Atlan TH 0004 – Logbuch der SOL
verschwunden. Für den Augenblick war Atlan in Sicherheit, aber er sah sich auch einer Informationsquelle beraubt, die mit Sicherheit besser gewesen war als die Buhrlos. Wie weit würden Hass und Enttäuschung Homer Gerigk treiben? Würde der Magnide nun gleichfalls versuchen, Atlan zu beseitigen? Der Arkonide hatte ab sofort mit dieser Möglichkeit zu rechnen.
Er wandte sich an die Schar von etwa dreißig Buhrlos, die unruhig herumstanden und sich leise unterhielten. Die Stimmung war gedrückt. Atlan unterschätzte die Buhrlos keinesfalls und schon gar nicht ihr Kommunikationssystem innerhalb des Schiffes. Insgesamt gab es fast 7000 Weltraummenschen und Halbbuhrlos an Bord, die zwar als Verbündete einen hohen Wert besaßen, aber für eine wirkliche Revolution nichts taugten. Atlan verschwendete nicht eine Sekunde an den Gedanken, den Umschwung an Bord der SOL mit Gewalt zu erreichen. Sein Weg würde ein anderer sein.
Erneut entstand Aufregung. Die ausgeschickten Buhrlos kamen zurück und trugen einen Raumanzug mit sich. An der Schulter des Anzugs, der Atlans Größe entsprach und einigermaßen gepflegt aussah, erkannte der Arkonide das stilisierte Abbild eines Eisenrhodanid-Moleküls in Gelb.
»Danke!«, sagte er. »Ich muss mich allerdings darauf verlassen können, dass ihr mich zu jeder Zeit unterstützt. Vor allem brauche ich gute Führer. Das Innere der SOL wurde stark verändert. Ich finde meinen Weg nicht mehr allein.«
Das leise Gelächter entspannte die Situation ein wenig. Ein älterer Buhrlo berührte Atlan freundschaftlich an der Schulter.
»Keine Sorge. Wir nehmen dich mit hinaus in den Raum. Am besten verhältst du dich wie ein Ferrate.«
Sie halfen dem Arkoniden in den Anzug. Atlan testete die verschiedenen Funktionen und sah beruhigt, dass sämtliche Systeme zufriedenstellend funktionierten.
»Brechen wir sofort auf?«, fragte er.
»Ja. Die Befehle wurden schon vor einiger Zeit gegeben.«
Nicht alle Buhrlos verließen den Raum. Eine Gruppe von mehr als einem Dutzend der Weltraumgeborenen nahm Atlan in ihre Mitte und zog ihn mit sich. Ein anderes Schott öffnete sich, und sie betraten einen breiten, gut erhaltenen Korridor. Gut erhalten bedeutete in diesem Fall, dass der Gang nahezu so aussah, als habe er zwei Jahrhunderte ohne Veränderungen und Schäden überstanden. Zwar fehlten Beschriftungen, die verrieten, wo man sich genau befand, aber die Beleuchtungskörper funktionierten ebenso wie einige in die Wände integrierte Interkomanschlüsse. Etwa zwanzig Meter weiter gab es sogar ein intaktes Transportband.
Die Buhrlos drängten ihn dorthin. Sie wollten vermutlich möglichst schnell wieder in einen Bereich kommen, in dem ihr neuer Freund nicht auffiel.
»Wir sind bald in einer Schleusennebenkammer«, sagte der haarlose Mann rechts neben dem Arkoniden. »Dort kannst du dich aufs Aussteigen vorbereiten.«
»In Ordnung«, erwiderte Atlan mechanisch und blickte sich um. Als sie fast am Ende des Bandes waren, kamen zwei Gestalten mit feierlichen Schritten aus einem angrenzenden Raum hervor. Sie trugen lange fallende Gewänder in hellem Blau. Auf der linken Brustseite erkannte Atlan das bronzefarbene Atomsymbol.
Ahlnaten!, signalisierte der Extrasinn überflüssigerweise.
Einer der beiden Männer hielt die Buhrlos mit weit ausholender Geste auf. Er legte seine Hand auf den Griff eines Paralysators, der in seinem Gürtel steckte.
»Wohin wollt ihr mit dem Rostjäger?«, fragte er mit leiser, aber eindringlicher Stimme.
Eine übertrieben und unecht wirkende Feierlichkeit ging von den Gestalten aus. Ihre Gesichter trugen einen vergeistigten Ausdruck zur Schau. Falsche Weisheit umgab sie wie der muffige Geruch alter Kleidung.
»Nach draußen. Wir sollen versuchen, Informationen über den Quader zu sammeln«, antwortete ein Buhrlo. Die anderen gingen weiter, nachdem sie das Band verlassen hatten. Atlan senkte den Kopf und gab sich den Anschein, über seinen Auftrag nachzudenken.
»In diesem Fall werden wir euch nicht aufhalten. Tut für das Schiff, was getan werden muss«, schloss der Ahlnate und machte eine wedelnde Handbewegung. Atlan atmete auf. Beide Ahlnaten waren bewaffnet. Er selbst besaß lediglich einen Thermostrahler und seinen Schutzschirm. Die Buhrlos zogen ihn weiter mit sich. Es ging rechts um eine Ecke und auf einen Korridor hinaus, an dessen Ende unverkennbar das Schott eines Beiboothangars zu sehen war.
Einige Ferraten standen vor der schweren Metalltür. Sie winkten den
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