr ans Telefon.«
»Wo wohnt der Mogler?«
»In Seligenstadt. Er braucht mindestens ’ne halbe Stunde um die Uhrzeit. Das schaffen wir. Ich ruf von unterwegs im Krankenhaus an.«
»Ich mach das«, meinte Jenny und zückte im Laufen ihr Handy. Während sie über den Hof zum Dienstwagen rannten, telefonierte sie.
Logo fuhr, während Jenny ungeduldig aus dem Fenster starrte. »Koma. Furchtbar, wenn das Moglers Sohn wäre«, meinte sie. »Das Alter könnte hinkommen.«
Als sie in Frankfurt-Niederrad das Universitäts-Klinikum erreichten, hielt vor ihnen ein alter Ford Escort halb auf dem Bürgersteig. Bernd Mogler stürzte hinaus. Logo rannte hinter ihm her und hielt ihn am Arm fest. »Warte, Bernd. Wir gehen zusammen rein.« Er zog ein Foto aus der Tasche. »Ist er das?«»Max!«, stöhnte Mogler, riss sich los und rannte weiter.
Logo sah über die Schulter zu Jenny, die blass wurde. Zusammen hasteten sie ins Gebäude, Richtung Aufzüge. Jenny, die telefonisch die Station erfragt hatte, übernahm die Führung.
Vor der Tür der Intensivstation mussten sie warten. Mogler lief kreidebleich auf und ab. Immer wieder klopfte er an die Tür. Es vergingen nur Minuten, bis sie endlich geöffnet wurde und eine Schwester sie in eine Art Warteraum führte, doch es kam allen wie eine Ewigkeit vor.
»Was ist mit meinem Sohn?«, schrie er die Schwester an. Ruhig und bestimmt antwortete sie: »Ihr Sohn ist stabil. Der Arzt wird gleich hier sein und Ihnen alles erklären.«
Mogler atmete tief durch. Jenny trat neben ihn und legte die Hand auf seinen Unterarm. »Stabil hört sich doch gut an«, meinte sie leise. Er starrte sie kurz an, dann nahm er seinen Lauf durchs Zimmer wieder auf. Endlich kam der Arzt, ein noch recht junger Mann. Bevor er sich vorstellen konnte, rannte Mogler fast auf ihn zu. »Wie geht’s meinem Sohn? Wird er durchkommen?«
Der Arzt nickte ihm beruhigend zu. »Er liegt momentan im Koma, aber wir sind zuversichtlich, dass er ohne Folgeschäden aufwachen wird.«
Hilflos sah Mogler zu Jenny, dann wieder zu dem Arzt, den ein Namensschild als Dr. Emanuel Fausel auswies. »Was hat er denn eigentlich?«
Der Arzt sah sich kurz um, als suche er einen Sitzplatz, griff dann allerdings, als ein Piepgeräusch ertönte, in die Tasche. Er zog einen Pager hervor und seufzte. »Ihr Sohn hat einen allergischen Schock. Erdnüsse, so wie es aussieht. Wussten Sie, dass er darauf allergisch ist?«
Mogler nickte. »Natürlich. Auf alle Nüsse. Genau wie ich. Aber das wusste er doch auch. Er hätte nie Nüsse gegessen.«
Dr. Fausel hob die Schultern. »Wir mussten ihm den Magen auspumpen. Es fanden sich eindeutig Nussreste. Und Chips oder etwas in der Art.«
Jenny sah Logo an. Ihr schwante etwas. Sie trat näher. »Auf der Feier gab es die neuen Chips. Mit Erdnussstückchen. Wer die nicht kennt …«
»So wird es passiert sein«, meinte der Arzt. »Sie können kurz zu ihm, aber bitte nicht zu lange. Er bleibt hier auf der Intensivstation, bis er aufwacht.«
»Und es besteht bestimmt keine Lebensgefahr?«
Der Arzt zögerte. »Nach menschlichem Ermessen nicht.«
Mogler atmete hörbar auf. »Ich muss erst meine Frau anrufen.«
Fausel nickte. »Ich muss leider weiter. Schwester Lina bringt Sie dann zu Ihrem Sohn.«
Jenny und Logo sahen sich an. »Wir werden nicht mehr gebraucht«, meinte Jenny. »Keine Straftat. Eine allergische Reaktion, wer hätte das gedacht? Aber was hat er da gewollt?«
Logo machte eine wegwerfende Handbewegung. »Dummejungenstreich wahrscheinlich. Wollte mal sehen, ob jemand es merkt. Und dann so was.«
Jenny hatte so ihre Zweifel, sagte aber nichts dazu.
Im Präsidium erstattete sie dem Staatsanwalt telefonisch Bericht. »Scheint keine Straftat vorzuliegen. Sollen wir die Angelegenheit abschließen?«
Biederkopf hatte Zweifel. »Wir wissen nicht, zu welchem Zweck der Junge hier war. Immerhin besteht die Möglichkeit, dass er eine Straftat geplant hat. Aber das ist kein Fall für euch.«
»Eine Straftat? Der Sohn eines Kollegen?«
»Auch Kollegensöhne sind
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