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Arsen und Apfelwein

Arsen und Apfelwein

Titel: Arsen und Apfelwein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Habeney
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nie einem Menschen außer den Mitgliedern des Haushaltes begegnet. Manchmal hatte sie Stimmen von Lieferanten und Wachleuten gehört, aber immer wurde sie rechtzeitig weggebracht und in ihrem Zimmer eingeschlossen.
    Doch jetzt stand, wie aus dem Boden gewachsen, ein junger Mann vor ihr. Er starrte sie an. Sie blickte zu Boden. Noch nie hatte ein Mann sie so direkt angeschaut. Sie versuchte, sich an ihm vorbei Richtung Küche zu drücken. Er griff nach ihrem Arm. »Warte«, bat er.
    Sie schrak zusammen. Wenn jemand sie hier zusammen sähe, würde man sie nicht nur schlagen, man würde sie töten. Hektisch machte sie sich los und lief davon. Sie schaute sich kurz um. Er stand im Flur und starrte ihr nach. Und wie schön er aussah. Ob sie das alles nur geträumt hatte?

    *

    Max Moglers bester Freund wohnte in Hainburg. Sie kurvten eine Weile durch die engen Straßen, bis sie die Adresse am Rand eines Neubaugebietes gefunden hatten. Sie stiegen aus und gingen einen kurzen Weg entlang zu einem kleinen Reihenmittelhaus. Alle Fenster waren verschlossen und die Rollläden halb herabgelassen.
    Zweifelnd blickte Logo die Fassade hinauf. »Scheint niemand zu Hause zu sein.«
    »Vielleicht ist heute länger Schule.«
    Jenny stieg die zwei Stufen zur Eingangstür hinauf und klingelte. Sie versuchte, durch die Glasscheibe der Tür zu blicken. Ungeduldig klingelte sie noch mal und ließ den Finger diesmal länger auf dem Klingelknopf.
    Als sie es schon aufgeben wollte, wurde die Tür aufgerissen. Ein schmaler Teenager mit einer schlimmen Akne starrte sie unfreundlich an. »Was woll’n Sie? Meine Mutter is nich zu Hause.«
    »Roland Birkenbach?«
    »Wer will’n das wissen?«
    Ungerührt zückte Jenny ihre Marke. »Polizei.«
    In den Augen des Jungen blitzte Angst auf. Er verbarg sie jedoch schnell hinter großspurigem Gehabe. »Ich muss nicht mit Ihnen reden. Ich bin minderjährig. Kommen Sie wieder, wenn meine Ma da is.«
    Jenny lächelte. »Gute Idee. Die möchte bestimmt alles hören, was wir dich fragen. Wann kommt sie denn nach Hause?«
    Zu spät wurde dem Jungen klar, dass er gerade ein Eigentor geschossen hatte. »Sie können mir ja sagen, was Sie wollen«, lenkte er ein.
    Logo trat einen Schritt näher. »Wie alt bist du überhaupt?«, fragte er den Teenager streng.
    »Alt genug. Siebzehn, wenn Sie’s genau wissen wollen.«
    Jenny kam direkt zur Sache. »Du bist der beste Freund von Max Mogler?«
    Er hob die schmalen Schultern. »Kann schon sein. Was is’n mit Max?«
    »Er liegt im Krankenhaus. Koma.« Sie spürte Logos erstaunten Blick. Normalerweise ging sie zartfühlender vor.
    Der Junge wurde blass. Seine Großspurigkeit fiel in sich zusammen. »Wieso denn? Ich hab ihn doch noch gestern gesehen. Dachte, er wär heute nicht da gewesen, weil er sich bei seinem Vater angesteckt hätte.«
    Jenny schüttelte den Kopf. »Nein, er hat eine allergische Reaktion. Nimmt er Drogen? «
    Der Junge wich zurück. »Drogen? Ne, der Max hat keine Drogen genommen. Mann, sein Vater is Bulle. Entschuldigung.«
    »Schon gut. Bist du sicher?«
    »Klar. Wo iss’n das passiert?«
    »Im Polizeipräsidium. Er hat sich dort eingeschmuggelt. Weißt du vielleicht, warum?«
    »Wie. Hat er’s tatsächlich gemacht?« Er bekam große Augen.
    »Also wusstest du Bescheid.«
    »Nee. Sein Alter hat immer gesagt, ins Präsidium darf niemand rein. Von wegen Sicherheitsschleuse und so. Und als er erzählt hat, er würde den Weihnachtsmann auf ’ner Feier geben, haben wir uns gefragt, ob sie den Weihnachtsmann auch kontrollieren. Aber es war nicht ernst gemeint.«
    »Max hat’s aber offensichtlich ernst genommen. Hat er dir nicht erzählt, was er vorhat?«
    »Ne, ganz sicher nicht. Dann wär ich doch mit. Hätt zumindest draußen gewartet. Woher hätt ich sonst wissen sollen, dass er wirklich drin war?«
    »Er hatte eine Kamera dabei.«
    »Fotos. Cool.«
    Logo meinte unwirsch. »Kann mir nicht vorstellen, dass er wirklich so einen Alleingang macht. Sicher, dass du nichts davon wusstest?«
    »Ganz sicher. Außerdem hätte er mich abends gar nicht erreichen können. Meine Mutter hat mir mein Handy abgenommen, weil die letzte Rechnung so hoch war. Und ich war den ganzen Nachmittag gestern bei meiner Oma.«
    »Wann und wo hast du Max das letzte Mal gesehen?«
    »An der Bushaltestelle. Wir treffen uns da oft nach der Schule.«
    »Gut.« Jenny sah Logo an. »Das wars für’s Erste. Wann kommt deine Mutter nach Hause?«
    »Gegen sechs meistens.«
    Jenny

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