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Aster, Christian von - Die grosse Erdfer

Aster, Christian von - Die grosse Erdfer

Titel: Aster, Christian von - Die grosse Erdfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zwerg und Uberzwerg
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verschiedene Geschichten. Die einen munkelten, er habe ihn beim Steineschmeißen gewonnen, wobei es alles andere als ehrlich zugegangen sei. Andere behaupteten, er habe in jungen Jahren jenseits der Drachenbarriere einem Drachen das Leben gerettet und dafür eines seiner Eier erhalten. Und dann gab es freilich noch die Variante, dass er das Ei einem Drachenjäger gestohlen habe, nachdem er diesen mit genügend Bier betrunken gemacht habe. War das jedoch der Fall, hätte er das Ei wahrscheinlich auch gleich kaufen können. Denn den Geschichten zufolge vertrugen Drachenjäger weit mehr als gewöhnliche Zwerge…
    Wie auch immer es geschehen war, mit Hilfe seiner Glimmschwinge zwang Polterboldt dem Stahl seinen Willen auf. Im Laufe seines Lebens hatte er beinahe das Geheimnis eines jeden Metalls aus den Wänden des Imperiums ergründet. Er hatte es geschmolzen, geschmiedet, gebogen, gebrochen und gedreht. Er konnte die dreizehn Arten des Stahls mit den Fingerspitzen ertasten und erkannte den Fehler einer Waffe am Klang. In den Gängen erzählte man sich, dass Polterboldt sich an einem glühenden Stück Eisen ebenso stark berauschen konnte wie an einem Fass Bitterwurzelbier. Deswegen erhielt er auch die bedeutendsten Aufträge des Imperiums, galt als Freund des Großen Verwalters und Vertrauter von Feuer und Stahl.
    Gegenwärtig versuchte er, die Zusammensetzung einer trollischen Legierung zu ergründen. Außerdem arbeitete er an einer verbesserten Rüstung, indem er schwarze Rinde mit Feiertagsstahl mischte, und an vollkommeneren Ritualäxten.
    Seine beiden Eisenknechte schwitzten aus allen Poren. Den Flüssigkeitsverlust pflegten sie nach Feierabend beherzt mit Starkbier auszugleichen, bis dahin jedoch schwitzten sie. Polterboldt forderte seinen Männern Respekt für Stahl und Feuer ab und legte dabei Wert darauf, dass sie gleichzeitig nicht auch dem Bier Respekt zollten. In anderen Schmieden trank man bereits während der Arbeit, was die Aufmerksamkeit der Eisenknechte erheblich schmälerte. Das wiederum hatte zur Folge, dass die meisten Schmiede eine halbe Schicht arbeiteten, während sie in der anderen Hälfte ihre Brandwunden kühlten oder sich die verkohlten Bärte nachschneiden ließen…
    In Polterboldts Schmiedehöhle ging es anders zu. Bier war Bier und Stahl war Stahl. Und beides zu verwechseln war ungesund.
    Im Augenblick durften seine Eisenknechte kurz ausruhen. Sie hatten Esse und Amboss verlassen und sich inmitten grauer Rauchschwaden, die allzeit über der Höhle lagen, auf einigen Steinen zwischen allerlei Schmiedewerkzeug niedergelassen.
    Einige Schläge zuvor war ein Scherge des Larvenmeisters mit dem Drachenfraß da gewesen. Seine Männer hatten zwei Sack Larven aus dem Wagen zum Drachen hinübergeschaufelt und sich dann ihrem Bier gewidmet. Nun schlang der Drache, in seiner engen Höhle zu vollkommener Bewegungslosigkeit verdammt, die Felsfalterlarven hinunter, die in seinem Mund leise knackten und knirschten. Und während er schmatzend sein Feuer zurückhielt, begann der Rauch in der Höhle sich langsam zu klären.
    Die Eisenknechte saßen auf ihren Steinen in der Nähe der Esse und leerten die kleinen Humpen, die ihr Meister ihnen während der Pause zugestand. Der Eisenmeister selbst hockte auf einem ehernen Stuhl und bestaunte die neue Legierung der Trolle. Es handelte sich um eine dornenbesetzte Trollkeule, die von einer Expedition im Osten geborgen worden und insoweit bemerkenswert war, als dass sie, obwohl Trolle nur kalt zu schmieden vermochten, aus zwei verschiedenen Metallen bestand…
    Das Schmatzen des Drachens wurde leiser. Ein kurzer Blick über die Schulter bestätigte Polterboldt, dass das Tier seine Mahlzeit beendet hatte. Der Eisenmeister stieß einen kurzen Pfiff aus, und seine Knechte gingen wieder an die Arbeit. Einer begab sich zum Amboss hinüber, und der andere stieß halbherzig die Lanze in die vernarbte Flanke der Glimmschwinge, um den Drachen zu reizen. Mit einem zornigen Grunzen begann der Drache erneut, Feuer zu speien, eine gleichmäßige grellweiße Flamme, hell und heiß, die dem Stahl keine Chance ließ. Und während seine Eisenknechte die neuen Ritualäxte im Atem des Drachen wendeten, grübelte Polterboldt weiter darüber nach, wie zwei Metalle sich allein durch rohe Gewalt zu einem verbinden ließen. Nicht einmal hundert Trolle hätten die dafür nötige Kraft aufbringen können.
    Die Hitze in der Schmiede war schier unerträglich. Unablässig atmete die

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