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Aster, Christian von - Die grosse Erdfer

Aster, Christian von - Die grosse Erdfer

Titel: Aster, Christian von - Die grosse Erdfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zwerg und Uberzwerg
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Und frisieren ließ er sich auch noch. Es gab also keinen vernünftigen Grund, warum ein Zwerg sich seinen Bart abschneiden sollte.
    Wenn diese finsteren Verschwörer aber tatsächlich Zwerge ohne Bärte waren, dann bedeutete das, dass sie keine Seelen besaßen… Eine grauenhafte Vorstellung.
    Oder aber sie waren überhaupt keine Zwerge und stattdessen Dämonen. Dass es Dämonen ohne Bärte gab, war durchaus möglich. Sogar wahrscheinlich, da man ja in der Hölle weder Bart noch Seele brauchte.
    Die letzte – und von Hrudgroll Schleuderstein favorisierte Möglichkeit – war, dass es sich bei den Trägern der falschen Bärte um Frauen handelte. Über diese war insgesamt nur sehr wenig bekannt. Die allerwenigsten erinnerten sich an sie, und die Überlieferungen waren widersprüchlich. Einig war man sich lediglich in Bezug auf eine Sache: dass Frauen nämlich keine Bärte besessen hatten. Dementsprechend hätten sie sich tatsächlich mit falschen Bärten tarnen müssen, um in den Gängen nicht aufzufallen.
    Bei den Verschwörern handelte es sich also entweder um Dämonen, seelenlose Zwerge oder Frauen.
    Das sah alles andere als gut aus. Mit einem finsteren Blick warf der Große Verwalter den falschen Bart zurück auf den Tisch. Er war froh, dass er eine Prophezeiung zwischen sich und die Verantwortung geschoben hatte.
    Inmitten seiner Häuptlinge saßen die fünf nunmehr Prophezeiten, wobei der Allerpriesterlichste sich in ihrer Mitte ganz augenscheinlich am unwohlsten fühlte. Im Nachhinein hätte er sich gerne wieder herausprophezeit…
    Das allerdings hätte dem Großen Verwalter nicht gefallen. Er legte Wert darauf, dass zumindest ein Werkzeug der Götter zwischen den Männern weilte, die das Schicksal des Imperiums zum Guten wenden sollten. Und da er zugleich Wert darauf legte, diese Rolle nicht selbst übernehmen zu müssen, war es nun an dem grandios Großgläubigen, zähneknirschend diesen wenig dankbaren Platz einzunehmen.
    Ebenso wie alle anderen hatte er sich inzwischen damit abgefunden, dem Imperium als Teil des Schicksalszwergs zu dienen. Obwohl sie alle verschiedene Gründe hatten: Der Allerpriesterlichste diente dem Willen des Verwalters, Fazzgadt Eisenbart wollte den Tod seines Freundes und Farrnwart Blechboldt den seiner Erzferkel rächen. Hrudgroll Schleuderstein glaubte, endlich die Verschwörung der Frauenverstecker aufdecken zu können, und Garstholm Flammrank, der zornige Drachenjäger, hatte sich versichern lassen, dass in der Prophezeiung auch einige Brocken Gold eine Rolle spielten.
    Sie alle starrten auf den falschen Bart, der elend verdreht, wie ein totes Tier, vor ihnen auf dem Tisch lag. Und in ihren Köpfen begann die fürchterliche Vorstellung von seelenlosen Zwergen und grauenhafte Erzdämonen zu wuchern.
    Das daraus resultierende Schweigen war lähmend. Schließlich war es der Ferkelbändiger, der den Blick von dem armseligen Bündel Schieferspringerhaar hob und das Schweigen zu brechen wagte.
    »Verzeiht, mein Verwalter, aber würdet Ihr dem Schicksalszwerg womöglich verraten, ob es während der letzten Schichten weitere besondere Vorfälle gegeben hat?«
    Zögernd blickte der Verwalter ihn an. »Es hat einige Tote gegeben.« Er machte eine kleine bedeutungsschwangere Pause. »Mehr als bloß deine Begleiter. Während der letzten Schichten sind mehr Zwerge durch unglückliche Umstände in die Hohe Höhle eingezogen als in den letzten dreihundert Jahren zusammen. Und das ist ein schlechtes Zeichen.«
    »Wenn es denn Zufälle waren«, gab der Ferkelbändiger zu bedenken.
    »Weder Zufälle noch Unfälle, so viel ist sicher. Ein Kieferbieger, sein Patient und ein Wurzelmeister sind gestorben. Und die Helme aller drei sind verschwunden…«
    Farrnwart senkte den Blick und grübelte. Ein Wurzelmeister… Einer der wichtigsten Berufe im Alltag des Ehernen Volkes. Die Wurzelmeister pumpten Bier durch die Gänge des Imperiums wie der Herzstein das Blut durch einen Zwerg. Ohne Bier würde das Imperium zusammenbrechen, und die Wurzelmeister waren auf ihre Art Zauberer. Schamanen. Zwergenbier ließ sich in so vieles verwandeln. Ein Quäntchen Knochenbeere, ein Stäubchen Peststeinstaub oder ein Löffel Feuerfarn, und das Bier zauberte die wildesten Visionen in einen Zwerg.
    Die Wurzelmeister vermochten Magie in Bier zu bannen.
    Die wenigsten wussten allerdings davon. Farrnwart Blechboldt, der Ferkelbändiger, hingegen schon. Schließlich hatte einer der Wurzelmeister ihm sein größtes Geheimnis

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