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Asmoduin: Nervensäge aus der Hölle

Asmoduin: Nervensäge aus der Hölle

Titel: Asmoduin: Nervensäge aus der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Schumacher
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ich vielleicht beim Herstellen des Pappmaschees etwas grundlegend falsch gemacht? Hatte sich die Pampe ohne äußeren Einfluss wieder verflüssigt? Irgendwie nicht sehr wahrscheinlich …
    Auch am Ende der Stunde, nachdem ich mein Pult und den Saalboden um meinen Platz auf Hochglanz gewienert hatte, war ich der Klärung des Mysteriums noch keinen Schritt näher gekommen. Resignierend machte ich mich auf den Weg zum Schulkiosk, um mir ein Nugathörnchen zu besorgen.
    Ich konnte nicht ahnen, dass das tragische Verscheiden von Bruce lediglich der Anfang gewesen war.

Kapitel 4 in dem einiges zu Bruch geht und etwas unermesslich Kostbares verschwindet
     
    Als ich am Mittag von der Schule heimkam, hatte ich den unrühmlichen Zwischenfall einigermaßen erfolgreich verdrängt. Ich war im Lauf der Zeit recht gut darin geworden, unangenehme Erlebnisse nicht zu dicht an mich ranzulassen. Dennoch hätte mich nach wie vor schon interessiert, was eigentlich geschehen war.
    Mom war noch auf der Arbeit. Sie schien allerdings in der Mittagspause kurz reingeschaut zu haben, denn als ich mir einen bescheidenen Imbiss aus Toastbrotscheiben (ungetoastet), Schinkenwurst (vier Lagen), Scheibenkäse (der weiche, gelbe), Senf (viel davon), Ketchup (noch mehr) sowie einer Tüte Kartoffelchips (Chili, extra scharf) zubereitete, fand ich eine Nachricht von ihr auf dem Küchentisch. Sie hatte mir etwas Geld hingelegt und bat mich, in Mr Carlsens Geschirrladen eine neue Sammeltasse für Oma Bessie abzuholen.
    Oma Bessie war Moms Mom. Sie war einundachtzig und hätte mit ihrem Buckel, dem zerknitterten Gesicht, der winzigen runden Brille und dem grauen Dutt in jedem Film sofort die klassische Großmutterrolle übernehmen können. Ihre winzige Einzimmerwohnung, wo ich sie mehr oder weniger regelmäßig besuchte, lag vier Bushaltestellen entfernt. Wenn man meinen Klassenkameraden glauben wollte, war es doof und kindisch, regelmäßigen Kontakt zu seiner Oma zu pflegen. Ich hatte dafür jedoch gleich mehrere gute Gründe.
    Zum einen war Oma Bessie für ihre einundachtzig Jahre noch echt aufgeweckt. Sie hatte während ihres Lebens viel gesehen, eine aberwitzig große Anzahl von Leuten kennengelernt und so ziemlich jeden Beruf, den es gab, irgendwann mal ausgeübt. Das hatte zur Folge, dass sie auf jede Frage irgendwas Schlaues erwidern konnte und für nahezu jedes Problem eine Lösung wusste.
    Der zweite, im Prinzip viel gewichtigere Grund war, dass Oma Bessie, wie es sich für eine ordentliche Oma gehörte, über Jahrzehnte in einem Büchlein die besten Backrezepte des Erdballs zusammengetragen hatte. Immer, wenn ich sie besuchte, backte sie für mich irgendeine zuckerreiche Köstlichkeit. Und obwohl ich Oma Bessie im Laufe der Jahre wirklich
oft
besucht hatte, konnte ich mich nicht erinnern, je zweimal denselben Kuchen, dieselbe Torte oder dasselbe Gebäck vorgesetzt bekommen zu haben.
    Als Großmutter, wie sie im Buche stand, hatte Oma Bessie natürlich auch das eine oder andere omamäßige Hobby. Eines davon war, dass sie Geschirr hortete – Sammeltassen, bedruckt mit allerlei absonderlichen Motiven. Die meisten Stücke ihrer Sammlung zeigten unnatürlich rotbackige Kinder, die sich gegenseitig in Bollerwagen durch die Gegend zogen oder auf Dreirädern über Blumenwiesen radelten. Dabei lachten sie euphorisch, als sei Bollerwagen- und Dreiradfahren die großartigste Freizeitbeschäftigung, die je erfunden worden war.
    Oma Bessie benutzte diese Tassen nicht. Sie sortierte jede neue mit viel Liebe in eine gläserne Vitrine in ihrem Wohnzimmer ein. Ich hatte sie einmal gefragt, was sie an den Dingern fände. Daraufhin erklärte sie mir, die Motive erinnerten sie an ihre Jugend. Damals habe die Welt noch ausgesehen wie auf dem Porzellan abgebildet. Ich wagte das zu bezweifeln, hielt aber den Mund und nahm mir stattdessen noch zwei große Stücke Bananen-Nuss-Torte mit Sahne.
    Moms Nachricht auf dem Küchentisch war zu entnehmen, dass Mr Carlsen vom Geschirrladen angerufen hatte. Eine neue Sammeltasse war geliefert worden (Oma Bessie hatte ein Abonnement) und wartete in seinem Geschäft darauf, abgeholt zu werden. Oma Bessie war nicht mehr sonderlich gut zu Fuß, daher war mein Nachmittagsprogramm für heute klar: Ich würde einen Ausflug in die Innenstadt machen.
    Wenig später bimmelte die Türglocke von
Carlsens Glas- und Porzellanparadies
über meinem Kopf. Der kleine Laden lag eingekeilt zwischen einem großen Drogeriemarkt und einer noch

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