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Atlantis

Titel: Atlantis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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gleichbedeutend mit dem Abstieg der weißen Rasse. Erste Stufe eines Abstiegs, der weiter und weiter zum Unterliegen führen mußte.
    Tredrup hatte gesessen, alles um sich vergessend. Bis das Wort Tschadseeschlacht ihn weckte. Noch einmal hatte Uhlenkort die Worte wiederholt, die Tredrup beim Obermoser gesprochen. Dann hatte er gewußt, um was es ging.
    Erste instinktive Regung: Weigern! Diese Aufgabe… riesengroß hatte sie vor ihm gestanden. Schon war sein Mund geöffnet zu dem Wort: Unmöglich.
    »Sie wären der einzige in der Welt, der es könnte.«
    Wie ein Hieb hatten ihn diese Worte Uhlenkorts getroffen. Er, der einzige in der Welt… er, Tredrup. Das Wort haftete in seinem Hirn, dem Ansturm kühler Überlegung spottend. Aufgesprungen war er, hatte dem anderen die Hand gereicht.
    »Ich tu’s!«
    Uhlenkort hatte noch weitergesprochen. Tredrup hatte nichts davon gehört. Seine Gedanken waren bei der Tat. Noch am selben Tag war Uhlenkort zurück nach Hamburg geflogen, hatte ihn mitnehmen wollen.
    Doch er hatte es abgelehnt. Seine Belegschaft wenigstens ein Stück des Weges zu geleiten lag ihm am Herzen.
    Und so stand er jetzt am Stettiner Kai. Abschiednehmend von ihnen, die sich um ihn drängten, immer wieder seine Hände ergriffen und schüttelten, ihm das Versprechen abzwangen, sie aufzusuchen da drüben im alten Land in Asien. Das Postflugzeug, das von Hafen zu Hafen die Küste entlangstrich… Stralsund… Tredrups Hand glitt von dem Kabinenfenster ab, legte sich lieber die Augen. Suchend glitt sein Blick nach Nordosten. Die alten Bilder waren wieder da.
    Vineta! Ein Zauberwort! Es zwang ihn. Er rief den Steward.
    »Mein Gepäck weiter nach Hamburg! Ich steige aus… folge mir einer der nächsten Maschinen.«
    Ein flinkes Hochseeboot fuhr eben hinüber. Er sah auf dem Vorderdeck. Das Glas ruhte in seiner Hand. Was er im Traum gesehen, was jetzt sein leibliches Auge sah, verschmolz zu einem Bild. Da war Rügen… Da war seine Südspitze… jetzt… da war die Rudenbucht, die Südspitze von damals. An ihr vorbei. Der Oderarm. An seinem Ostufer wieder wie damals… Vineta. Seine Augen starrten darauf. Was er da sah… im hellen Sonnenschein. Das Bild, es kam… es ging. Die Stadt mit der ragenden Burg… das graue, kahle, schlickbedeckte Land… Visionen, wechselnd wie im Kaleidoskop. Bald das… bald das. Was war Wirklichkeit? Was war es? Die Frage! Aber dann stand er an Land. Sie hatten die Anker geworfen. Sah den Boden, den seine Füße traten. Er beugte sich hinunter, daß seine Hände den feuchten, kühlen Boden berührten. Sand… Schlick! Wie draußen auf den Watten der Nordsee zur Zeit der Ebbe. Wie da oben auf dem neugeborenen Black Island.
    Black Island… Vineta… ein Rätsel wie das andere. Eine Lösung wie die andere. Was war’s? Die Lösung. Beide… aus dem Meer waren sie entstanden… gewachsen wie das Korn auf der Flur, das der Sämann in die Erde gesenkt. Der Sämann! War’s nicht der Geheimnisvolle… in seinem Boot? Black Island… Vineta…
    Vergeblich kämpfte Tredrup mit den wirr sich überstürzenden Gedanken. Die alte Klippe! Immer wieder scheiterte er daran. Wo blieb der Zusammenhang, für eines Menschen Geist begreiflich? Er taumelte vorwärts, die Füße haftend in dem zähen Sand.
    Dem alten Land zu! Usedom! Er stolperte, stürzte, richtete sich auf. Tiefe Gruben durchzogen den Boden. Da lagen Spaten, Hacken. Frische Menschenarbeit.
    Weiter! Eine leichte Wellblechhütte vor ihm. Er kam heran, trat ein. Zwei Männer saßen darin. Bei seinem Eintritt drehten sie sich um.
    »Wer sind Sie? Was wollen Sie?«
    Einen Augenblick stand er, keuchend, tief atmend, bis er die Antwort fand. »Ich kam von Stralsund mit dem Schiff. Ich suchte Vineta und…«
    »…fanden es nicht!« Der Ältere fiel ihm lachend in die Rede. »Sie glauben wohl, hier im alten Vineta wie in den Ruinen Pompejis wandern zu können. Durch die Mauern der alten Jomsburg steigen zu können? Nein, mein Lieber.«
    Er lachte. »Die werden Sie nicht sehen… nie sehen. Nie wird ein Mensch – mögen auch die Ausgrabungen noch so weit vorschreiten –, nie wird ein Mensch das Bild vor Augen haben, wie sie aussah, die versunkene Königin des Meeres: Vineta! Wie schön ihr Gesicht war, wie köstlich ihre Kleidung!«
    Tredrup stand da, starrte den Mann an. Es schrie in ihm, zu sagen: Ich weiß, wie es aussah… Ich kann es euch zeigen und malen, das Bild der Königin Vineta… Ich sah sie… war ihr Gast… sah sie

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