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Aster, Christian von - Die grosse Erdfer

Aster, Christian von - Die grosse Erdfer

Titel: Aster, Christian von - Die grosse Erdfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zwerg und Uberzwerg
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Wurzelmeister war etwas flau im Magen. Er wurde bleich im Gesicht und wandte sich eilig ab, um zu den bestellten Waren hinüberzugehen. Er hatte nicht bemerkt, dass etwas an dem Lächeln des Fremden nicht stimmte. Dass der Bart sich unnatürlich zum Mund bewegt hatte. Dass es nicht das Lächeln eines gewöhnlichen Zwerges gewesen war. Und hätte er genauer hingesehen, dann wäre ihm aufgefallen, dass der Mund nicht zum Bart und der Bart nicht zum Gesicht passte…
    Langsam folgten die beiden Unbekannten dem Wurzelmeister zu einem in den Fels gehauenen Flaschenschrank, wobei der eine dem anderen mit einem verschlagenen Grinsen zuraunte: »Fünf Brocken kommen uns sogar noch entgegen…«
    In diesem Moment drehte sich Dutzendschluck wieder zu ihnen um und präsentierte eine in Stoff gehüllte Flasche. »Es erfüllt alle Anforderungen, allerdings ist es bedauerlicherweise etwas lichtempfindlich.«
    »Lichtempfindlich?«
    »Ja, sowohl Fackeln als auch Käfern gegenüber. Wenn es zu lange dem Licht ausgesetzt ist, verfärbt es sich schwarz. Aber zum Schutz davor habe ich, wie ihr seht, die Flaschen mit Stoff ummantelt. Und ein paar Schläge lang hält es sich schon.« Er wies auf den Schrank und die einhundert Flaschen darin.
    Die beiden Zwerge wandten sich kurz ab und wechselten einige Worte miteinander. Dann trat der eine von ihnen näher und riss Dutzendschluck die Flasche aus der Hand. Er öffnete sie, roch daran und zischte dann dem Wurzelmeister zu: »Lichtempfindlich. Das war nicht ausgemacht, Wurzelkocher!«
    Dutzendschluck hatte ein wenig zu zittern begonnen und war sogar schon bereit, wieder auf die ursprünglichen drei Brocken zu gehen, als sein Gegenüber die Flasche ansetzte und trank. Er nahm zwei Schlucke und funkelte den Wurzelmeister an. »Aber zumindest der Rest stimmt. Du hast dir deine sechs Brocken redlich verdient.«
    Sechs? Großgroll Dutzendschluck fühlte sich wie der glücklichste aller Zwerge, als hätte er den selbstgrabenden Gang erfunden. Sechs Brocken Gold. Fantastisch. Dies musste seine Glücksschicht sein!
    Die beiden Unbekannten öffneten ihre Taschen und förderten einige kleine, dem Anschein nach schwere Beutel zutage. Jeder von ihnen war mit kleinen Ledergurten versehen, mit denen man sie am Gürtel befestigen konnte. Dagegen hatte Dutzendschluck nichts einzuwenden. Er nahm den ersten Beutel entgegen und öffnete ihn. Zehn Stein Gold. Ein Brocken. Innerlich frohlockend schloss er den Beutel wieder und knotete ihn an seinem Gürtel fest. Diesem folgten ein weiterer und der nächste. Beim vierten begriff Dutzendschluck, wie schwer diese Kerle zu tragen gehabt hatten. Das aber hielt ihn nicht davon ab, auch noch die letzten beiden Beutel an seinen Gürtel zu binden. Er konnte kaum noch gehen, so schwer wog das Gold an seinem Leib.
    Seine seltsamen Kunden hatten währenddessen begonnen, sich gegenseitig die stoffumwickelten Flaschen in die Trunktragen zu füllen. Das Ganze ging ohne ein Wort vonstatten. Sie arbeiteten präzise, jeder Handgriff saß. Sie wussten, was sie taten und was sie wollten.
    Der Wurzelmeister hingegen malte sich bereits aus, was er mit all dem Gold anfangen würde. Im Gegensatz zu ihm wussten die beiden Unbekannten das jedoch bereits. Und tatsächlich ging es weniger darum, was Großgroll Dutzendschluck mit dem Gold anfangen würde, als vielmehr, was das Gold mit ihm anfangen würde. Kaum nämlich hatten sie alle Flaschen in ihren Tragen verstaut, packten sie den Wurzelmeister und schleppten ihn auf einen der Stege über den Bierbottichen. Als Dutzendschluck zu schreien versuchte, stopften sie ihm seinen eigenen Bart in den Mund. Dann nahmen sie ihm den Helm weg und warfen den Zwerg in den Bottich.
    Des Goldes wegen sank er schnell.
    Und die beiden Fremden konnten sich vorstellen, wie er sich im trüben Bier verzweifelt von seinem sauer verdienten Gold zu befreien versuchte, was ihm jedoch nicht gelang, weil die dünnen Ledergurte an den Beuteln aufquollen. Wie seine Bewegungen immer hektischer wurden, die Luft immer knapper.
    Einen Beutel wurde Dutzendschluck noch los. Die restlichen aber hielten ihn am Grund des Bottichs fest, sodass er wenig später biertriefend und mit fünf Brocken Gold behangen in die Hohe Höhle einzog.
    Als die beiden fremden Zwerge wenig später das Braugewölbe Großgroll Dutzendschlucks unauffällig und mit einhundert Flaschen mysteriösen Gebräus in ihren Trunktragen verließen, wussten sie, dass man seine Leiche frühestens in drei

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