Astrilandis Buch 1
er vermutet hatte. Karikootos hatte den wertvollen Schatz der Göttin von Miatris gestohlen und das Heiligtum zerstört. Es lagen nur noch Trümmer der wertvollen Schreine und zerbrochene Steinblöcke umher. Wutentbrannt und voller Sorge um Laonira und seine Tochter rannte er zurück zu seinen Kriegern und begab sich mit ihnen wieder auf die Schiffe. Karikootos hatte inzwischen mit seinem Boot den Hafen bereits verlassen. Man sah in der Ferne noch sein Schiff, das gegen Norden segelte. Pantheer verlor keine Zeit, er befahl, dem Schiff Karikootos sofort zu folgen. Trotz des schweren Seegangs setzten sie alle Segel und fuhren aus dem kleinen Hafen. Obwohl nur ab und zu die Spitze des Segels von Karikootos Boot aus den Wellentälern auftauchte, verfolgten sie ihn und holten merklich auf.
12. Kapitel
In den Händen des Feindes
Laonira und Myadne waren Rücken an Rücken an den Segelmast in Karikootos Boot gebunden. Zwei Unnitter saßen an der Reling und bewachten die beiden Frauen. Myadne weinte lautlos vor sich hin. Laonira versuchte ihre Tochter zu beruhigen und sagte immer wieder zu ihr: „Meine Tochter, wir werden nicht sterben, habe keine Angst.“
Myadne flüsterte kaum verständlich: „Ich verstehe nicht, warum Du so zuversichtlich bist. Er wird uns töten, sobald wir in seinem Land sind, er ist ein grausamer Mensch und ich fürchte mich vor ihm. Er hat alle unsere Freunde umgebracht, nur um unseren Schatz zu stehlen. Er ist noch schlimmer als die Leute aus Astrilandis.“
Laonira zuckte zusammen. Sie konnte Myadnes Hand spüren und drückte sie leicht. Sie verstand ja, dass ihre Tochter nicht begreifen konnte, warum sie Astrilandis in diesem Krieg unterstützte. Sie hatte ihr bisher verschwiegen, wer ihr Vater war und sie bereute es sehr, denn jetzt war alles noch schlimmer und Myadne würde Pantheer hassen, wenn sie die Wahrheit erfuhr. „Mutter, Karikootos, dieser Barbar wird uns sicher grausam töten“, begann Myadne wieder zu jammern. „Sei still Tochter“, antwortete Laonira. Doch Myadne ließ sich nicht beruhigen: „Warum glaubst Du denn, dass er mit uns nachsichtig sein wird? Er hat doch auch unseren Schatz und alles was wir besaßen?“
Laonira fand nicht den Mut, ihrer Tochter die Wahrheit zu sagen, denn auch sie wusste, dass Karikootos grausam und falsch war. Ihr Überleben würde allein von ihrem Verhandlungsgeschick abhängen. Im schlimmsten Fall sah sich Laonira mit ihrer Tochter zusammen in einem Gefängnis auf Karikootos Burg. Sie sagte noch einmal, um ihre Tochter zu beruhigen: „Wenn wir ihm klar machen können, dass Astrilandis auch unser Gegner ist, wird er uns verschonen. Er wird es uns glauben, da ja unsere ganzen Schätze auf dem Weg nach Astrilandis waren. Woher soll er wissen, dass wir freiwillig mit Pantheer zusammenarbeiten? Wir werden uns so verhalten, dass er uns am Leben lassen wird.“ Laonira hatte so leise geflüstert, dass die Wachen nichts davon verstehen konnten. Doch Myadne hatte ihrer Mutter kaum zugehört. Sie gab ihr keine Antwort und schluchzte statt dessen laut auf. Ihre Verzweiflung berührte Laonira tief, doch sie wusste nicht, wie sie ihr helfen konnte. Sie selbst hatte Karikootos Eitelkeit in der Vergangenheit schwer verletzt. Das konnte sie nicht ungeschehen machen und dieser Mann kannte keine Vergebung. Sie hatte Pantheer ihm vorgezogen, was zwischen den Halbbrüdern zu Streit und schließlich zu totaler Zwietracht wurde.
Karikootos kleines, wendiges Segelschiff hatte inzwischen einigen Abstand zu Miatris und den Booten der Unnitter, die schwer mit den Schätzen beladen waren. Sie hatten Mühe mit Karikootos Schiff mitzuhalten und folgten in einigem Abstand. Karikootos behielt sie im Auge, um die Schätze nicht zu verlieren. Die Unnitter waren ihm jetzt zwar ergeben, weil er ihnen hohe Belohnungen versprochen hatte, aber die Gefahr, dass sie mit dem gesamten Schatz das Weiter suchten, fürchtete Karikootos ebenfalls.
Karikootos, der allein die Segel des kleinen Schiffes bediente, übergab einem der Unnitter das Kommando und baute sich breitbeinig vor den gefesselten Frauen auf. Er hatte nur einen kurzen Lederrock an, so dass sein nass glänzender, vor Kraft strotzender Körper den Frauen Furcht einflößte. Seine Brust war stark behaart und Myadne, die nur die Bewohner von Miatris mit ihrer glatten Haut kannte, wandte ihren Blick angewidert ab. Zorn stand ihm noch immer ins Gesicht geschrieben. Die Niederlage, die Pantheer ihm auf Miatris
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