Astrilandis Buch 1
frischer Luft füllte. Eine große Unruhe überkam ihn und er fühlte tief in seinem Inneren, dass er noch nicht darauf vorbereitet war, was ihn schon bald erwartete.
Er machte sich auf, um Myadne zu suchen, die ihn zum Astrilusfest begleiten sollte. Sie blickte ihn voll Trauer an, als Hero ihr vom Zustand ihres Vaters erzählte. Auch wenn es ihr schwer fiel, versprach sie Hero noch einmal zu Pantheer zu gehen, um seine Wunde zu säubern und einen frischen Verband anzulegen. Ihre Gefühle für ihren Vater waren so zwiespältig, dass sie nicht wusste, wie sie mit ihm umgehen sollte. Einerseits fühlte sie Mitleid mit ihm, aber andererseits spürte sie die Härte und Ungerechtigkeit, die sie und Hero durch Pantheer erfahren hatten und die jetzt auch noch Mita getroffen hatte. Kein Wunder, dass er für seine Taten von den Göttern mit Krankheit und Schmerzen bestraft wurde. Sie sagte deshalb zu Hero, um ihn zu trösten: „Pantheer wird sicher wieder gesund werden und das Astrilusfest kann Dir zu Ruhm und Ehre gereichen. Du bist der künftige Herrscher von Astrilandis und Du hast zum Sieg über die Feinde beigetragen. Jetzt musst Du auch die Ehre und den Jubel entgegennehmen, die Dir gebühren.“ Hero sah seine Schwester lange an. Dann antwortete er: „Wenn Du an meiner Seite bist, wird es mir leichter fallen, meinen Vater zu vertreten.“ Dann trennten sie sich, um ihre festlichen Kleider anzulegen, die in ihren Räumen für sie bereit lagen.
Als Hero und Myadne den Tempel des Astrilus betraten und sich auf der obersten Stufe den Menschen zeigten, setzte ein Jubel ein, der kein Ende mehr nehmen wollte. Myadne blickte stolz auf ihren Bruder, der mit geröteten Wangen die Huldigungen entgegennahm. Sie gingen zu den vorbereiteten Thronen in der Mitte des Tempels und Hero setzte sich auf den vergoldeten Sessel und an seine Seite Myadne, die den ursprünglich für Hero vorgesehenen Thron besetzte. Die Feierlichkeiten begannen mit der Schlachtung eines riesigen Ochsen, der an einen Steinblock gebunden sein Leben für die Götter lassen musste. Die Menge schrie laut auf, als der Strahl Blut sich auf die Kleider des Schlächters und den weißen Boden verteilte. Einige Frauen sanken in Ohnmacht, andere rollten vor Verzückung die Augen, bis der Ochse stöhnend zusammenbrach. Hero, der diese Zeremonie hasste, versuchte in die Menge und nicht auf das spritzende Blut zu blicken, das ihm die Kehle zuschnürte. Auch Myadne biss die Zähne zusammen und versuchte an etwas Angenehmes zu denken, was ihr beim Anblick des toten Tieres sehr schwer fiel.
Dann brachte eine unendlich lange Reihe junger Frauen Gaben für die Götter. Sie legten ihre Geschenke links und rechts vor Hero und Myadne nieder und verbeugten sich vor den Beiden. Dann sprach der Hohe Priester zuerst zu Hero und wandte sich dann an das Volk. Er sagte:
„Im Jahr unseres Sieges über die Völker des Nordens, über Karikootos und die Vassonier werden wir dem Gott Astrilus und der Göttin Asina unsere Gaben zum Dank darbringen. Im Namen unseres Herrschers Pantheer, der heute durch eine Verletzung nicht am Fest teilnehmen kann, bitte ich die Götter, Astrilandis auch weiter mit ihrer Gunst zu bedenken und unserem jungen Herrscher und seiner Schwester wohl gesonnen zu sein. Möge der Reichtum und der Glanz von Astrilandis in die Zukunft strahlen und allen Völkern Frieden und Zufriedenheit bringen.“ Dann ging er zurück ins Allerheiligste des Tempels und man hörte Klänge von Hörnern und Trompeten, die die Götter anriefen und sie huldigten.
Auf dem großen Platz vor dem Tempel, der mit gewaltigen Säulen umstanden war, begannen die Tänze der Jungfrauen. Es war ein buntes Spektakel und der Duft von Weihrauch und anderen magischen Kräutern wehte durch die Hallen. Hero und Myadne erhielten frische Getränke gereicht und auf einem Tablett vor ihnen lagen Früchte und Gebäck, das die Frauen von Astrilandis für diesen Tag vorbereitet hatten. Alle befanden sich in Feststimmung und auch das Volk begann zu tanzen. Viele der Männer und Frauen hatten bereits Wein getrunken und ihre Ausgelassenheit steckte auch Hero und Myadne an. Doch wie es sich für Herrscher gehört, blieben sie auf ihren goldenen Thronen sitzen und sahen zu, wie sich das Volk immer mehr in Trance tanzte. Die Musiker mit ihren lauten Trommeln und Trompeten waren aus dem Allerheiligsten herausgekommen und spielten auf den Treppen des Tempels wilde Klänge bis die Nacht hereinbrach. Dann begaben sich
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