Astrilandis Buch 1
sah man sie herumtollen oder Scherze mit den Männern machen.
Die Perlentaucherinnen von Miatris, die mit einem Lederschurz bekleidet im Wasser schwammen dagegen bewegten sich ohne Scham mit ihren nackten Gliedern durch die Wellen wie Fische. Die Brüder wurden es nie leid, ihnen zuzusehen und sie zu necken. Pantheer gelang es als erstem, Laoniras Aufmerksamkeit zu erhaschen, indem er eine goldene Spange vor ihren Augen ins Meer warf. Als sie das Schmuckstück heraufgetaucht hatte und es ihm zurückgeben wollte, hielt er ihre Hand fest und sagte zu ihr: „Du bist die Königin des Meeres, behalte die Spange, sie ist ein Geschenk.“ Laonira hatte sich übermütig losgerissen und war wieder abgetaucht, nicht ohne Pantheer völlig nass zu spritzen.
Dass Karikootos von Laonira ebenso fasziniert war wie er selbst, hatte Pantheer nicht bemerkt. Karikootos, der seinem Halbbruder nur wenig glich, war verschlossen und erzählte nie, was er gerade dachte. Er beobachtete das Spiel, das Pantheer mit Laonira trieb eifersüchtig und mit zunehmendem Groll. Jedes Mal, wenn Laonira neben ihren Schiffen auftauchte und ihr helles Lachen erklang, verspürte Karikootos einen Stich in seinem Herzen, denn das Lachen galt nicht ihm, sondern Pantheer. Es war ein Spiel, das sich zwei lange Sommer immer wiederholte. Als die Brüder älter wurden, hatten sie nicht mehr so oft Gelegenheit, die Perlentaucherinnen aufzusuchen, viele Aufgaben im Palast hielten sie gefangen. Sie lernten zu kämpfen, zu reiten und die Aufgaben der Steuereintreibung waren wichtiger als übermütige Spiele auf dem Meer.
Die Herrscher von Astrilandis waren ein Geschlecht, das seit langer Zeit nur unter seinesgleichen verheiratet wurde. Es gab viele Fürstenhäuser und die Nachkommen wurden bereits bei der Geburt einander versprochen. Sich zu verlieben war nicht üblich und Verbindungen mit Salsivaren gab es nicht. Die Eltern entschieden, aus welchem Stamm eine Frau in die Familie aufgenommen wurde und die Hochzeit wurde geplant, ohne die beteiligten Brautleute um ihre Meinung zu fragen. Für beide Prinzen waren bereits die entsprechenden Mädchen ausgesucht und sie kamen aus reichen verwandten Familien, wie es die Tradition vorschrieb. Pantheer kannte dieses Mädchen, das für ihn bestimmt war nicht und er würde sie erst bei der Vermählung von Angesicht zu Angesicht sehen.
Erst als er nicht mehr zu den Perlentaucherinnen hinausfuhr, fühlte er in seiner Brust, dass er sein Herz verloren hatte an ein Geschöpf, das er nie zur Frau nehmen konnte. Ohne dass sie es ahnte, wurde Laonira in der Phantasie der beiden Brüder die künftige Königin von Astrilandis.
Nach diesen beiden Sommern folgte etwas, das Laoniras Leben für immer verändern sollte. Laonira beschloss, diese Erinnerungen noch eine Weile für sich zu behalten und diese Geschichte ihrer Tochter erst dann zu erzählen, wenn sie aus der Gefangenschaft Karikootos wieder befreit waren. Laonira ahnte nicht, dass auch ihre Tochter Bekanntschaft mit Astrilandiern gemacht hatte, die während des Perlentauchens mit ihren Booten den Salsivaren nachstellten. Myadne hatte ihrer Mutter nie etwas davon erzählt, weil sie fürchtete dann nicht mehr mitfahren zu dürfen.
Karikootos segelte hart am Wind, aber die Schiffe mit den Astrilandiern und Massoniern holten stark auf und Hero, der das schnellste Schiff führte, konnte schon Karikootos und die kampfbereiten Unnitter erkennen. Die beiden anderen Boote der Unnitter, die mit dem schweren Schatz tief im Wasser lagen, hatten sie überholt und weit hinter sich gelassen. Nur Karikootos Boot, auf dem sie die Frauen vermuteten, mussten sie erreichen und entern. Hero führte das Boot inzwischen so sicher, als ob er nie etwas anderes getan hätte. Pantheer, der auf dem Schiff war, das hinter Heros herfuhr, fürchtete, dass sein Sohn zu waghalsig agieren und sich damit in größte Gefahr bringen würde. Hero war im Kampf ein Hitzkopf, der sich durch das Schwert und die Pfeile, die er vom Orakel bekommen hatte, unverwundbar fühlte. Doch Pantheer wusste, dass Karikootos nur darauf wartete, Hero zu töten. Er war der rechtmäßige Erbe von Astrilandis und musste sterben, wenn Karikootos jemals den Thron besteigen sollte. Die Unerfahrenheit und gleichzeitige Kühnheit von Hero waren eine riskante Mischung und Pantheer hielt seine Seeleute an, alles auf eine Karte zu setzen und schneller zu segeln. Er wollte Hero beschützen und wenn es sein eigenes Leben kosten sollte.
Die
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