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03 - Geheimagent Lennet und die Saboteure

03 - Geheimagent Lennet und die Saboteure

Titel: 03 - Geheimagent Lennet und die Saboteure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vladimir Volkoff
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Lennet beim Secret Service

    »Sie werden mich ,Mister Smith' nennen", sagte der Engländer.
    »Sehr wohl, Colonel Hugh", antwortete Lennet.
    Der Engländer hatte rötliches Haar und trug einen kleinen rotblonden Schnurrbart, der wie eine Zahnbürste aussah. Sein Blick auf den jungen Franzosen, der ihm in seinem Mahagoni-Büro gegenübersaß, war nicht gerade freundlich. »Woher wissen Sie, daß ich Colonel Hugh bin?« fragte er kühl.
    Lennet - schlank gewachsen, mit feinen, aber scharfgeschnittenen Gesichtszügen und einer blonden Haarsträhne über der Stirn - setzte seine Unschuldsmiene auf:
    »Er steht auf einem Schild an der Tür zu Ihrem Büro mit Ihrem Namen und Ihrem Dienstgrad.«
    Der Engländer war perplex, ließ sich aber nichts anmerken.
    Sein Gesicht wirkte hölzern.
    »Bis jetzt war ich vielleicht Colonel Hugh", bemerkte er spitz,
    »ab sofort bin ich aber ,Mister Smith' - ist das klar?«
    »Sehr wohl, Mister Smith.«
    »Wenn Sie an Colonel Hugh schreiben, benutzen Sie einfache Briefumschläge und adressieren sie mit ,John Smith'. Und wenn Sie mit Colonel Hugh telefonieren wollen, dann verlangen Sie Mr. John Smith und erklären, daß Sie im Auftrag seines Neffen Alfred anrufen. Ist das auch klar?«
    Lennet nickte mit dem Kopf.
    »Warum ausgerechnet Alfred?«
    »Weil es ein typisch französischer Vorname ist. Ich könnte doch wohl einen französischen Neffen haben. Außerdem: Sie denken doch nicht im Ernst daran, sich als Inländer auszugeben
    - mit dem auffallenden Akzent in Ihrem Englisch?«
    »Wollte es eigentlich tun, Mr. Smith. Erlauben Sie mir übrigens, höflich darauf hinzuweisen, daß der Vorname Alfred in Frankreich längst aus der Mode ist.«
    Der Engländer zuckte mit keiner Wimper.
    »Meinetwegen - wenn Alfred nicht mehr zeitgemäß ist... Sie mögen recht haben. Aber sicher wird der Name eines Tages wieder sehr beliebt sein, so wie Sophie oder Thierry. Denken Sie daran, junger Mann: Ein guter Geheimagent hält sich nicht mit der Gegenwart auf - er denkt an die Zukunft. Sein ganzer Einsatz ist darauf ausgerichtet.«
    »Stehe zu Diensten, Mr. Smith. Es sind aber schon achtzehn Jahre her, daß ich getauft wurde...«
    Der Colonel schnitt Lennet das Wort ab, blieb aber ruhig: »Ich stelle fest, daß die Bockbeinigkeit der Franzosen wieder mal deutlich bewiesen ist. Würden Sie mir nun gestatten, die weiteren Instruktionen zu erläutern?«
    »Ich bitte darum.«
    »Wenn Sie Colonel Hugh unterwegs begegnen sollten...«
    »Wenn ich Colonel Hugh begegnen sollte...«
    »Dann gehen Sie einfach an ihm vorbei.«
    »Bitte schön.«
    »Das ist im Interesse der Geheimhaltung unbedingt nötig.
    Niemand trifft sich mit mir ein zweites Mal. Sollten Sie Wert darauf legen, mit einem Angehörigen meines Dienstes Verbindung aufzunehmen...«
    »Was mich wundern würde -"
    »So wenden Sie sich an Mr. William Bitchum.«
    Das Gespräch wurde französisch geführt. Lennet machte es Spaß, Wort für Wort auf die Waagschale zu legen. Kein Wunder, daß er jetzt den Colonel höflich darum bat, den Namen des Verbindungsmannes zu buchstabieren.
    »Beauxchamps", sagte der Engländer langsam und deutlich.
    »Das ergibt aber ,Beauxchamps'!« rief der Franzose.
    »Und spricht sich ,Bitchum' aus!« entgegnete prompt der Colonel und behielt seine gelassene Miene bei.
    »Ich sehe schon: der Name ist weich wie Gummi.«
    »Ihre Bemerkung läßt mich kalt", meinte der Engländer und rümpfte die Nase. »Die Namen werden ausgesprochen, wie sie sich schreiben. Und Bitchum wird nun eben ,Beauxchamps' geschrieben und ,Bitchum' ausgesprochen. Völlig klar.«
    »Merkwürdig - für alles und jedes, was mit dem Geheimdienst zu tun hat, wenden die Engländer ihre ganze reiche Phantasie auf. Selbst die Eigennamen werden noch verschlüsselt.« Die Worte des jungen Agenten klangen nicht gerade schmeichelhaft.
    Lennet, Angehöriger der französischen Sicherheitsgruppe »SNIF", war mit einem Geheimauftrag nach London beordert worden. Seine Vorgesetzten vom »Service National d'Information Fonctionelle" (auf deutsch etwa »Nationaler Informations- und Abwehrdienst") hatten ihn zeitweilig den Kollegen vom Secret Service zur Verfügung gestellt. Das bedeutete aber keinesfalls, daß Lennet hier in England nur eine Schachfigur sein würde und ihm die Herren auf dieser Seite des Ärmelkanals nach Belieben auf die Zehen treten dürften.
    Colonel Hugh ließ seine Fingerspitzen über eine Papierschere gleiten, die auf dem Schreibtisch lag, und lehnte sich

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